Thema:
Re:Nächster Fall - Rayshard Brooks flat
Autor: Telemesse
Datum:15.06.20 08:58
Antwort auf:Re:Nächster Fall - Rayshard Brooks von token

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>>>Da der Polizist aber weiß dass es ein Taser und keine tödliche Waffe ist, ist das Verhalten des Polizisten doch mehr als falsch. So viel Umsicht sollte bei einem geschulten Gesetzeshüter drin sein statt dann aus nächster Nähe 3 Schüsse auf einen alkoholisierten Mann, dessen Personalien bereits aufgenommen wurden, abzufeuern.
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>>Ein Taser könnte aber definitiv dazu eingesetzt werden, um die tödliche Waffe eines damit ausser Gefecht gesetzten Polizisten in den Besitz zu bringen. Sowas muss immer in die Überlegung zum Schusswaffengebrauch mit einfliessen und wird wohl auch so ausgebildet.
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>Ausbildung ist ein gutes Stichwort. 9-12 Wochen Turbokurse. Schnitt von 2009 lag wohl bei 19 Wochen.
>Aktuell glaube ich niedriger.
>Da wird hier selbst bei einer Hotelfachkraft deutlich länger geschult.
>Da liegt so einiges im Argen.
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>>Die Reaktion der Cops erscheint einem äusseren Betrachter harsch und übertrieben, muss aber nicht zwangsläufig falsch sein.
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>Kommt auf die Perspektive an, bei einer Perspektive wo der Einsatz tödlicher Waffengewalt letztes Mittel sein sollte ist das was man sieht nicht nur falsch sondern regelrecht irre. Und, es ist ein aktueller Vorfall, mitnichten ist das was man da sieht etwas was man so noch nicht gesehen hätte.
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>Hinzu kommt auch das Problem der Perspektive wenn man davon ausgehen muss dass solche Muster etabliert sind. Das führt zu Angst. Stell dir vor du gehst nachts allein über den Gehsteig und siehst eine lautstarke aggressive Gruppe auf dich zukommen. Natürlich wird dir unwohl, du witterst eine Bedrohung, wechselst vielleicht die Straßenseite, senkst vielleicht den Kopf, willst nichts anbieten was die irgendwie triggert. Und jetzt stell dir mal vor so geht es dir wenn du Cops siehst, auch dann wenn du nichts verbrochen hast. Die Institution die da ist um Menschen ein Gefühl von Sicherheit zu geben macht dir Angst. Und das zu Recht.
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>Für Schiefstände die man über Jahrzehnte verschleppt und weiter anhäuft gibt es auch keine einfachen Lösungen, auch das wird Jahre brauchen das alles halbwegs einzufangen, gesetzt dem Fall man versucht es überhaupt. Und genau hier wird der Fall USA auch für Deutschland interessant, solche Dinge schon dann sehr ernst zu nehmen wenn sie nur im Ansatz beobachtbar sind.
>Heißt, hohe Anspruchshaltung an den Job und ein in Relation zu dieser Anspruchshaltung angemessenes Gehalt. Und um das zu stemmen kann man auch hier gewisse Aufgabenfelder die keine bewaffneten Spezialisten brauchen weiter delegieren um das Volumen an Aufgaben zu reduzieren. Wird hier teils ja schon so gemacht, Stichwort Ordnungsamt oder Streetworker, das sind imo sehr sinnvolle Modelle die man stärken kann um in diesem Zuge auch den Polizeiarm zu verbessern.


Alles richtig aber vielleicht sollte man die Debatte auch nicht nur so einseitig betrachten sondern auch mal an die Vernunft aller Beteiligten appellieren.
Im hier besprochenen Fall hätte auch Brooks jede Möglichkeit gehabt aus der Sache gesund und munter raus zu kommen. Er war offensichtlich und nachweislich (mindestens) betrunken. Wahrscheinlich hätten die Cops ihn mitgenommen, er hätte ein paar Stündchen in einer Ausnüchterungszelle verbracht (das exakte Procedere dort ist mir leider nicht geläufig) und wäre dann wohl nüchtern, gesund und ohne Führerschein nach Hause spaziert.
Da darf man doch die Fragen stellen:
1. Ist es OK so besoffen mit dem Auto rumzufahren das ich am Ende sogar in der Warteschlange am Drive in einpenne?
2. Wenn die Cops mich dann erwischen sollte ich dann nicht lieber kooperieren und mich über meine eigene Blödheit ärgern?
3. Sollte ich dann eine Rauferei mit der Polizei anfangen im Bewusstsein das die beiden bewaffnet sind und der Schusswaffeneinsatz in USA nicht ganz so unüblich ist?
4. Sollte ich dann noch einem Polizisten einen Taser entwenden im Bewusstsein das die beiden bewaffnet sind und der Schusswaffeneinsatz in USA nicht ganz so unüblich ist?
5. Sollte ich mich beim weglaufen noch mal umdrehen und mit dem Taser auf die Polizisten zielen/schießen  im Bewusstsein das die beide bewaffnet sind und der Schusswaffeneinsatz in USA nicht ganz so unüblich ist?

Ich denke die Beantwortung der Fragen dürfte eindeutig ausfallen.
Rechtfertigt das Brooks beim wegrennen zu erschießen?
Imo ganz sicher nicht, da der Typ ja keine potenzielle akute Bedrohung darstellte und wohl auch einfach später zu Hause hätte eingesammelt werden können.
D.h. das Ganze ist imo keine Einbahnstraße und da muss sich auf beiden Seiten gehörig was am Verhalten ändern und da sind eben alle Beteiligten geforten durch ihr Berhalten die Umstände so zu beeinflußen das es eben nicht eskaliert.


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