Thema:
Re:Dienstwagenregelung ist tlw auch Förderung der Industrie flat
Autor: Phil Gates
Datum:17.12.19 14:47
Antwort auf:Re:Dienstwagenregelung ist tlw auch Förderung der Industrie von chifan

>>>>Du meinst die Mobilität die eigentlich erst dadurch notwendig wird, weil man ein eigenes Haus haben will und dafür aufs Land zieht ;-P?
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>>>Dieser „Vorwurf“ zeugt doch irgendwie von Ahnungslosigkeit über Wohnverhältnisse, Demographie usw., oder?
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>>>Wenn man denkt, dass Deutschland von der Kreuzberger Hipster-WG bis zum Barista um die Ecke reicht, von wo U- und S-Bahnen und Busse im 1,3 Minuten Takt zum Job in der Agentur am Prenzlauer Berg fahren, DANN ist das ein legitimer Einwurf.
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>>>Allen anderen ist klar, dass Deutschland sich v.a. in der oft dörflichen Provinz sowie Klein- und Mittelstädten im ländlichen Raum abspielt, wo der Bus 3x am Tag fährt und aus 15 Minuten Auto dann 45 Minuten Bus mit 3x umsteigen macht - plus 15 Minuten Fussmarsch zur Firma.
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>>>Die implizite Arroganz der Aussage, dass doch eigentlich JEDER fussläufig einen Job finden MUSS, garniert das Ganze dann noch.
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>>>Ich wäre ja selbst Fan Deines Modells - es existiert aber aktuell nicht, und dass den Menschen außerhalb der Großstädte immer wieder zum Vorwurf zu machen, ist imo wenig förderlich.
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>>>Also ich kann diesen Pauschaleinwurf echt nicht mehr hören. ;)
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>>Zumal Wohnen auf dem Land nachhaltiger sein kann, als Wohnen in der Stadt. Meine Mutter wohnt am Rande einer mittelgroßen Stadt, hat jede Menge Obst und Gemüse im Garten. Sie nutzt eine Zisterne, um den Garten zu wässern. Wenn sie was kauft, dann fast immer regional. Man müsste mal gegenrechnen, was alles in die Stadt reingebracht werden muss, damit die Hipster ihre Latte und ihre Avocados bekommen. Und selbst wenn man solche Luxusgüter weglässt, in Berlin wachsen keine Kartoffeln.
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>Weil in der Stadt nur Hipster wohnen und deine Mutter den typischen durchschnittlichen Land-/Kleinstadtbewohner repräsentiert die alle Selbstversorger sind?


Nicht alle. Aber wenn ich mir anschaue, wie meine Mutter das macht und vor allem wie meine Oma auf dem Land gelebt hat, beschleicht mich das Gefühl, dass die nicht zu den Hauptschuldigen des Klimawandels gehören.

>Und ist es mittlerweile schon so weit, dass ein Latte ein Luxusgut oder Hipstergetränk ist?

Luxusgut auf jeden Fall, nicht finanziell, aber hinsichtlich der ökologischen Auswirkungen. Selbst wenn's zertifizierter Ökolandbau mit Fair Trade ist, Kaffee muss um die halbe Welt geschippert werden, der wächst (noch?) nicht in der Lüneburger Heide. Das heißt nicht, dass ich Kaffee verbieten will, aber man sollte sich schon bewusst sein, wo der herkommt. Und dann kommen noch die Becher dazu und die Plastikdeckel.

Ein Hipstergetränk wird aus einer Latte natürlich nur, wenn die Bohnen von Jungfrauen bei Vollmond mit den Zehen geerntet wurden.

>Und was machen eigentlich die auf dem Land die es nach nem Latte dürstet oder ner Avocado?

Wenn ich auf dem Land in den Rewe gehe, sehe ich da deutlich weniger Avocado und Südfrüchte, die Leute essen vermutlich deutlich weniger davon. Dürfte sich ähnlich mit Dry Aged Beef verhalten, das bekommt man da zwar auf Anfrage im Edeka, aber das ist keinesfalls so Standard wie in den größeren Städten ;) Latte gibt's auf'm Dorf auch nicht, da gibt's Filterkaffee wie zu Omas Zeiten. In der Kleinstadt beim Bäcker bekommt man aber natürlich ne Latte.

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>>Ich könnte mir vorstellen, dass ein Haushalt auf dem Land mit Photovoltaik unterm Strich nachhaltiger lebt. Zumal in einem Haus meistens 3-5 Personen als Familie leben, vielleicht sogar noch die Großeltern dazu. Ein Single-Appartement ist pro Kopf wohl um einiges umweltschädlicher, als ein Einfamilienhaus.
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>Das möchte ich stark bezweifeln unabhängig davon, dass ja nicht nur Singles in Städten leben. Das ganze Thema Zersiedelung ist ja schon ein Problem. Man braucht sich nur mal anzuschauen was ein EFH inkl. Garten an Fläche wegnimmt, die dann für andere Nutzung völlig verloren ist. Und das nur damit da eine Familie wohnt. Die ganze Erschließung und der zusätzliche Verkehr sind dann nur noch weitere Aspekte. Deutlich effizienter wäre es, wenn es gar keine ländlichen Regionen geben würde und alles in Megastädten konzentriert wäre.


Klar leben nicht nur Singles in der Stadt. Die Single-Haushalt-Quote in Städten dürfte aber deutlich höher sein, als auf dem Land. Und dann muss man halt sehen, dass zwar die Fläche einer Single-Wohnung geringer ist, aber bei vielen Dingen macht es halt kaum Unterschied, ob eine oder fünf Personen in einem Haushalt leben, also z.B. ist der Mehraufwand an Energie nahezu null, wenn ich statt 125g Spaghetti 750g koche. Auch das Bad muss ich nur einmal heizen, und dennoch können da fünf oder mehr Personen ihr Häufchen machen. Den Garten kann man wie gesagt nutzen, um nachhaltig Obst und Gemüse anzubauen (und das Grünzeug trägt ganz nebenbei noch zur Senkung des CO2 bei).

Ich bin damals aus der Kleinstadt in die Großstadt gezogen. Für die Haydays sicherlich cool, aber auf Dauer viel zu teuer und ich sehne mich danach, mich im Sommer im Garten ablegen zu können oder zu grillen usw. Und so weit raus, dass die Pendelei ins Gewicht fallen würde, will ich natürlich gar nicht ziehen.


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