Thema:
Re:Bertelsmann-Stiftung: PKV is teh evil flat
Autor: Sockenpapst
Datum:17.02.20 13:31
Antwort auf:Bertelsmann-Stiftung: PKV is teh evil von Matze

Ich werde den Teufel tun, hier das duale System als solches zu verteidigen, aber zwei Anmerkungen seien schon gestattet:

>Ohne PKV würde jeder gesetzlich Versicherte 145 EUR/Jahr weniger zahlen, bei vollem Honorarausgleich der Ärzte wären es immer noch 48 EUR und gleichzeitig würde der soziale Zusammenhalt der Gesellschaft gestärkt.
>

1. Es handelt sich hier um den rechnerischen Gesamtsozialversicherungs-Beitrag, also Arbeitnehmer- plus Arbeitgeberanteil. Realistischerweise würde, selbst wenn man die Annahmen der Studie mitträgt (z.B. wird die Altersstruktur von PKV und GKV in einer Variante angeglichen, was rechnerisch nachvollziehbar, praktisch aber Käse ist), bei der Umstellung ein Durchschnittsverdiener so um die 2,- bis 3,- Euro im Monat entlastet. Bei einer vollständigen PKV-Abschaffung von heute auf morgen, wohlgemerkt. Muss jeder selbst wissen, ob er da noch ein Hörnchen kriegt.

>Für mich ist die Bürgerversicherung bei den nächsten Wahlen das entscheidende Thema - wer mir glaubhaft versichert, sie im Falle des Wahlsiegs umgehend einzuführen, der hat meine Stimme.

2. Das wirkliche Problem einer Umstellung sind die heute Privatversicherten und ihre Ansprüche. Natürlich kann man ab morgen alle neuen Mitglieder nur noch gesetzlich versichern, aber dann hat man immer noch Millionen von Menschen in einem de facto sterbenden PKV-System, dessen Kosten ohne neue Mitglieder schon in Kürze explodieren werden. Da steckt gewaltiger sozialer Sprengstoff, gerade für Selbstständige und Basisversicherte. Und die PKV einfach abschaffen, inklusive aller bestehenden Altersrückstellungen etc.? Diese Klagewelle und vor allem die entsprechenden Urteile will ich wirklich sehen.
Was ich damit sagen will? Eine "umgehende" Einführung wirst Du vielleicht schon in wenigen Jahren sehen. Aber die vollständige Umsetzung werden wir zwei wohl nicht mehr erleben.


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