Thema:
Wow Danke flat
Autor: treno1981
Datum:18.02.20 11:19
Antwort auf:Re:Mittlerweile sehe ich die Vorteile der PKV von Sven Mittag

>>Ich hatte in den letzten 10 Jahren mehrere OPs, damit verbundene stationäre KH Aufenthalte und danach stationäre und ambulante Rehamaßnahmen. Die Versorgung und ärztliche Betreuung war jedesmal aus meiner Sicht nicht zu beanstanden.
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>Und in dem Satz steckt der Fehlerteufel: Aus deiner Sicht! Als Laie hast du keinerlei Möglichkeit deine ärztliche Behandlung zu beurteilen. Für den Patienten hat eine gute Behandlung meist mehr mit Sympathie, Wartezeit und ähnlichem zu tun, als mit wirklichem Langzeittherapie-Erfolg. Wie soll er auch wirklich entscheiden, ob es eine erfolgsversprechendere Behandlung gibt, wenn man ihn hier nicht explizit aufklärt.
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>Ärzte MÜSSEN mit der Kassenzulassung unterschreiben, dass Sie den Patienten wirtschaftlich, ausreichend und zweckmäßig behandeln. Wohlgemerkt nicht medizinisch notwendig oder nach aktuellem Stand der Wissenschaft.
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>Nur ein kleines, aber imho sehr extremes Beispiel aus meinem Fachbereich. Bei einem Kassenpatienten darf ich im Seitenzahngebiet eine Wurzelkanalbehandlung nur durchführen, sofern ein Gegenbiss da ist und die Zahnreihe nicht unterbrochen ist (kein Zahn davor fehlt). Ausnahme stellt dar, wenn der Zahn Teil einer schon bestehenden Zahnversorgung ist.
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>Entsprechend MUSS ich nach Kassenrecht einen Zahn ziehen, sofern dieser Nervbeschwerden macht und davor schon ein Zahn fehlt. Grund: reine Wirtschaftlichkeit! Eine Wurzelkanalbehandlung kostet der Kasse circa 1000 Euro, eine Zahnextraktion 10 Euro. Wenn ich den Zahn nach aktuellem Stand der Technik behandele, steht die Erfolgsquoten bei der Wurzelkanalbehandlung bei 90 %. Wenn ich auf die Art der Behandlung spezialisiert bin, sogar nochmals weit drüber. Dies sind Zahlen aufbauend auf Studien über Jahrzehnte und mit Tausenden Fällen, aber wissenschaftlich extrem valide. Ergo verliert der Patient einen mit extremer Wahrscheinlichkeit erhaltungsfähigen Zahn, weil das gesetzliche Kassensystem Geld sparen will.
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>Nun könnte ich den Patienten aufklären. Ihm alles in Ruhe erklären und ihm die Option lassen, die Behandlung privat durchführen zu lassen. Das Resultat ist dann aber meist Zweifel, der Gang zur Krankenkasse und - hier wird es perfide - die Aussage der Krankenkasse, dass die Behandlung NATÜRLICH übernommen wird, sofern Sie medizinisch notwendig ist.
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>Selbstverständlich erhält der Patient dies niemals schriftlich - selbst auf Nachfrage nicht, sondern bekommt dies nur gesagt. Endergebnis ist aber natürlich ein massiver Vertrauensverlust beim Patienten mit schlechter Mundpropagande für die Praxis. Nun darfst du raten, wie häufig zukünftig dein Behandler über diese Option der privaten Behandlung aufklärt? Genau! Ergo: als Kassenpatient erfährst du nix von der Option des Zahnerhalts. Dir wird gesagt: Der Zahn muss halt gezogen werden (weil es die Krankenkasse will)! Und dank deiner Unwissenheit fühlst du dich immer noch hervorragend behandelt ;) Willkommen in der Welt der Kassenpatienten ohne medizinisches Vorwissen!


Da ich momentan in zahnärztlicher Behandlung bin, wo mir als Teil dessen, letzte Woche ein Zahn gezogen wurde, ist mir gerade schlecht.

Aber trotzdem vielen Dank für ein paar Einblicke.


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