Thema:
Re:Die Grün*innen zum Konjunkturpaket flat
Autor: McDee
Datum:05.06.20 09:24
Antwort auf:Re:Die Grün*innen zum Konjunkturpaket von Pezking

>Es geht einzig und allein darum, dass einem antiquierte Geschlechterrollen diese Entscheidung für sich selbst nicht abnehmen sollen! Oder dass einen Krisen wie Corona in diese Rollen zurückdrängen.

Wie hätte denn Deine Lösung ausgesehen die das für die konkrete Situation während Corona maßgeblich anders gemacht hätte? Das "moderne Familienmodell" zeichnet sich ja vor allem dadurch aus, dass man massiv auf Fremdbetreuung von Kindern angewiesen ist. In einer Situation in der das wegfällt MUSS das innerhalb der Familie geregelt werden. Und da wird man in den allermeisten Fällen den wirtschaftlich sinnvollsten Weg wählen. Da leider das Gefälle zwischen Mann und Frau was den Ausbildungsweg und damit auch den Verdienst angeht in vielen Fällen sehr hoch ist, fällt die Wahl in den Familien da wenig überraschend meist auf die Frauen, die auch vorher schon weniger verdient haben als der Mann. Wenn man da aber jetzt einfach massiv Geld draufwirft löst das ja das eigentliche Problem nicht, die Frau sitzt damit immernoch zuhause und kann sich nicht beruflich entfalten, was ja das eigentliche Ziel sein sollte. Und in vielen Fällen wäre es sicherlich auch schräg angekommen wenn man Familien fördert in denen der Mann 5000 Euro heim bringt und die Frau während Corona mal auf den 700 Euro Zuverdienst verzichtet. Zudem sollte man auch nicht aus dem Blick lassen, dass auch in Familien die wirklich ausgeglichen sind (also Mann und Frau beide voll berufstätig und gleich verdienend) sich Frauen während der Coronazeit bewusst und aus freien Stücken dazu entscheiden können die Kinder vor den Beruf zu stellen und aktuell bewusst zuhause bleiben möchten. Das ist ja keine Entscheidung die man einmalig und für immer geltend treffen muss.

Daher finde ich es auch viel wichtiger die Chancen für die Zeit NACH der Pandemie maßgeblich zu verbessern. Jetzt während dem Wegfall der Fremdbetreuung hat man eine Ausnahmesituation die die Familien halt irgendwie individuell für sich am Besten lösen müssen (Alleinerziehende bedürfen da schon jetzt massiverer Hilfe, siehe unten). Generelle (und schon vorher bestehende) Missstände in Geschlechterrollen und Ausbildung/Bezahlung bekommt man halt nicht kurzfristig in einer akuten Krise mal eben hingebogen.

Für die Zeit danach muss aber alles daran gesetzt werden, dass niemandem der sich während der Zeit um die Kinder gekümmert hat ein Nachteil entsteht. Idealerweise sollte auch eine generelle Verbesserung der Schieflagen in den Familien das Große Ziel sein über Fortbildungsangebote und Förderungsprogramme.

Aber maßgeblich kommt es auf die Einstellung und Bereitschaft jedes Einzelnen an. Viele Mädchen sehen garnicht die Notwendigkeit für einen anstrengenden aber lohnenden Ausbildungsweg, die Eltern halten es gleichzeitig auch nicht für sie wichtig, sie wird hoffentlich mal gut heiraten. DAS muss raus aus den Köpfen. Erst dann werden wir einen massiven Schub an Geschlechtergerechitgkeit erreichen.

Nicht zuletzt aus diesem Grund sitze ich derzeit mit unseren Mädchen zuhause und mache das Homeschooling. Sie sollen durch diese Zeit keinen Nachteil haben, den Anschluss nicht verlieren und die bestmöglichen Chancen im Leben haben. Durch meine Ausbildung bin ich dazu derzeit einfach besser in der Lage als meine Frau und kann das zum Glück auch noch mit Homeoffice in Einklang bringen. Wenn das nicht ginge hätten wir aus wirtschaftlichen Gründen neu zwischen dem monatlichen Einkommen und der bestmöglichen Förderung der Kinder abwägen müssen.

>>Von allein Erziehenden, die auf einen Job angewiesen sind und nach wenigen Tagen völlig entnervt feststellen, dass sich die Betreuung von jüngeren Kindern und effektives Arbeiten im Home Office einander ausschließen, will ich gar nicht erst anfangen. Dazu kommen Unknusperheiten bei der Rechtslage, durch die es z.B. Notbetreuung nur bei alleinigem Sorgerecht gibt, obwohl es bei 95% der Scheidungen inzwischen ein gemeinsames Sorgerecht gibt, in 9 von 10 Fällen das Kind dann aber doch bei der Mutter lebt (Quelle: Familienministerium).
>>
>>Diesen Frauen helfen keine lausigen 300 Euro und auch kein höherer Freibetrag.
>
>Yep, völlig richtig.


Natürlich ist das richtig, aber es trifft tatsächlich ja auf ALLE Alleinerziehenden zu, auch die Männer, auch wenn die natürlich in der großen Minderzahl sind. Daher wäre es hier imo schlauer davon zu sprechen dass Alleinerziehende generell eine besondere Förderung gebraucht hätten.

mcdee


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