Thema:
Unfassbar, was zwischen TK und GR abgeht flat
Autor: thestraightedge
Datum:02.03.20 12:03
Antwort auf:Politik in Bund, Land und Europa - Teil 10 von Rocco

Hier mal First Hand Infos von einem Fotografen:
[https://www.facebook.com/photo.php?fbid=1056308391421282&set=a.108702092848588&type=3&theater]

c&p:
Eskalation. Lesbos ist vollständig außer Kontrolle. Die Insel ist ein rechtsfreier Raum.

So kann man die vergangenen zwei Tage vielleicht zusammenfassen. Was sich abspielte ist erst mal nicht leicht zu sortieren, weil die Meldungen sich überschlugen.
Kurz zusammengefasst:
- Der nationale Sicherheitsrat Griechenlands hat beschlossen das Abschreckungslevel an den Grenzen maximal zu erhöhen. Das Asylrecht wird für einen Monat ausgesetzt.
- Am frühen Morgen kamen Boote mit vielen Menschen bei Skala Sykamnias an der Nordküste der Insel an. Freiwilligen wurde mit Verhaftung gedroht, sollte man z.B. erste Hilfe leisten. Die Menschen warteten in durchnässten Kleidern etwa 5 Stunden auf Busse des UNHCR, die sie nach Moria brachten.
- Ein Boot trieb vor der Lesbos´ Küste, wurde von maskierten Männern auf einem kleinen Schnellboot angegriffen. Die anwesende Küstenwache tat nichts, es wurde nicht gerettet und auch der Angriff blieb folgenlos. An Bord waren 49 Menschen, davon 18 Kinder.
- Das Boot fand später, irgendwie, den Weg in einen Hafen etwas nördlich von Mytilini. Hier kam es zu widerwärtigen Szenen, als ein Mob aus Faschisten die Menschen daran hinderte das Boot zu verlassen.
Erik Marquardt war vor Ort, wurde selbst bedroht, es wurde ein Korrespondent des Spiegel angegriffen, sein Mietwagen wurde demoliert. An gleicher Stelle kam es auch zu einem Angriff auf Michael Trammer, einem deutschen Fotojournalisten. Er wurde geschlagen und getreten, er hat eine Wunde am Kopf und seine Kamera warf man ins Wasser. Es geht ihm soweit gut.
Die Polizei sah zu, blieb tatenlos.
- Am späten Nachmittag wurde von einem weiteren Boot mit 35 Menschen berichtet, das ebenfalls Gefahr lief zu kentern / zu sinken. Auch hier unternahm die Küstenwache nichts.
Das Lager „Stage 2“, bereits vor Wochen geschlossen, wurde in Brand gesetzt. Das Camp Moria wird versucht zu blockieren.

Ich habe via Whatsapp und Messenger, den Tag über mit verschiedenen Leuten auf der Insel geschrieben, sie berichten von Einschüchterungen durch rechtsextreme Mobs, Schlägereien, es ist absolut bedrohlich und die Polizei schaut dabei zu. Zwar konnte niemand die Gerüchte über Verhaftungen von NGO Volunteers bestätigen, aber es ist so, dass die Angst um geht und niemand wirklich weiß, ob und wie die Arbeit auf der Insel aufrecht erhalten werden kann. Und die Bedrohung durch Behörden und Polizei ist real. Es ist in diesen Tagen ernsthaft gefährlich als Journalist, als Migrant und als NGO Volunteer auf die Straße zu gehen. Zitat: „Wir sind laufende Zielscheiben“
Es wird regelrecht Jagt auf Engagierte gemacht, die Scheiben von Mietwagen werden eingeschlagen, Angst verbreitet. Bürgerwehren richten „Checkpoints“ ein. Auch wenn es noch immer Einwohner gibt, die Solidarisch sind, die die Freiheit und humanitäres Engagement unterstützen, sie sind heute, leider, nicht gehört worden.

Das waren schwarze Tage. Europa hat heute alles verloren. Es ist vom Gedanken der Verständigung und vom Bestreben nach Menschlichkeit für alle, nichts mehr übrig. Das alles ging unter den Schlägen von Fäusten, Eisenketten und Knüppeln vollständig verloren.
Ein Freiwilliger, der nicht genannt werden will bringt es auf den Punkt: „It is hurtful“ Es ist schmerzhaft. Das was diese Freiwilligen mit Liebe und Einsatz aufgebaut haben, wurde heute auf ganz heftige Weise verletzt. Jetzt ist etwas in Gang geraten, das nur schwer zu bremsen ist, und es deutete sich über Monate schon an.

Und erst wenn es so extrem wird, hört man aus hiesiger Politik wenn überhaupt erst mal nur leise Töne, und das ganz sicher auch aus Angst vor Faschisten. Das wiederum ist extrem.
#lesvos #greece #EUmanity #shameonEU #notmyEU #nichtinmeinemnamen #notinmyname


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