Thema:
Re:Ich kann dazu kaum Partei ergreifen. flat
Autor: Pezking
Datum:11.02.20 18:43
Antwort auf:Re:Ich kann dazu kaum Partei ergreifen. von peppi

>>Weder Assange, noch den Regierungen von UK und USA traue ich hier über den Weg.
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>>Fest steht für mich nur, dass ausnahmslos jedem, also natürlich auch Assange, ein rechtsstaatliches Verfahren gewährt werden muss und Folter immer und überall ein absolutes No-Go ist. Findet hier Folter statt, so muss diese offengelegt und beendet werden, aber dalli.
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>>Die These, dass hier "175 Jahre Haft für Journalismus" im Raum stehen...puh, das ist mir zu tendenziös. Es ist IMO durchaus strittig, ob das Wirken von Assange primär als Journalismus bezeichnet werden kann. Seine Enthüllungen sind zwar von großem öffentlichen Interesse - seine Veröffentlichungspolitik erinnert jedoch eher an einen Informationsbroker mit eigener Agenda und weniger an einen Journalisten.
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>>Auch wichtige Enthüllungen kann man falsch und unethisch veröffentlichen, und Assange ist damit leider häufig nicht besonders verantwortungsvoll vorgegangen.
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>>Als exemplarisch für seriösen Journalismus werte ich sein Wirken jedenfalls nicht.
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>Mal abgesehen davon wie du das jetzt unter der Kategorie Journalismus einordnest: es gab und gibt kein rechtsstaatliches Verfahren, Folter findet statt. Sagt ein Mann, der von der UN mandatiert wurde.


Ja, und ich werde einen Teufel tun, diesem Mann hier zu widersprechen. Kann ich nicht, will ich nicht. In diesem Feld ist der gute Mann Experte.

Wie der Uno-Sonderberichterstatter jedoch Assange in Sachen Journalismus einsortiert und ob er den Vergewaltigungsvorwürfen Glauben schenkt oder nicht - für meinen Geschmack lehnt Melzer sich hier schon arg weit aus dem Fenster. Er liefert interessante Gründe für Zweifel, aber pauschal unterschreiben würde ich das auch nicht alles. Maße ich mir nicht an.

>Nenn es nicht Journalismus sondern das Enthüllen von Menschenrechtsverletzungen usw. Was wird dann draus? Welchen Grund kann es für ein Zurückhalten dieser Informationen geben? Gibt es in einer Demokratie nicht sogar eine Veröffentlichungspflicht solcher Informationen?

Staatsgeheimnisse sind latent undemokratisch, das sehe ich auch so.

Ich halte aber auch Dinge wie den deutschen Pressekodex und den IFJ-Ehrenkodex für wichtige ethische Errungenschaften innerhalb einer Demokratie. Und diesbezüglich bietet WikiLeaks Angriffsfläche. In Sachen Veröffentlichungspolitik gibt es da große Unterschiede z.B. zu den Panama Papers.

Assange ist kein normaler Journalist und er steht IMO weder stellvertretend, noch symbolisch für seriöse journalistische Arbeit. Und ich finde es befremdlich, dass Melzer dieses Bild im gleichen Atemzug wie seine Foltervorwürfe zu verkaufen versucht. Denn das müsste er nicht, um seinen Vorwürfen den nötigen Ausdruck zu verleihen. Irgendwie tinglen da meine Spider Senses...deshalb: Lesen, informieren, beobachten, verfolgen - aber lieber noch ein bissi auf Distanz bleiben und kein voreiliges Fazit zu allem rund um Assange ziehen.

Erst mal die Folter endgültig offenlegen, beenden und die Verantwortlichen an die Wand nageln. Und alles weitere sieht man dann.


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