| Die Hauptprobleme sind Egoismus und Anonymität |  |
Beim Kauf im Internet, genauso wie beim Fleischkonsum oder auch bei Armut in anderen Ländern: Was ich nicht live sehe oder erlebe, erscheint abstrakt und so als ginge es einen selber nichts an.
Man sieht weder das Leid der Tiere in der Massentierhaltung, noch die Folgen, die immer noch billigere Preise bei Agrarprodukten, aber aich beim Kauf bei gesichtslosen Großkonzernen wie Amazon haben: Steuerflucht, schlechte Gehälter, immer mehr Menschenarbeit wird durch Maschinen ersetzt, die Menschen, die noch da sind, sind ersetzbare Nummern, Spaß und Individualität sind keine fokussierten Unternehmensziele sondern eher hinderliches, lästiges Beiwerk.
Hunger und Armut in anderen Ländern? "Schlimm!" denkt man, während man burgerfressend in der Bild-Zeitung darüber liest.
Richtig problematisch wirds IMO dann, wenn man die daraus entstandenen Gewohnheiten und Ansprüche auf sein tägliches Umfeld projiziert und Preis und Wert von Waren und Dienstleistungen nicht mehr korrekt unterscheiden und einschätzen kann.
"Im Internet bekomme ich das für DEN Preis, warum muss ich im Laden mehr bezahlen?" "Amazon ist x-mal so groß wie wir, die interessiert es nicht, wenn die an dem Artikel kaum Geld verdienen, zudem zahlen die kaum Steuern, wir müssen das aber - und noch dazu davon leben, ebenso unsere Mitarbeiter und unser aller Familien." "Ist das MEIN Problem als Kunde?!" - JA VERDAMMT, IST ES!
Wo möchtest Du denn in Zukunft mit Deinen Kindern shoppen gehen, wo sie später zum Praktikum oder zur Ausbildung hinschicken, sollen alle, die nicht studieren, in der Massentierhaltung oder bei Amazon arbeiten?
Hilft eine verkackte Drohne Dir, Deinen Kühlschrank in den 2 Stock zu tragen?
Kann Amazon Dir am Telefon erklären, wie Du Deinen Fernseher einstellst oder Deinen Internet-Router einrichtest?
Willst Du selbst im Restaurant demnächst nur noch billiges Massentierhaltungsfleisch essen - oder gar nur noch Chemie-Fast-Food?
Es geht gerade einfach komplett die Wertschätzung für Dienstleistungen aller Art flöten, die Leute wollen alles haben aber nichts dafür bezahlen.
Alle sagen "man soll ja die kleinen Läden unterstützen" - das tut man aber nicht, indem man sich nicht für ihre Lage interessiert und selbst bei besserem Service Internetpreise erwartet - bei Amazon ist es leicht, sich nicht dafür zu interessieren, ob ein Jeff Bezos, den man nur aus den Nachrichten kennt, am Ende des Jahres ein paar Millionen mehr oder weniger auf dem Konto hat, warum sollte mich da interessieren, ob mein Nachbar mit seinem Elektroladen seine Kinder noch ernähren kann, von dem was er tut? Schließlich habe ICH ihn ja unterstützt, indem ich zum Internetpreis bei ihm eingekauft habe, und dafür durfte er auch noch kostenlos zu mir kommen und mir meinen Kram einrichten, der soll sich mal bloß nicht beschweren!!
Und bei Amazon & Co. wird dann zusätzlich auch noch erwartet, dass alles versandkostenfrei ist - "dafür zahle ich ja schließlich auch Prime!"
Rechne mal nach, wieviel Du im Jahr bestellst und rechne gegen, was normalerweise ein Päckchen oder Paket kostet - merkste selber, gell?
Logisch, dass Amazon da immer mehr die Preise der Paketdienste zu drücken versucht. Und in dem harten Konkurrenzkampf gibt es immer irgendeinen, der das dann mitmacht - auf Kosten seiner Mitarbeiter selbstverständlich. Die andere müssen dann nachziehen, um nicht völlig in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden.
Was für nen Knochenjob die Paketzusteller bei Wind und Wetter machen, zu was für Konditionen - "mir doch scheißegal, ich habe bestellt und erwarte pünktlich mein Paket im Briefkasten oder an der Haustür - und wenn ich nicht da bin halt irgendwo anders, wie es dahin kommt und wie die das machen ist mir doch SCHEISSEGAL, schließlich zahle ich dafür! Trinkgeld?! Steht ja eh alle 8 Wochen ein anderer Typ vor der Tür, was interessiert mich der?!"
Mit Sicherheit weil der Job so toll ist und zum Verweilen einlädt!!
Ich könnt echt kotzen!
Billig billig regiert die Welt - aber wird die Wirtschaft auf kurz oder lang zerstören.
Diesem Reboot fiebere ich sehr entgegen.
Erst wenn es auch für Geld nichts mehr gibt werden die Leute vielleicht aufwachen und anfangen, die Dinge neu zu bewerten.