Thema:
Gerade von einem 11-Tage-Trip zurück. Freshe Tipps hier: flat
Autor: Phreak
Datum:16.02.20 20:48
Antwort auf:Hat Jemand Tipps für Israel? von Lord Chaos

Zunächst vorweg: War 2015 das erste mal dort für 4 Wochen im Urlaub, seitdem beruflich ein paar mal dort, habe jetzt mit meiner Frau und der Lütten (2 Jahre) ne kleine Rundreise gemacht.

Ein paar der geschilderten Dinge unten kann ich so nicht bestätigen, vielleicht hatte ich aber auch nur Glück.

- Von der Sicherheitslage spürt man absolut nichts, wenn man nicht gerade am Gazastreifen, der libanesischen Grenze oder in der Westbank herumlungert. Sogar Hertz lässt einen mit dem Leihwagen nach Jericho, Bethlehem und über die "B1" und B90" fahren, um von Jerusalem schnell zum toten Meer zu kommen
- Einen Guide, der einen im Land herumfährt, braucht man nicht. Lieber vor Ort jeweils einen Local Guide suchen. In Jerusalem ist das ganz spannend, sich mal einen jüdischen, einen muslimischen und einen Hardcore-Katholiken zu suchen und 3x die "gleiche" Tour zu buchen. Kontakt zu den Guides gibt es in Jerusalem z.b. an diesen Lila-Gelben Scooby-Doo Bussen, die als Infocenter für Touris dienen. Nicht anlabern lassen.
- Wenn du nicht mit El Al fliegst, sind die Security Checks wirklich nicht viel anders. EasyJet kann ich empfehlen, Germania ist ja leider pleite, die waren auch gut. El Al ist aber echt krass paranoid drauf, hab es selbst in München, Wien und Berlin erlebt. Tausend Fragen, 2h Interview, musste sogar WhatsApp Nachrichten von Freunden zeigen, die in Istanbul leben. Naja, besser Vorsicht als Nachsicht ist deren Devise. Wenn du alleine als Mann reist, wirste aber auch bei der Immigration mit mehr Fragen gelöchert. Mit Frau und Kind war das recht entspannt. Die Grenzbeamten waren aber immer höflich, nichts ins Bockshorn jagen lassen.

Hier noch ein paar Tipps, von denen ich manche gerne vorher gewusst hätte:

- Direkt am Flughafen ne SIM kaufen (in der Empfangshalle gibt es einen 019-Stand, kostet mit unbegrenzt LTE Volumen & Calls knapp 65€ für 14 Tage und ist jeden Cent wert)
- Die GETT App herunterladen (sowas wie UBER) und für Trips in Tel Aviv / Jaffa nutzen
- Die Bird, Lime und Wind App herunterladen für die geilen Scooter (fahren dort schneller als in D)
- Nach Tel Aviv den Zug nehmen, viel Zeit und 40€ für's Taxi sparen
- In Tel Aviv irgendwo um den Dizengoff Square wohnen, am besten Airbnb. Balkon ist sinnvoll, Klima gibts überall. Hotels in Tel Aviv sind entweder überteuerte, verschmockte New-York-Style Billo-Absteigen oder Du wohnst mit MattR zusammen und verballerst mein durchschnittliches Reisebudget für 14 Tage in einer Nacht. Dizengoff ist eine super Ecke für alles. Von der HaShalom Train Station zum Dizengoff sinds 20 Minuten zu Fuß
- Ha'Kosem für die geilsten Falafel, das Bestellterminal nutzen wenn du dort essen willst
- Miznon in der King George für Baby Cauliflower und Leber im Brot (beste!)
- Für Autos kann ich Sunnycars empfehlen, weil a) gibts ne Idioten-Versicherung mit ALLEM drin, auch Beulen, wenn du versehentlich am Sabbat durch Givat Sha'ul fährst und kleine Kinder dich mit Steinen bewerfen und b) weil deutscher Vermittler, was es im Schadensfall WESENTLICH einfacher macht. Wir hatten jetzt nen Hyundai i10 und für 5 Tage etwas über 200€ gelatzt.
- Tankstellen geben in der Regel nur für 200 Shekel Sprit raus pro Transaktion, was knapp über 30 Litern entspricht. Bedenken, wenn man die Karre vor Rückgabe auffüllt
- In Tel Aviv würde ich (noch) kein Auto nehmen, erst wenn Du rausfährst. Ansonsten ist die Cellopark App für ganz Israel Pflicht. Ist eine offizielle mobile Parkuhr und ich bin mit nur einer Knolle in Jerusalem davongekommen (100 Shekel pro Verstoß). Die Cellopark App würde ich noch mit deutscher SIM einrichten, weil eine Bestätigungsnummer per SMS kommt und du bei Angabe der israelischen SIM auch deine israelische Perso-ID eingeben musst (die du nicht hast)
- In Jerusalem nicht am Sabbat durch die ultra-orhodoxen Viertel fahren (das besagte Givat Sha'ul z.b.). Sabbat beginnt am Freitag Abend nach Sonnenuntergang und endet am Samstag Abend mit Sonnenuntergang
- Yam Kinneret (See Genezereth) und Tiberias, Kapernaum kann man sich IMO sparen, außer Du hast Zeit über
- Cesarea ist nett, aber länger als ne Stunde braucht man da nicht. Den Schotter-Parkplatz am Nord-Eingang nutzen, der kost nüscht.
- Akko ist toll, die Parkplätze am Leuchtturm sind kostenfrei, auch wenn die Schilder etwas anderes behaupten. Nicht das Nzar Khoury Hotel nehmen, das ist trotz guter Bewertungen überall so ultra-dreckig, ich hätte kotzen können. Hummus Said in Akko ist super und den Hype wert, Uri Buri ebenfalls. Bootsfahrt empfehlenswert. In Akko gibt es auch Bahai'i Gardens wie in Haifa, die in Haifa gehen NUR mit Tour und da wirste gemolken. Lieber die in Akko angucken.
- 2015 habe ich noch eine 4-Tägige Jordanien-Tour mit Wadi Rum, Petra und generellem Wüstengecruise gemacht, hier kann ich den Anbieter Desert Eco Tours empfehlen. Das musst Du tatsächlich vorab buchen, aber es war ein toller Trip. Alles zusammen 600€ glaube ich. Achtung: Wenn du über Aqba wieder einreist, gibts nen israelischen Stempel in den Pass (an Stelle des Zettels). Der hat mir später in Dubai, Qatar und Abu Dhabi viele viele unfreundliche Fragen beschert. Aber kann sich seit 2015 geändert haben.

Wenn Du noch Fragen zu konkreten Plänen hast, schreib mir gerne!

Cheers

Jan

Edit: Noch eingefallen:
- Yad Vashem in Jerusalem ist Pflicht, wie Telemesse sagte. Hab noch nie eine didaktisch so packende Museums-Inszenierung gesehen. Aber am Ende machen, das zieht einen ganz schön hart runter. Ich denk heute noch oft an das Children's Memorial...
- Man kann in Tel Aviv einfach ins WeWork-Bistro in dem großen EY-Tower rein. Von da aus hat man eine mega Aussicht


< antworten >