Thema:
Re:Zwischenbilanz: 400 verletzte und zwei tote Poliziste flat
Autor: Telemesse
Datum:09.06.20 00:01
Antwort auf:Re:Zwischenbilanz: 400 verletzte und zwei tote Poliziste von Pjotr

>>Könnte daran liegen, dass manche Leute in einem Konflikt parteiisch sind und nicht permanent nach "Both sides!"-Argumenten suchen, nur um den Status Quo zu schützen.
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>>Keiner hier will Tote sehen. Natürlich ist das scheiße! Aber wenn man nie den Dampf vom Kessel nimmt sondern institutionelle Ungerechtigkeit sehenden Auges immer weiter auf die Spitze treibt, kommt es halt irgendwann zur Eskalation.
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>>In den USA wurde jetzt ein Punkt erreicht, bei dem es der Worst Case wäre, wenn die Polizei das Schlachtfeld als gefühlter Sieger verlassen würde. Eine rundum beschissene Situation - but here we are...
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>Ich verstehe, dass man manchmal Gewalt anwenden muss, um ein politisches Ziel zu erreichen. Die absolut gerechtfertigte Tötung von Hans-Martin Schleyer ist ein gutes Beispiel aus der näheren deutschen Geschichte. Hier geht es jedoch um Menschen, deren Tod keinerlei politischen oder taktischen Nutzen hatte. Es bringt die Bewegung nicht weiter. Es war zwecklose Gewalt und als solche zu verurteilen.
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Bullshit. In einer parlamentarischen Demokratie ist Gewalt keine Option um politische Ziele zu erreichen. Darüber sollte man imo nicht diskutieren müssen. Die Tötung eines Menschen ist niemals gerechtfertigt was sich eben auch in der Abschaffung der Todesstrafe als eine der höchsten Errungenschaften einer humanen und zivilisierten Gesellschaft manifestiert.
Unstrittig ist sicher das Schleyer aufgrund seiner Historie als Überzeugungsnazi natürlich als Zielobjekt für die RAF prädestiniert war. Aber das seine Ermordung nicht den geringsten taktischen oder politischen Nutzen für die RAF hatte dürfte bei einem kurzen Blick auf das damalige Geschehen unschwer zu erkennen sein.
Und zur Klarstellung: Normalerweise schätze und lese ich deine Beiträge recht gerne, der obige Absatz läßt mich aber doch mit ziemlichem Erstaunen zurück. Um es mal freundlich zu formulieren.

>Polizeigewalt in den USA ist ein strukturelles Problem. Sie ist nicht auf das aktive Handeln einiger "bad apples" zurückzuführen. Sie ist wahrscheinlich nicht einmal auf das Handeln der Polizei an sich zurückzuführen. Stattdessen ist sie das Resultat gewaltiger gesellschaftlicher Ungleichheit, die sich gerade bei der schwarzen Bevölkerung in strukturellem Rassismus reifiziert. Es ist deshalb absurd, und absolut kein gutes Zeichen, wie sehr sich das globale Grosskapital und ein großer Teil der gesellschaftlichen Elite - also die primären und fundamentalen Nutznießer dieser Ungleichheit - mit BLM solidarisiert und die Gewalt sogar rechtfertigt. Es lässt auf eine grundsätzliche ideologische Missinterpretation der Verhältnisse von Seiten BLMs schliessen. Anders ist diese Form von recuperation nicht zu erklären. Wenn es die Elite feiert, dass sich die Arbeiterklasse (und dazu gehören Polizisten nunmal auch) gegenseitig abmurkst - dann ist etwas gewaltig schiefgegangen.


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