Thema:
Re:Der Thread musste wieder nach oben flat
Autor: Adema
Datum:06.04.20 13:33
Antwort auf:Re:Der Thread musste wieder nach oben von peppi

>Die erste Untersuchung war komisch, was aber v. a. daran lag, dass ich keinen Plan von Alkohol hatte. Der Arzt tastete mich an Beinen und Armen ab und fragte immer wieder, ob ich dies oder das spüre. Und ich so "Hä!? Ja klar." Er sagte dann, dass die meisten, die dort vor ihm säßen, das alles nicht mehr spüren würden. "Jahrelanger Missbrauch eines Nervengiftes." Das war mir überhaupt nicht klar.  Oder das Kotzen eine Reaktion auf eine Vergiftung ist.. Die meisten Menschen finden sich aber auch nicht mit Anfang/Mitte 30 dort wieder, eher Richtung 50. Ich hab Glück gehabt. Ganz allgemein haben mega viele ältere Leute krasse Nervenschäden, die auf Alk zurückzuführen sind. In der Gesellschaft ist das einfach noch nicht angekommen und wird als Begleiterscheinung des Alterns betrachtet.
>
>Ich hatte jahrelang Probleme mit Schielen und Alkohol. D.h. wenn ich getrunken hatte, fing ich mega klischeemäßig an zu Schielen. Hatte wohl auch was mit Nerven zu tun, aber nicht nur.
>

Auf jeder Flasche Alkohol müsste eigentlich genau der gleiche Warnhinweiswahnsinn abgedruckt sein, wie auf Kippenschachteln. Aber der Alk ist leider die heilige Kuh in Deutschland. Ich weiß gar nicht mehr, ob die Folgen von Alkohol jemals in der Schule behandelt wurden.

>Cool. Hört sich doch ganz gut an.

Naja, trotz der Reduzierung war ich meistens auf Effektmaximierung aus.

>Ich musste mir irgendwann eingestehen, dass ich nie wegen des Geschmacks getrunken hab (klar hab ich gerne gute Cognacs, Brandys oder Weine getrunken), sondern wegen der Wirkung. Ich wollte nie ein Glas Wein trinken, oder ein kleines Bier. Ich hab immer gleich ne Flasche Wein oder ein Sixer Bier getrunken. Ich raff bis heute nicht, wie Leute ne halbe Flasche Bier stehen lassen können. Oder ein Rest Wein in der Flasche vergessen.
>

Bei mir ist es beides. Ich mag den Geschmack, genieße den euphorisierenden Effekt im mittelbetrunkenen Zustand. Aber wenn man den Pegel überschreitet, kippt man dann auch immer weiter nach, von Partys bin ich bspw. selten ohne Wegbier gegangen.

>Und ich liebe Schnaps. Leider. Hmpf. Mit dem Rauchen hab ich parallel mit dem Trinken aufgehört. Beste Entscheidung.
>

Mag ich auch, ich hab allerdings auf Tequila schrägste Erlebnisse gehabt, weshalb die Schnapssauferei als erstes geopfert wurde.

>Ich hab mir irgendwann die sehr einfach Frage gestellt: kannst du Verantwortung für dich übernehmen? Leider nein. Wusste nicht mehr wie ich nach Hause gekommen bin, Bremszug vom Fahrrad gerissen (am nächsten Morgen gesehen), Jacke nicht mehr gefunden, Kohle weg usw.
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>Das vermiss ich eigentlich am meisten. Den Kontrollverlust. Nüchtern sein bedeutet leider auch immer zu wissen was kommt. ;)
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Ja, vor allem, weil Dinge passieren, die man nüchtern so nie erleben würde. Aber den Kontrollverlust in Form eines Filmrisses vermisse ich echt nicht, ganz besonders deine unten beschriebenen Folgetage. Mit 25 bin ich mit nem Filmriss allerdings psychisch auch anders umgegangen, als mit 35.

>Saufen würde ich gern wieder, wenn da nicht die Kater wären. Das waren am Ende krasse Psychonummern. Total emotionale postalkoholische Superdepressionen mit Entzugserscheinungen, die ich als solche auch nicht wahrgenommen habe (Schlaflosigkeit, Schweißausbrüche, Zittern). Musste mir auch erstmal wer erklären. :)

Freunden erzähle ich, es wäre ne Pause, ich denke aber auch häufig drüber nach, wie es wäre, bis 75 nix mehr zu trinken. Ich muss mal schauen, wie sich das entwickelt. Ne Methode zum vernünftigen Umgang mit Alkohol hab ich mir schon zurechtgeschustert, allerdings verspüre ich aktuelle noch nicht den Drang, wieder was zu saufen. Und ob ich überhaupt auf Dauer vernünftig mit Alkohol umgehen kann, ist die andere Sache.


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