Thema:
Re:Selbstverständnis von Linken und Rechten flat
Autor: Pezking
Datum:21.06.20 21:08
Antwort auf:Selbstverständnis von Linken und Rechten von Xtant

>Warum geben Linke im Allgemeinen offen - wenn nicht sogar gerne - zu, dass sie Links sind, während die typischen Neurechten Neokonservativen offensichtlich größte Probleme damit haben, (sich) ihre Gesinnung einzugestehen?

Rechte wollen nicht rechts sein. Rechts ist seit dem Zweiten Weltkrieg ziemlich verbrannt.

Deshalb versteift man sich da gerne auf nebulöse Begriffe zur Selbsteinschätzung. Mutig. Ehrlich. Wahrheitsliebend. Realistisch. Vernünftig. Wach. Unverblendet.

Gleichzeitig verschieben Rechte (leider erfolgreich) die nach wie vor eher konservative Mitte weiter von sich weg. AfD-Leute bezeichnen Bundespräsident Steinmeier auf Twitter als linksextrem. Helene Fischer positioniert sich gegen Rassismus und wird direkt der Antifa zugeordnet. Merkel ist eine linke Ausländerkanzlerin. Wer Ausländer oder generell Minderheiten in Schutz nimmt, ist zwangsläufig ein Linker. Und diese Denke setzt sich landläufig durch.

Aber wie viele "Linke" sind wohl auch wirklich Antikapitalisten? Wie viele Leute, die gesellschaftlich liberal gesinnt sind, wählen dennoch CDU oder maximal die Grünen?

Das Problem ist, dass heute alles als "links" in einen Topf geschmissen wird, was nicht asozial, diskriminierend und spaltend unterwegs ist. Und von dieser Spaltung profitieren nur die Rechten. Denn damit sind sie nicht mehr nur eine asoziale Randgruppe, sondern eines von zwei Lagern. Eine Denke, die manche User hier auch nur zu gerne auf unser Forum übertragen möchten, aus artverwandten, der Selbsterhöhung dienlichen Beweggründen.

Und die Rufe nach einer vermeintlich "wahren" konservativen Wahlmöglichkeit zwischen AfD und Mitte dienen letztendlich auch nur der verfälschenden Linksfärbung der tatsächlichen aktuellen Mitte. Die politisch und wirtschaftlich konservativ, gesellschaftlich jedoch liberal unterwegs ist.

Aber letzteres treibt die Rechten nun mal auf die Palme. Die wollen die Gesellschaft der Prä-68er-Zeit zurück. Und wer das verhindern will, ist noch lange nicht links.


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