Thema:
Re:China: Verhör wegen Kommentar auf WeChat flat
Autor: Hattori Hanzo
Datum:26.12.19 12:50
Antwort auf:Re:China: Verhör wegen Kommentar auf WeChat von chifan

>>>Bloß das spricht doch dafür, dass es problemlos möglich ist Politik, Führung u.ä. zu kritisieren, was im Gegensatz zu dem steht, was einem hier immer weisgemacht wird.
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>>Jein, es ist nicht möglich, die Politik offen (!) zu kritisieren , also im Sinne von Demonstration, Aufruf zum Machtwechsel (der ja de jure auch nicht möglich ist, keine Wahl).
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>Offen in Form von Demos nicht. Sich darüber austauschen oder offen in öffentlichen Gruppen posten aber schon. Ich brauch dir das ja nicht erklären, aber wenn ich hier manchmal die Big Brother Vergleiche lese, gehen die Vorstellungen bei vielen schon deutlich an der Realität vorbei. Und was heißt, man kann nicht offen zum Machtwechsel aufrufen. Das liegt natürlich am System an sich. Aber diesbezüglich ist man ja überall bestimmten Regeln unterworfen. Wenn du bei uns offen verfassungsfeindliches Zeug propagierst, ist es mit der freien Meinungsäußerung auch schnell vorbei.


Wir haben halt ein klar geregeltes Grundgesetz, in China wird jeder Paragraph letztendlich der Doktrin Staatssicherheit bzw Führung der Kpch untergeordnet. Du vergleichst doch nicht wirklich in dem Bereich China und Deutschland....
Und in öffentlichen Gruppen posten ist halt auch nicht rechtlich gesichert, nur weil es bei deinen genannten Fällen keine Konsequenzen hab, heißt es ja nicht, dass es immer so ist. Gibt ja genug Fälle wo es Konsequenzen für Posts gab. Siehe als Tohti oder Liu Xiaobo.

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>>Und es ist halt ein viel sinnvolleres System Dissenz zumindest soweit zuzulassen, dass es nicht nach Nordkorea aussieht. Was es natürlich auch nicht ist. Aber freie Meinungsäußerung ist definitiv nicht möglich. Als Lehrer an der Uni hab ich mal was (fundiert) kritisches gesagt, wurde dann einbestellt und musste versprechen dass ich nicht mehr über Politik rede.
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>In welchem Zusammenhang erfolgte denn das? Ich glaube nicht, dass es bei uns erwünscht ist, dass der Prof. in seiner Vorlesung seine persönlichen politischen oder religiösen Ansichten zum Besten gibt. Das hat da auch nichts verloren. Und was fundiert ist, ist ja auch eine Frage der Perspektive. Selbst zwei Personen mit völlig diametralen Ansichten zu Thema x, können jeder für sich von ihrer Meinung überzeugt sein.


Moment, hier ging es nicht um persönliche Ansichten, es ging um bestimmte Problematiken in der Bildungspolitik in Deutschland und China. Ich habe nicht bewertet, ich habe vorgetragen und verglichen.das war ja auch meine Aufgabe, ich sollte die Studenten auf ihren Aufenthalt/Studium in Deutschland vorbereiten.

Und ja, natürlich darf man unterschiedliche Ansichten haben. mir hat man aber das reden darüber verboten. Und bzgl hat da nix verloren: Ich habe die ganze Propaganda auf dem Campus mitbekommen, ganz extrem, besonders der "Politik Unterricht" für jeden, egal welches Fach. Und das war ganz klar einseitig. Glaub mir, gerade zum Thema Politik und Indoktrination an der Uni kann ich sehr viele selbst erlebte Stories erzählen.


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>>>>>Hatten wir doch schon. Und ich wiederhole mich da. Die personalisierten Tickets für die Bahn wurden und sind einfach notwendig, weil Leute da ein Geschäftsmodell drin gesehen haben und ganze Ticketkontingente aufgekauft haben. Das müsstest du eigentlich wissen.
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>>>>Und warum macht man das personalisierte nicht nur beim Verkauf? Warum dann noch Überprüfen beim Eintritt in den Bahnhof? Dann nochmal beim Einstieg in den Zug?
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>>>Welchen Sinn würden denn personalisierte Tickets machen, wenn man nicht überprüft ob der Ticketinhaber mit der Person identisch ist, der auf dem Ticket steht. Läuft doch exakt wie am Flughafen ab.
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>>Genau das finde ich ja so doof. Es ist wie am Flughafen, also mit vielen Security Checks. Um dein genanntes Problem zu lösen müsste man doch nur personalisierte Tickets machen. Dann könnte niemand mehr Tickets aufkaufen, da ja mur 1 Ticket pro Fahrt möglich ist. Oder? Gegen personalisierte Tickets per se hab ich ja nix. Nur halt gegen das chinesische System.
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>Ich kann doch auch bei Flugbuchungen zig Tickets für verschiedene Personen buchen. Ohne Kontrolle könnte man einfach irgendwelche Verwandten oder gar Fantasynamen angeben und die dann trotzdem weiterverkaufen. Ich verstehe da deinen Punkt nicht. Zumal du dann auch die personalisierten Tickets beim Fliegen in Deutschland bzgl. Überwachung kritisieren müsstest.
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Dann hast du wirklich nicht verstanden was ich meine: Ticketkauf unter Angabe des Namens oder Personr. Dann funktioniert das doch mit den Fantasienamen nicht, Weiterverkauf auch nicht.

Bzgl Fliegen: Ja, das System ist natürlich weltweit das gleiche, daher ist Fliegen ja auch so nervig mit dem vorher da sein, einchecken, Sicherheitscheck.
Bei Inland Flügen wird man in Deutschland übrigens auch nicht überprüft, anders als bei Zugfahrten in China.

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>>>>>Hast du das mit den Museen selbst erlebt oder nur gelesen?
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>>>>Selbst erlebt, im Sommer, z.B. in Qingdao. Habe auch bewusst nachgefragt warum, dann wurde mir das Schreiben gezeigt, Anweisung vom 1.4.2019, von der Regierung aus, keine Entscheidung des Museums.
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>>>Ok. Habe ich selbst aber nicht erlebt.
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>>>>> Wie gesagt, wir waren erst in Shanghai. Da traf das nicht zu. Welchen Sinn sollte das auch bzgl. Überwachung geben? Ohnehin zahlst du doch fast überall digital, woraus das doch sowieso ableitbar wäre.
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>>>>Ja, das ist halt das was ich so besorgniserregend finde: Man ist quasi dauerhaft überwachbar. Ich zahle in China übrigens nicht digital.
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>>>Aber bzgl. Überwachung ist das auch eher so eine typisch deutsche Denke, wo auch eigene Vorurteile wieder mit einfließen. Ist ja nicht so, dass die Händler in China nicht auch bevorzugt Bargeld annehmen könnten. Machen sie aber nicht. Warum? Wäre für sie auch einfacher bzgl. Steuerhinterziehung und Überwachung. Scheint so dass sie das gar nicht so sehr als Problem ansehen.
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>>Ist sicherlich auch typisch deutsch. Aber ist ja nicht schlimm.
>>Und wenn man weiß dass man eh überwacht wird, dann ists ja auch egal.
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>Aber wird man das denn überhaupt? Das ist doch die Frage um die sich alles dreht und die keiner von uns beantworten kann.


Dauerhaft überprüft? sicherlich nicht. Nach Algorithmen ? Garantiert, z.b. wenn man als Moslem nach China geht. Beispiel: Freund ist Moslem, hast ein Auslandssemester an meiner Uni gemacht. 公安局 Public Security Bureau hat sich bei uns am Sekretariat gemeldet und wollte alles über diese Person wissen und hat gesagt dass unser Büro den besonders im Auge behalten soll und bei religiösen Tätigkeiten das dem 公安局 melden soll.  Alles Sachen die man dann natürlich nur erfährt wenn man mit den zuständigen Personen befreundet ist und Alkohol im Spiel ist ;)

Kurz: ich verstehe dass du dich über die sehr schwarzmalerische Berichterstattung ärgerst. Aber das sind Nachrichten, genauso wird auch über alle anderen Länder berichtet. Negativschlagzeilen statt positives. Aber dennoch finde ich das schon ok so. China ist nunmal ein wichtiges Land, man sollte sich der Probleme bewusst sein. So wie wir uns der Probleme in den USA bewusst sein sollten/ sind.


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