| Re:Tichy siegt gegen „Correctiv“ vor Gericht |  |
>Mir geht's einfach darum, dass im Selbstverständnis vieler Journalisten heute es nicht mehr darum geht zu informieren, oder in einem Kommentar eine Meinung zu vertreten. Es geht darum, die öffentliche Meinung im Sinn der selbsterwählten guten Sache zu formen. Dieses Kampagniniseren haben früher nur Schundblätter wie die Bild betrieben. Heute gehört das bei sogenannten Qualitätsmedien zum guten Ton. Der österreichische Standard erblödet sich sogar, damit sogar noch zu werben. "Der Haltung verpflichtet". Mir ist die Haltung der Standard-Redakteure ziemlich egal. Ich will Fakten und mir selber meine Meinung bilden. Und nicht gesagt bekommen, was ich zu meinen habe. Oder noch schlimmer: Durch Weglassen von Informationen manipuliert werden. Darum gings.
Verstehe ich - aber der ganze Ansatz ist grundfalsch. Du hast eine falsche Vorstellung von Journalismus.
Guter Journalismus ist objektiv und sachlich - jedoch nicht neutral.
Ein neutraler Journalismus wäre ein stumpfes Schwert, und das können sich nur Pressefeinde wünschen. Was sie ja heuer auch verstärkt tun. Denn gute Pressearbeit steht falschen Meinungen im Weg, und wer diese Meinungen trotzdem geiler findet, ist darüber natürlich nicht erfreut.
Wenn ein Journalist auf objektivem und sachlichem Weg, also über vernünftige Recherche und Quellenarbeit, zum einem bestimmten Schluss kommt, dann ist das gut und richtig so, und dann muss er auch dementsprechend schreiben. Und ja: Auch moralische Überlegungen sind hierfür relevant.
Und wenn bestimmte politische Lager dabei akut häufiger schlecht wegkommen als andere, dann müssen sie das ertragen. Es ist nicht die Aufgabe von Journalisten, hier für eine Balance zu sorgen. Meinungen müssen erlaubt sein. Auch falsche, dumme oder asoziale. Aber eine Waldorfschulenmentalität á la "Jeder ist ein Gewinner!" ist auf diesem argumentativen Schlachtfeld komplett fehl am Platz.