Thema:
Re:China: Verhör wegen Kommentar auf WeChat flat
Autor: chifan
Datum:28.12.19 12:36
Antwort auf:Re:China: Verhör wegen Kommentar auf WeChat von Hattori Hanzo

>>Offen in Form von Demos nicht. Sich darüber austauschen oder offen in öffentlichen Gruppen posten aber schon. Ich brauch dir das ja nicht erklären, aber wenn ich hier manchmal die Big Brother Vergleiche lese, gehen die Vorstellungen bei vielen schon deutlich an der Realität vorbei. Und was heißt, man kann nicht offen zum Machtwechsel aufrufen. Das liegt natürlich am System an sich. Aber diesbezüglich ist man ja überall bestimmten Regeln unterworfen. Wenn du bei uns offen verfassungsfeindliches Zeug propagierst, ist es mit der freien Meinungsäußerung auch schnell vorbei.
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>Wir haben halt ein klar geregeltes Grundgesetz, in China wird jeder Paragraph letztendlich der Doktrin Staatssicherheit bzw Führung der Kpch untergeordnet. Du vergleichst doch nicht wirklich in dem Bereich China und Deutschland....
>Und in öffentlichen Gruppen posten ist halt auch nicht rechtlich gesichert, nur weil es bei deinen genannten Fällen keine Konsequenzen hab, heißt es ja nicht, dass es immer so ist. Gibt ja genug Fälle wo es Konsequenzen für Posts gab. Siehe als Tohti oder Liu Xiaobo.
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Dass bei Liu Xiaobao der Fall völlig anders liegt und er nicht verhaftet wurde, weil er nur was in einer öffentlichen Gruppe gepostet hat, weißt du ganz genau. Und das meine ich mit mangelnder Objektivität. Btw. haben die Charta mittlerweile tausende Intellektuelle unterschrieben. Wie viel davon sind jetzt genau verhaftet worden?

Wir brauchen nicht darüber zu diskutieren dass es bzgl. Meinungsfreiheit Defizite in China gibt. Genauso wenig braucht man deswegen aber so zu tun, dass jeder überwacht und nach BB Vorbild bei kleinsten Vergehen oder Meinungsäußerungen vorgeladen oder verhaftet wird. Das ist Unfug.

>>In welchem Zusammenhang erfolgte denn das? Ich glaube nicht, dass es bei uns erwünscht ist, dass der Prof. in seiner Vorlesung seine persönlichen politischen oder religiösen Ansichten zum Besten gibt. Das hat da auch nichts verloren. Und was fundiert ist, ist ja auch eine Frage der Perspektive. Selbst zwei Personen mit völlig diametralen Ansichten zu Thema x, können jeder für sich von ihrer Meinung überzeugt sein.
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>Moment, hier ging es nicht um persönliche Ansichten, es ging um bestimmte Problematiken in der Bildungspolitik in Deutschland und China. Ich habe nicht bewertet, ich habe vorgetragen und verglichen.das war ja auch meine Aufgabe, ich sollte die Studenten auf ihren Aufenthalt/Studium in Deutschland vorbereiten.
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Deswegen ja meine Frage in welchem Zusammenhang das Ganze erfolgte. So ist das natürlich ein Unding. Sieh es doch positiv. Da hat einer deiner Studenten von seiner Meinungsfreiheit Gebrauch gemacht und dich angeschwärzt :P.

>Und ja, natürlich darf man unterschiedliche Ansichten haben. mir hat man aber das reden darüber verboten. Und bzgl hat da nix verloren: Ich habe die ganze Propaganda auf dem Campus mitbekommen, ganz extrem, besonders der "Politik Unterricht" für jeden, egal welches Fach. Und das war ganz klar einseitig. Glaub mir, gerade zum Thema Politik und Indoktrination an der Uni kann ich sehr viele selbst erlebte Stories erzählen.
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Bei nix verloren ging’s mir um unsere Unis. Ich hätte jetzt keinen Bock auf die privaten politischen oder religiösen Ansichten meiner Profs gehabt.

Die Campus Propaganda in China ist Mist, aber leider irgendwie auch systembedingt. Wenn du lange in China warst, weißt du ja, dass die Meisten das ohnehin nicht ernst nehmen und wissen, dass das nur Propaganda ist. Das ist ja nicht anders wie in der damaligen DDR (in der ich groß geworden bin). Die Menschen wussten so einen Unsinn ja sehr wohl einzuordnen.

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>>Ich kann doch auch bei Flugbuchungen zig Tickets für verschiedene Personen buchen. Ohne Kontrolle könnte man einfach irgendwelche Verwandten oder gar Fantasynamen angeben und die dann trotzdem weiterverkaufen. Ich verstehe da deinen Punkt nicht. Zumal du dann auch die personalisierten Tickets beim Fliegen in Deutschland bzgl. Überwachung kritisieren müsstest.
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>Dann hast du wirklich nicht verstanden was ich meine: Ticketkauf unter Angabe des Namens oder Personr. Dann funktioniert das doch mit den Fantasienamen nicht, Weiterverkauf auch nicht.
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Warum sollte der Weiterverkauf nicht funktionieren, wenn beim Betreten des Zuges und oder des Bahnhofs keiner mehr abgleicht, ob Fahrkartenkäufer und Fahrgast identisch sind?

>Bzgl Fliegen: Ja, das System ist natürlich weltweit das gleiche, daher ist Fliegen ja auch so nervig mit dem vorher da sein, einchecken, Sicherheitscheck.
>Bei Inland Flügen wird man in Deutschland übrigens auch nicht überprüft, anders als bei Zugfahrten in China.
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Bzgl. Geschwindigkeit und Bequemlichkeit kann ich deinen Punkt nachvollziehen. Wenn’s mich jetzt auch nicht so extrem stört. Aber das hat nichts mit Überwachung zu tun, was ja dein Punkt bei dem Thema war.

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>>Aber wird man das denn überhaupt? Das ist doch die Frage um die sich alles dreht und die keiner von uns beantworten kann.
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>Dauerhaft überprüft? sicherlich nicht. Nach Algorithmen ? Garantiert, z.b. wenn man als Moslem nach China geht.


Also wie in den USA :). Unabhängig davon, sind wir uns dann doch zumindest einig, dass es keine rund um die Uhr Überwachung für alle Menschen des Landes gibt. Ich glaube tatsächlich, dass hier nicht wenige genau diese Vorstellung haben.

>Beispiel: Freund ist Moslem, hast ein Auslandssemester an meiner Uni gemacht. 公安局 Public Security Bureau hat sich bei uns am Sekretariat gemeldet und wollte alles über diese Person wissen und hat gesagt dass unser Büro den besonders im Auge behalten soll und bei religiösen Tätigkeiten das dem 公安局 melden soll.  Alles Sachen die man dann natürlich nur erfährt wenn man mit den zuständigen Personen befreundet ist und Alkohol im Spiel ist ;)
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Wobei das jetzt auch eher untypisch ist. Normalerweise werden Auslandsstudenten ziemlich gut in China behandelt. Gibt ja auch mehrere muslimische Minderheiten in China.

>Kurz: ich verstehe dass du dich über die sehr schwarzmalerische Berichterstattung ärgerst. Aber das sind Nachrichten, genauso wird auch über alle anderen Länder berichtet. Negativschlagzeilen statt positives. Aber dennoch finde ich das schon ok so. China ist nunmal ein wichtiges Land, man sollte sich der Probleme bewusst sein. So wie wir uns der Probleme in den USA bewusst sein sollten/ sind.

Es geht ja nicht um die Negativschlagzeilen per se, sondern was daraus abgeleitet oder gemacht wird.


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