Thema:
Re:Mal eine andere Perspektive flat
Autor: Guy
Datum:16.12.19 08:10
Antwort auf:Re:Mal eine andere Perspektive von Optimus Prime

>Was Unterscheidet Jobs ob sie Trinkgeldwűrdig sind oder nicht? Klar, der Service an der Person.

Diese Frage stelle auch ich mir immer wieder - und niemand kann mir zufriedenstellend/logisch beantworten, warum sich das angeblich von Branche zu Branche/Job zu Job unterscheiden soll.
Guter Service ist für mich guter Service.
Und wenn er wirklich GUT ist, gibt's auch Trinkgeld, egal in welcher Branche.

Wird "man" im Restaurant super bedient, gibt "man" (mehr) Trinkgeld, der Kellner/das Team wird für seine gute Arbeit belohnt.
Wird "man" im Laden super beraten fragt "man" (teilweise bis aufs Blut) nach Rabatt (also letztlich nach Geld), selbst wenn ein marktgerechter Preis an der Ware dransteht. Der Berater (der seinen Kunden vor einem Fehlkauf bewahrt, vorführt, erklärt, bei Fragen auch nach Kauf mit seinem Fachwissen kostenlos Rede und Antwort steht und dem Kunden z.T. mit Engelsgeduld den Arsch hinterherträgt) wird für seine gute Arbeit bestraft ("Ich kaufe nur, wenn Du mir noch Geld dazu gibst, das was dransteht ist mir selbst Deine sehr gute und kompetente Beratung nicht wert, 'woanders'  ('im Internet') ist es schließlich NOCH günstiger, ich bin doch nicht blöd!") - WTF?!
Sich selbstständig im Netz über Preise informieren können sie, aber um das passende Produkt für sich zu finden, brauchen sie (kostenlose) Hilfe und wollen dann grundsätzlich NOCH „was am Preis gemacht“ haben?
Hinkt gewaltig!
„Man muss ja heute fragen, nä?! Fragen kost‘ ja nix!“
DOCH, SOLCHE fragen in SOLCHEN Situationen kosten Ansehen, und zwar nicht zu knapp!

"Danke für Ihre Hilfe, TOP Beratung!" - da kann man sich super was für kaufen!

Trinkgeld ist für mich ein universeller Weg, meine Wertschätzung und Dankbarkeit auszudrücken:
Beim Kauf einer Lederjacke, nach der ich ewig gesucht habe, der Verkäufer mir aber dann endlich eine passende zeigen konnte, habe ich ihm nen Zehner in die Hand gedrückt, statt nach Rabatt zu fragen. War happy genug, endlich eine gefunden zu haben, die passt und mir gefällt.
Wenn mein Auto aus der Werkstatt kommt und die Jungs dort sich super drum gekümmert haben, bekommen sie entweder was in die Kaffeekasse oder ne schöne Flasche/was Süßes.
Der Arzt, der mir im Frühjahr meinen Leistenbruch operiert hat, hat eine Flasche schönen Portwein bekommen, das Schwestern- und Pflegerteam während meines Aufenthalts nen Zehner für die Kaffeekasse und zum Schluss noch ne Riesenpackung Merci.
Der Frisör bekommt was, Kellner sowieso, die Jungs, die die Vorwäsche in der Waschstraße machen, Handwerker, usw.
Selbst das Team meines Heimkinohändlers hat letztes Jahr zu Weihnachten ein Fresspaket im Wert von 50,- € bekommen, für Beratung, Service, Tipps und Betreuung.
Auch nem Paketboten habe ich schonmal was gegeben, allerdings bin ich meistens tagsüber eh nicht zu Hause und lasse mir daher die Pakete in die Apotheke meines Kumpels liefern (die geben aber auch mal was).
Letztes Jahr habe ich eine größere Lieferung Holz für mein Selbstbaulowboard bekommen, der Fahrer hat's mit mir zusammen bis in den 2. Stock geschleppt und noch das Umverpackungsmaterial wieder mit runter in die Mülltonne gebracht.
Lt. Lieferbedingungen hätte er's nur bis hinter die erste verschließbare Tür liefern müssen.
War superschwer und sperrig - und mir letztlich 20,- € Trinkgeld und ne eisgekühlte Cola für ihn wert, weil ich sonst in dem Moment nicht gewusst hätte, wie ich das Zeug zeitnah hätte aus dem Treppenhaus bekommen sollen.
Und auch bei Wikipedia habe ich schon was gespendet, weil ichs oft nutze und schätze.

Das mit dem empathielosen Egoismus und der Beschwerdegeilheit ist ein wahrhaft widerlicher Auswuchs unserer geizistgeilen Anspruchsgesellschaft, den ich so richtig gar nicht nachvollziehen kann.
Und am lautesten brüllen die, die am geizigsten sind.
Schrecklich!


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