Thema:
Mal aus der Sicht des Zustellers flat
Autor: Xtant
Datum:09.03.20 11:08
Antwort auf:Lieferung lose auf Briefkasten, Nachbar hat reingeguckt von membran

Grundsätzlich: Ja, darf er nicht. Auf jeden Fall hätte  er klingeln können/sollen/müssen. Ob  er es rein aus Faulheit getan oder sich tatsächlich Gedanken gemacht hat, kann ich schlecht abschätzen.

Grundsätzlich sind übergroße Briefsendungen für Zusteller die Ausgeburt der Hölle.
- sie zählen von der Bemessung her (Bemessung = jährliche Bestimmung der Bezirksgröße aufgrund der Auswertung abertausender Daten) als, nunja, eben ein Brief. Das ist er so gesehen ja auch. Wie viel (bzw. wenig) Zeit dann dafür vorgesehen ist, sollte klar sein. Wie viel Lust seitens des Zustellers, dafür dann mehr Zeit aufzuwenden, auch (soll aber keine Entschuldigung fürs Fehlverhalten sein).
- diese übergroßen Briefsendungen werden explosionsartig mehr. Da ist das allgemeine Bestellverhalten. Da sind die berühmten "Chinatüten"; wo die bisherigen Maßnahmen, die Flut einzudämmen, vergeblich waren. Und da sind diese geizigen Wi**** von Amazon, die in letzter Zeit *massiv* kleinere Sendungen von Paket auf "Warenpost" (und damit sinds offiziell Briefsendungen) umgestellt haben, nur um jeden Cent zu sparen. Dass die Blödmänner dabei Umschläge verwenden, die selbst in wirklich geräumige Briefkästennicht reinpassen, ist ja das Problem der Post undder dummen Zusteller. Amazon sonnt sich derweil weiter in seinem glänzenden Service-Image.
- Wie gesagt, trotz Wareninhalt sind das alls Briefsendungen. Wie erwähnt meist aus Portoersparnis. Dass mit dem Billigporto, sei es eine BüWa oder die Chinatüte für 30 Cent, logischerweise auch Einschränkungenim Seervice einhergehen, kapieren viele aber nicht. Oder sehen es nicht ein. Da soll die Chinatüte genauso behandelt werden wie das Premium-Paket.
- Briefpost bedeutet aber auch: andere Vorgaben, andere Abläufe. Es gilt a), dass die Sendung nicht dokumentiert ist, das heißt Ablageverträge oder allgemeines Ablegen sind tabu. Und b), auch wenn theoretisch ein paar Mülltüten drin sind, das Briefgeheimnis. Heißt, Abgeben beim Nachbarn ist ebenfalls tabu. D.h. aus dem offiziell simplen Brief wird bei übergroßen-nicht-in-den-Briefkasten-passenden-Großbriefen schnell ein Aufwand, der sogar den eines Paketes übersteigt.

Wie haben inzwischen täglich so 20 bis 30 Sendungen, die irgendwo ziwschen normalem DIN-A4-Umschlag (im Dokumentensinn) und als Warenpost getarntem Paket liegen. Mit etwas Glück passen so gut wie alle in den BfK oder die Leute sind daheim, mit etwas Pech hast du an dem Tag mit denen die Pest am Hals.

Würde ich exakt nach Vorgabe arbeiten, müsste ichan einem durchscnittlichen Tag so 5-10 Großbriefe, Chinatüten etc. an die Filiale benachrichtigen. Nur, und das ist erstens der entscheidende Punkt und zweitens kommen wir damit zur Ausgangssituation zurück, ist es erfahrungsgemäß 90% der Leute halt lieber, man "schmeißt" das Zeug irgendwo hin als dass sie wegen einem "Brief" zur Filiale müssen. Wobei ich selbst das nur mache, wenn ich die Leute gut kenne und/oder das schon persönlich aus ihrem Mund so vernommen habe. Zusteller haben da den permanenten Konflikt aus eigenem Zeitmanagement, dem (evtl. kontraproduktiven) Einhalten der Vorschriften und dem Willen zum Kundenservice, wobei da nicht selten gilt: Wie man es gerade macht, macht man es für den Kunden falsch. Leider.


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