Thema:
Re:Warum Fleischessen ethisch Pro-(Animal)-Life ist flat
Autor: Pjotr (deaktiviert)
Datum:13.05.20 20:43
Antwort auf:Warum Fleischessen ethisch Pro-(Animal)-Life ist von 677220

Das ist kein dummer Gedanke! Im Gegenteil: diese Frage trifft im Kern eines der grundsätzlichen Probleme der utilitaristischen Moraltheorie. Dieser Komplex ethischer Fragen wird heutzutage gerne unter dem Begriff Populationsethik zusammengefasst.

In diesem speziellen Beispiel geht es nicht explizit um Fleischkonsum sondern um Tierhaltung und vor allem Tierzucht zum Zwecke des Fleischkonsums. Die Prämisse ist, dass Tierzucht zum Zwecke des Fleischkonsums immer dazu führt, dass mehr Individuen einer Art existieren als es das Ökosystem / die natürlichen Zustände zulassen würde. Würde man zum Beispiel Massentierhaltung verbieten, gäbe es wahrscheinlich Milliarden weniger Schweine, Rinder und Hühner auf der Welt.

Die moraltheoretische Fragestellung lautet dann: hat es einen grundsätzlichen moralischen Wert – trotz aller möglichen Umstände – geboren zu werden? Ist eine leidvolle Existenz immer/manchmal/nie der Nichtexistenz vorzuziehen? Ist ein Tier, dass nicht leidet, Milliarden Tieren, die ein bisschen / sehr stark / extrem leiden, vorzuziehen? Wie wägt man diese zwei Dinge ab?

Zu diesem Fragekomplex gibt es in der Moralphilosophie ein ganzes Spektrum an Meinungen: vom Antinatalismus (jedes Leben ist so sehr mit Leid behaftet, dass es besser wäre nicht geboren zu werden) bis zu Derek Parfit’s repugnant conclusion. (https://plato.stanford.edu/entries/repugnant-conclusion/)


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