Thema:
Der offizielle (?) Gitarren-Thread flat
Autor: Jägermeister 1.0
Datum:04.03.20 14:07

Aus gegebenem Anlass, und weil eine Suche im OT ergeben hat, dass hier im Laufe der Jahre offenbar der ein oder andere Jung-Hendrix aus der Asche emporgestiegen ist (wenn auch teilweise nur kurzfristig) dacht‘ ich, ich mach mal einen generellen Gitarren-Thread auf.

Zu meiner Situation vielleicht erst mal kurz:

Angefangen habe ich erstmals mit dem Gitarrespielen im Jahre des Herrn 1991 (so ungefähr!) zusammen mit einem Schulkamerad, als zotteliges Kind der 90er mit dem Ziel, irgendwann lässig am Lagerfeuer den Nuno Bettencourt zu geben und damit die Mädels wuschig zu machen. Gehört wurde zu der Zeit hauptsächlich Grunge, harter Rock und noch härterer Rock. Guns n Roses war die Band der Stunde, und jeder Junge wollte eine Les Paul wie Slash sie spielte. Bekommen habe ich eine eine billige „Schülergitarre“, Konzertakustik mit Nylonsaiten, und „Peter Bursch’s Gitarrenbuch“ (mit Hörbeispielen auf Schallplatte!!!!) - vom erträumten Image war ich also vom Start an so weit weg wie‘s nur irgend ging.

Ich und der Kumpel wurden dann im örtlichen Gitarrenladen unterrichtet - vom geilen Tom, eigentlich dem Reparaturfutzi dort, den sein Chef nach Anfrage unsererseits wegen Gitarrenstunden kurzentschlossen und geschäftstüchtig zum Lehrer hochbefördert hatte. Tom war so wie der Name verheisst: guter Player, spielt in ner Band, aber als Pädagoge eher so mittel. Er beeindruckte uns mit seinem virtuosen Gezwirbel, in das er sich während der Stunden oft verlor, seinen Storys über Gigs seiner Band im Punk-Milieu (wo bei Auftritten in den 80ern vor und auf der Bühne gebumst wurde) und  nebenbei lernten wir ein paar Akkorde (fick dich, F-Dur!!!) sowie den ein oder anderen Song. Das Ganze zog sich so über ein Jahr lang hin, zum Lagerfeuerplayer meiner Fantasie hat‘s nie gereicht und im Peter Bursch - Buch  war spätestens bei dem Song  „Alice‘s Restaurant“ Schluss.

Schluss hat auch Tom irgendwann gemacht, der eines Tages nicht mehr zur Arbeit auftauchte, weil er meinte plötzlich auf Tour gehen zu müssen. Der Shopinhaber hat dann flugs Ersatz herbeigezaubert, ein durchaus heißes Görl mit blondem Engelshaar, die uns als erstes „Über den Wolken“ hat beibringen wollen - mit Gesang! Von der Situation überfordert haben mein Kollege und ich sofort in den Sack gehauen und sind dort nie wieder aufgetaucht.

Das war dann mehr oder weniger das Ende von Phase 1 meiner Karriere als Guitar Hero, Phase 2 fing knapp 20 Jahre später an und zwar mit eben diesem Game - Guitar Hero: Legends of Rock auf der Xbox360. Beseelt von dieser orgasmischen  Rockexperience lieh ich mir von nem Kumpel nen dicken Röhren-Amp, eine alte Ibanez RG 500 und rockte los, frei nach Justinguitar und Hal Leonard, denn diesmal sollte nix schiefgehen. Ich kaufte mir weitere Gitarrenbücher, lernte Noten, studierte Musiktheorie, zog Saiten selbst auf, scheiterte dann beim Stimmversuch an meinem Floyd Rose-Tremolo und konnte irgendwann die "Ode an die Freude" in der gezerrten Version nach Noten schrammeln. Die Zeit verging, der Röhrenamp rauchte ab, und ich erstand bei eBay (nunmehr als glühender Springsteen-Fanboy) eine gebrauchte Fender Custom 62 Telecaster 3TS aus Japan [https://www.imagebanana.com/s/1685/GE6g1MjW.html]. Zu Weihnachten gab’s dann noch einen Fender Mustang Mark II [https://www.imagebanana.com/s/1685/lyTIlUuh.html] - jetzt konnte mich wohl hoffentlich nix mehr aufhalten!!!?!

So dachte ich. Es kamen aber ein Haus, ein Kind, neue Verwendungen meiner Person auf der Arbeit und anderer Kram dazwischen , so dass meine Karriere ein zweites, abruptes Ende fand.

Nun also Phase 3. Um Weihnachten letzten Jahres herum überkam es mich erneut, Justinguitar.com wurde re-aktiviert, zum Ansporn gab's noch eine Westerngitarre von Ibanez - Modell AE 300 [https://www.imagebanana.com/s/1685/ThSjpcis.html] dazu und so nehme ich nun den dritten, hoffentlich wegen rasenden Erfolgs letzten, Male Anlauf um endlich zum GuitarHero meiner Leidenschaft zu werden.

Es macht Spass, ist saufordernd (Gitarre = SCHWER!!) und verdeutlicht leider stark, was für ein Depp man früher war, dass man nicht an diesem Hobby drangeblieben ist, als man noch jung war und eines im Überfluss hatte: Zeit! Die fehlt nun im fortgeschrittenen Alter total, mehr als ne halbe Stunde üben am Tag ist nicht drin. Demzufolge ist mein Fortschritt auch eher überschaubar, ich beherrsche jetzt so 11 Akkorde und die G-Major Pentatonic Scale - aber jeweils nicht wirklich perfekt. Songs fallen mir sehr schwer, da ich zwar die Akkorde für die einfachen Versionen kann, mir aber die richtigen Strumming-Pattern fehlen damit sich der Bums auch nach was anhört. Bislang ist alles eher schrammelig, so dass der Rest des Haushalts immer flüchtet wenn ich übe.

Mir alles egal. Ich hab' Spass und meine, dass es auch mit Ü40 noch sinnvoll ist ein Instrument zu lernen und sich so zu fordern. Ziel ist jetzt eigentlich eine gewisse Herrschaft über das Instrument zu gewinnen, so dass ich vor mir und meiner Chefin den Erwerb einer Gibson Les Paul Standard Goldtop rechtfertigen kann. Irgendwann im Leben muss man seinen Zielen halt mal ernsthaft nachfolgen. Besser spät als nie.

Und ihr so?


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