Thema:
Re:Wie immer eine Frage der Perspektive flat
Autor: Deadly Engineer
Datum:18.02.20 10:50
Antwort auf:Re:Wie immer eine Frage der Perspektive von chifan

>>Echt? Obwohl mein Vater als Ingenieur und Konstruktionsleiter eines gar nicht kleinen mittelständischen Betriebes ziemlich gut verdient hat sind wir nie in Urlaub geflogen. In meiner ganzen Schulzeit durfte ich einmal für eine Sprachreise nach England fliegen.
>>
>
>Vielleicht weil dein Vater da aber auch Null Interesse dran hatte. Ist ja nicht immer nur eine Frage des Geldes.
>

Jein, aber in den anderen Familien im Umfeld war das auch nicht anders. Zumindest so total bescheuerte Kurztripp-Flugreisen mal eben übers Wochenende gab es definitv nicht.

Das ist halt der Punkt: Fliegen ist so beschissen billig geworden dass es viel zu gedankenlos gemacht werden kann, und dann wird man im Bekanntenkreis oft genug noch mit schlechten Beispielen konfrontiert. Wie eben als Beispiel der 2 Tage-Shopping Trip nach NY weil man ja so cool ist.
Ich will niemand das Fliegen oder Fleisch essen oder Autofahren oder was weiß ich was verbieten, aber es muss eben wieder in einem vernünftigen Maß passieren. Mit dem Stellenwert und der Wertschätzung die für solche Luxuritäten eigentlich angebracht wären.

Das ist ja auch hier immer die Argumentation: Man guckt auf die anderen und kann sich dann selbst schön das Gewissen beruhigen dass alle anderen das ja auch machen, und dieses Prinzip funktioniert halt auch dank Globalisierung und Informationsglobalisierung durch das Internet auch weltweit: Da schielen dann z.B. Massen an Indern nach Europa oder Amerika (oder die reichen Schichten im eigenen Land) und wollen genau diesen Luxus auch haben. Das Nweid-Prinzip ist halt eine unglaublich starke Triebfeder des menschlichen Strebens, deshalb funktioniert halt der Kapitalismus so gut und der Kommunismus so schlecht, aber das wird dann halt über kurz oder lang der ökologische Untergang sein.

Wie gesagt wurde in den 80ern deutlich weniger geflogen, komischerweise gab es aber keinen Aufschrei und keine Volksbewegung dass Fliegen viel billiger werden müßste, man war es so gewohnt und gab halt auch im Umfeld wenige die da Begierden geweckt hätten.
>>Man kann auch mit Auto und Bahn Recht schöne Urlaubsziele in Europa erreichen. In den 80ern war das noch der normale Urlaub. Fliegen war nicht verboten, aber eben ein teurer Luxus, und genau da müssen wir wieder hin. Wie bei vielen anderen Dingen auch.
>
>Genau wie großer Wohnraum, Autofahren, Fleischkonsum. Wie weit willst du die Uhr denn zurückdrehen? Und, wie oft fliegst du denn selbst privat :)? Jeder ist da großzügig bereit zu verzichten wo es ihn selbst nicht trifft.


Ja, ich esse gerne Fleisch, mache mir da aber auch Gedanken drüber und versuche das zu reduzieren, lieber 1-2 mal die Woche qualitativ hochwertiger als jeden Tag. Wenn man sich aber in der Kantine so umschaut ist das auch eher die Ausnahme, das meiste Angebot ist immer mit Fleisch. Gab ja schon einen Aufschrei bei dem Vorschlag wenigstens einen Veggie-Day in der Woche einzuführen.

Das Problem in unserer Kantine ist dass das vegetarische Gericht im Verhältnis eigentlich immer viel zu teuer ist und die Portionen dabei eigentlich zu klein um davon satt zu werden, die Fleischgerichte dagegen sind billig und reichlich. Es wäre schon viel geholfen wenn das genau andersherum wäre. Da ich in der Kantine äußerst selten Fleisch esse ist das echt ärgerlich, da fühlt man sich echt abgezockt.

Und ja, unser Haus ist recht groß, aber immerhin leben wir da zu viert und private Flugreisen haben wir in den letzten 15 Jahren 2 als Familie und ich noch zwei alleine unternommen. Hält sich also in Grenzen.

Und was das Uhr zurückdrehen betrifft ist es kein wollen sondern eher ein müssen. Gegenfrage: Wie weit soll die Steigerung des Luxuses und des Überflußes noch weiter gehen? Für den Einzelnen und das dann auch immer billiger und erschwinglicher für alle?


< antworten >