Thema:
Re:Wie immer eine Frage der Perspektive flat
Autor: chifan
Datum:18.02.20 12:08
Antwort auf:Re:Wie immer eine Frage der Perspektive von Deadly Engineer

>>Vielleicht weil dein Vater da aber auch Null Interesse dran hatte. Ist ja nicht immer nur eine Frage des Geldes.
>>
>Jein, aber in den anderen Familien im Umfeld war das auch nicht anders. Zumindest so total bescheuerte Kurztripp-Flugreisen mal eben übers Wochenende gab es definitv nicht.
>
>Das ist halt der Punkt: Fliegen ist so beschissen billig geworden dass es viel zu gedankenlos gemacht werden kann, und dann wird man im Bekanntenkreis oft genug noch mit schlechten Beispielen konfrontiert. Wie eben als Beispiel der 2 Tage-Shopping Trip nach NY weil man ja so cool ist.


Aber diese Ausnahme wird mir hier zu oft als Normalität verkauft - also zumindest was den Shoppingtrip nach NY betrifft. Klar gibt es solche Leute, das dürfte aber die verschwindend geringe Ausnahme sein und nicht die Normalität.

>Ich will niemand das Fliegen oder Fleisch essen oder Autofahren oder was weiß ich was verbieten, aber es muss eben wieder in einem vernünftigen Maß passieren. Mit dem Stellenwert und der Wertschätzung die für solche Luxuritäten eigentlich angebracht wären.
>


Und wer soll darüber bestimmen was ein vernünftiges Maß ist? Und was heißt überhaupt Luxus? Luxus war früher vieles was heute völlig normal ist.

>Das ist ja auch hier immer die Argumentation: Man guckt auf die anderen und kann sich dann selbst schön das Gewissen beruhigen dass alle anderen das ja auch machen,

Das wird viel eher unter dem Aspekt getan, dass die Einschränkung des einzelnen global betrachtet nichts bringt. Aber niemand wird daran gehindert, so umweltfreundlich wie möglich zu handeln.

> und dieses Prinzip funktioniert halt auch dank Globalisierung und Informationsglobalisierung durch das Internet auch weltweit: Da schielen dann z.B. Massen an Indern nach Europa oder Amerika (oder die reichen Schichten im eigenen Land) und wollen genau diesen Luxus auch haben. Das Nweid-Prinzip ist halt eine unglaublich starke Triebfeder des menschlichen Strebens, deshalb funktioniert halt der Kapitalismus so gut und der Kommunismus so schlecht, aber das wird dann halt über kurz oder lang der ökologische Untergang sein.
>
>Wie gesagt wurde in den 80ern deutlich weniger geflogen, komischerweise gab es aber keinen Aufschrei und keine Volksbewegung dass Fliegen viel billiger werden müßste, man war es so gewohnt und gab halt auch im Umfeld wenige die da Begierden geweckt hätten.


Weil es damals eben Luxus war. Mit der gleichen Argumentation könnte man aber auch dafür plädieren, zu viert wieder auf 40 qm zu wohnen, mit Gemeinschaftsklo und Badehaus. Da hat sich früher auch niemand beschwert. Du kannst das Ganze zurückdrehen bis du irgendwann wieder bei den Höhlen bist in denen man gelebt hat.

>>>Man kann auch mit Auto und Bahn Recht schöne Urlaubsziele in Europa erreichen. In den 80ern war das noch der normale Urlaub. Fliegen war nicht verboten, aber eben ein teurer Luxus, und genau da müssen wir wieder hin. Wie bei vielen anderen Dingen auch.
>>


Ob die Umweltbilanz dann tatsächlich so gut aussieht wie manch einer sich das vorstellt, möchte ich stark bezweifeln. Unabhängig davon, dass das Fliegen nur einen Bruchteil der CO2 Emissionen ausmacht (Welt: 2,5%, Europa: 0,5%, Deutschland: 0,3%) hast du die dann alle im Auto sitzen und quer durch Europa gondeln. Btw. sind meine Großeltern nirgendwohin in Urlaub gefahren, wenn sie überhaupt Urlaub hatten. Da möchte ich ehrlich gesagt nicht wieder hin.

>>Genau wie großer Wohnraum, Autofahren, Fleischkonsum. Wie weit willst du die Uhr denn zurückdrehen? Und, wie oft fliegst du denn selbst privat :)? Jeder ist da großzügig bereit zu verzichten wo es ihn selbst nicht trifft.
>
>
>Und ja, unser Haus ist recht groß, aber immerhin leben wir da zu viert und private Flugreisen haben wir in den letzten 15 Jahren 2 als Familie und ich noch zwei alleine unternommen. Hält sich also in Grenzen.
>


Aber warum bist du nur so wenig geflogen? Weil es dich wahrscheinlich schlicht und ergreifend nicht interessiert (am Geld kann es kaum liegen, wenn das alles so billig ist) und deine Vorstellung von Urlaub oder Reisen eine völlig andere ist als die meine. Das ist auch völlig ok. Nur ist es dann natürlich leicht Einschränkungen zu fordern, weil es dich letztlich rein gar nicht tangiert.

>Und was das Uhr zurückdrehen betrifft ist es kein wollen sondern eher ein müssen. Gegenfrage: Wie weit soll die Steigerung des Luxuses und des Überflußes noch weiter gehen? Für den Einzelnen und das dann auch immer billiger und erschwinglicher für alle?

Ich sehe eben nur kein Müssen, sonder vielmehr die Notwendigkeit von technischen Weiterentwicklungen. Die kommen aber nicht, wenn ich ganze Branchen ausbluten lassen möchte.


< antworten >