Thema:
Komplett in den letzten 3 Wochen gelesen (Spoiler!) flat
Autor: TroyMcClure
Datum:14.12.19 21:08
Antwort auf:Walking Dead Comics von maiwurm

Ich werde Spoiler hier nicht markieren, nur als Warnung.

Ich habe vor Jahren mit Compendium #1 & #2 begonnen, mir danach dann die Issues einzeln auf Kindle bei Amazon gekauft, bis dann plötzlich Amazon nach All out War #1 keine Rechte mehr hatte die Comics zu verkaufen und ich keinen Antrieb hatte sie woanders zu kaufen und dementsprechend auf dem Trocknen saß. Hab mir dann vor ein paar Jahren Compendium #3 gekauft aber nicht gelesen, keine Ahnung warum.

Anfang des Jahres sickerte dann plötzlich durch, dass Robert Kirkman den Comic dieses Jahr zum Abschluss bringen würde und auch Compendium #4 das letzte sein wird. Dieses also vorbestellt und im Oktober erhalten, und nun in den letzten 3 Wochen im Urlaub und der Freizeit nochmal alle Compendien (Compendiums? whatever ...) in einem Rutsch durchgelesen.

Was für ein Ritt. Das Gute an den Comics ist für mich, dass sich meistens nicht so lange mit irgendwelchen Sachen aufgehalten wird wie in der imo hoffnungslos überschätzten und behämmerten TV-Show. Es gibt Ausnahmen davon, aber im Großen und Ganzen gibt es keinen Story-Arc der sich über viel mehr als 4 Kapitel hinzieht. Ich fand es gut, dass Kirkman einer seiner ganz frühen Aussagen treu blieb: sobald Rick stirbt, stirbt auch der Comic und wird beendet. Klar, das passierte nicht von einer Seite zur anderen, aber im Grunde hielt er sich dran. Es war abzusehen, dass Rick als Märtyrer sterben wird und ich hatte auch irgendwie eine Ahnung, dass Carl ihn töten würde, wobei es ja dann doch nur der Zombie-Rick war. Etwas blöd fand ich, dass es im Grunde ein total unwichtiger Arschloch-Charakter ist, der den großen Rick Grimes schlussendlich ins Grab bringt - da hatte ich mir irgendwie mehr von versprochen.

Was ich richtig stark fand war die Entwicklung von Negan nachdem der Krieg verloren war und er aus dem Gefängnis ausbrechen konnte. Bei jeder seiner Aktionen hatte ich darauf gewartet, dass er sein altes Ich raushängen lässt um sich an Rick zu rächen, aber es kam nie dazu und Negan hat sich scheinbar wirklich leicht verändert. Ich war erst enttäuscht, dass seine Geschichte ein sehr ruhiges, abruptes Ende nimmt und auch eher offen gelassen wird, was aus ihm wurde (es gab halt Andeutungen). Aber nett von Kirkman dann seine Abschlussworte mit dem Satz "P.S.: Negan lives" zu beenden. Negan wurde vom absoluten Mega-Psycho (neben dem Governor) zu einem Charakter, für den man dann insgeheim doch irgendwie gejubelt hat, trotz seiner Taten. Ich fand ihn jedenfalls richtig cool.

Den letzten Commonwealth-Arc fand ich dann leider doch einen der schwächsten. Obwohl mir ein paar der neuen Charaktere wie Mercer oder Princess gefielen, fand ich die Antagonisten (Pamela, Lance und wenn man so will Sebastian) ziemlich lahm. Auch Rick's Anbiedern an diese bis zu dem Punkt, dass er Dwight erschießt, fand ich teils unlogisch gemessen daran, wie er sich bei allen anderen Konflikten zuvor verhielt. Und dass genau dieses Verhalten dann zu seinem Ableben führt ... naja, geschenkt.

Den letzten Issue aka Epilog fand ich etwas gewöhnungsbedürftig, aber im Grunde gelungen. Der 20+ Jahre-Sprung ist ein schöner Abschluss, wenn auch manche Ideen etwas sehr seltsam sind (Zombies als Zirkusattraktionen, Maggie als Mrs. President). Von den meisten der ans Herz gewachsenen Charaktere bekommt man einen zufriedenen Abschluss (selbst von Negan auf eine Art) und man wird so langsam ans Ende rangeführt. Und dass Kirkman dann in seinem Schlusswort schreibt, dass dieses Ende seit 5 Jahren oder so feststand - da kann ich ihn dann auch nicht mehr wirklich dafür kritisieren, dass es alles etwas kitschig war. Seine Idee vom originalen Ende ca. 100 Issues früher fand ich zwar interessant, aber sie wäre wirklich zu offensichtlich gewesen (the Dead win - what a surprise).

Alles in allem eine tolle Geschichte die ich nicht missen möchte und jedem zu empfehlen, der dafür die Lust und Zeit hat.


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