Thema:
Re:Nächster Fall - Rayshard Brooks flat
Autor: token
Datum:15.06.20 09:47
Antwort auf:Re:Nächster Fall - Rayshard Brooks von Telemesse

>Alles richtig aber vielleicht sollte man die Debatte auch nicht nur so einseitig betrachten sondern auch mal an die Vernunft aller Beteiligten appellieren.
>Im hier besprochenen Fall hätte auch Brooks jede Möglichkeit gehabt aus der Sache gesund und munter raus zu kommen. Er war offensichtlich und nachweislich (mindestens) betrunken. Wahrscheinlich hätten die Cops ihn mitgenommen, er hätte ein paar Stündchen in einer Ausnüchterungszelle verbracht (das exakte Procedere dort ist mir leider nicht geläufig) und wäre dann wohl nüchtern, gesund und ohne Führerschein nach Hause spaziert.


"Do not resist bro, DO NOT RESIST!11"
Das ist halt ein gravierender Punkt.
Dann kommt Suff hinzu, und dann vielleicht sogar Angst vor diesen Menschen.
Ich sag mal so, ich bin im Vollsuff mal über den ersten Zaun vom Verfassungsschutz und hab dort auf der Wiese getanzt. Ich halte mich eigentlich für ausreichend vernünftig einen derartigen Quatsch nicht zu tun, war unter Drogeneinfluss aber anders.
Und ich find's auch ganz knorke dass die mich nicht erschossen, verprügelt oder verhaftet haben.

Und das ist doch einfach nur die Anspruchshaltung dass du Menschen hast die solche Situationen korrekt einwerten und auch bei kleinen Eskalationen nicht die Nerven verlieren.

>Da darf man doch die Fragen stellen:
>1. Ist es OK so besoffen mit dem Auto rumzufahren das ich am Ende sogar in der Warteschlange am Drive in einpenne?


Nein.

>2. Wenn die Cops mich dann erwischen sollte ich dann nicht lieber kooperieren und mich über meine eigene Blödheit ärgern?

Wenn du betrunken bist, bist du nur noch bedingt zurechnungsfähig. Das kann man schon daran erkennen dass du es in diesem Zustand für eine gute Idee gehalten hast dich ans Steuer zu setzen und dann vor diesem eingepennt bist. Dafür gehört man zur Rechenschaft gezogen.
Und, das ist absolut ein Fall für einen Polizeieinsatz, da man hier schon im Vorfeld einen möglichen Arrest in Betracht ziehen muss. Gleichwohl ein relativ einfacher der auch in so einer Dynamik niemals nicht darin enden sollte dass drei Schüsse abgegeben werden, davon zwei im Rücken des Täters landen und dieser daran verstirbt.

Gab es einen Anlass für Präsenz?
Sollte ein solches Verhalten auch mit weitreicherenden Konsequenzen beim Täter einhergehen?
Dass man beides bejahen kann, heißt doch nicht, dass das was man da sieht auch nur im entferntesten auf Verständnis stoßen sollte.

>3. Sollte ich dann eine Rauferei mit der Polizei anfangen im Bewusstsein das die beiden bewaffnet sind und der Schusswaffeneinsatz in USA nicht ganz so unüblich ist?
>4. Sollte ich dann noch einem Polizisten einen Taser entwenden im Bewusstsein das die beiden bewaffnet sind und der Schusswaffeneinsatz in USA nicht ganz so unüblich ist?
>5. Sollte ich mich beim weglaufen noch mal umdrehen und mit dem Taser auf die Polizisten zielen/schießen  im Bewusstsein das die beide bewaffnet sind und der Schusswaffeneinsatz in USA nicht ganz so unüblich ist?
>

Der Typ kann kaum gerade aus gehen. So wird es dir auch schon gegangen sein. Wenn es dir das nächste mal so geht, mach mal einen IQ-Test.
Dass die Arbeit eines Gesetzeshüters einfacher ist wenn sich ein Täter nicht wie ein Idiot verhält, liegt auf der Hand. Da Menschen nun mal sehr sehr häufig zur Idiotie neigen, erfordert diese Arbeit entsprechend dass man mit einer solchen umgehen können muss. Wenn man in so einem Fall wie dem hier meint irgendwelche Details diskutieren zu müssen vor dem Hintergrund eines solchen Geschehens mit tödlichem Ausgang, dann ist imo schon allein dieser Umstand hier relativierende Diskurspotenziale auszumachen hinsichtlich Wahrnehmung der Polizei und der Anspruchshaltung an diese etwas das mich persönlich irritiert.

>Ich denke die Beantwortung der Fragen dürfte eindeutig ausfallen.
>Rechtfertigt das Brooks beim wegrennen zu erschießen?
>Imo ganz sicher nicht, da der Typ ja keine potenzielle akute Bedrohung darstellte und wohl auch einfach später zu Hause hätte eingesammelt werden können.
>D.h. das Ganze ist imo keine Einbahnstraße und da muss sich auf beiden Seiten gehörig was am Verhalten ändern.


Der entscheidende Unterschied ist, Mensch sein ist kein Beruf aus dem man gefeuert werden kann wenn man gewissen Anspruchshaltungen nicht genügt. Stattdessen wird man reguliert. Diese Regulierung gibt es schon heute.
Auf der anderen Seite hat man die Prozesse und das Personal aber selbst in der Hand, da kann man gezielt gestalten. Da muss man nicht eine komplette Gesellschaft erziehen, da kann man Spezialisten ausbilden die man sich selbst aussucht. Und das ist teuer wenn man da eine hohe Anspruchshaltung hat.
Menschen die hohe Verantwortung tragen und geeignete Kompetenzen mitbringen, sprich, einen Job ausüben für den halt nicht jeder Heiopopeio geeignet ist (der aber dummerweise auf ungeeignetes Personal eine hohe Strahlkraft ausübt), dann hat man da die Krux der Realisierbarkeit. Und darauf wollte ich halt hinaus, dass es auch hier Aufgabenfelder gibt die man zielgerichteter besetzen kann, und die Spezialisten zu entlasten und im Zuge dessen die Qualität dieser Institution zu heben.

Mal zu mir, ich kenne persönlich einen Fall von absurder Polizeigewalt gegen einen ehemaligen Freund.
Und ich hab auch schon erlebt dass ohne eigenes Verschulden die Polizei in meine Wohnung eingedrungen ist und hab mich im Nachgang sehr gewundert wie initial mit mir umgegangen wurde.
Und als Fan hab ich schon diverse Szenen der Polizei erlebt wo ich die Polizei als klaren Aggressor wahrgenommen habe der die Gunst der Stunde für paar Feldübungen genutzt hat, ohne dass es dafür einen Anlass gab.

Ich halte eine sehr hohe Anspruchshaltung an diese Instanz für vernünftig und sehe auch bei uns Handlungsbedarf bei Schieflagen die weiterhin im Duldungsraum stehen. Trotz solcher habe ich eine positive Grundhaltung zur Polizei, ich sehe da auch keinen Widerspruch.


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