Thema:
Re:Abwarten flat
Autor: Phil Gates
Datum:13.12.19 13:44
Antwort auf:Re:Abwarten von DasReptil

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>>Und Realität. Du zahlst nur Rentenbeiträge bis zur Beitragsbemessungsgrenze. Das heißt, ob Du 100k oder 55k verdienst, die Rente ist dieselbe. Problematisch ist, dass mit der Beitragsbemessungsgrenze ein kräftiger Sprung bei der Einkommenssteuer verbunden ist, man also auch als gutverdienender Familienvater keine Kohle übrig hat, um privat noch vorzusorgen. Die einzige Altersvorsorge, die diese Leute daher in der Regel haben, ist eine selbst genutzte Immobilie. Aber es ist ein Trugschluss, dass sich das tatsächlich lohnt, weil man zwar im Alter bestenfalls mietfrei lebt, es aber lange nicht gesagt ist, dass man sich von der Rente eine neue Heizung oder ein neues Dach leisten kann - was früher oder später immer nötig wird.
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>Wenn du als Gutverdiener nix zurücklegen kannst gibst du deutlich zuviel Geld aus.


Ich möchte jetzt nicht meine Einkommens- und Vermögensverhältnisse vorrechnen, aber ich lebe nicht auf großem Fuß. Ich bin im Gegenteil in finanziellen Dingen ein erzkonservativer, sparsamer Spießer. Ich werde hier ja sogar ausgelacht, weil ich 'nen Fernseher mit weniger als 50 Zoll für weniger als 400 Euro kaufen möchte ;-). Urlaub machen wir im Haus meiner Eltern in Spanien, kostet uns nur die Fahrtkosten.  Wir haben zwei abbezahlte Autos und einen im Unterhalt recht günstigen Oldtimer, das Einsparpotential beschränkt sich auf nen Tausi für die KFZ-Versicherung, wenn wir ein Auto abschaffen (was aber nicht geht, weil meine Frau das Auto braucht, um zur Arbeit zu kommen und die Kids rumzukutschieren und ich muss hin und wieder zu Mandanten auf dem platten Land, wo kein ÖPNV hinfährt). Keine teuren Hobbys. Wir haben nicht einmal ne Hochzeitsreise gemacht, sondern waren ein Wochenende im Schwarzwald zum Wellnessen. Klamotten kaufen wir im Sale. Gekocht wird meistens selbst, eingekauft wird größtenteils bei Lidl. In der Mittagspause esse ich meistens in der Kantine einer benachbarten Bank, wo auch Externe essen können. Ja, ich könnte vermutlich 100 Euro im Monat sparen, wenn ich mittags nur ein Schinkenbrot essen würde. Mea culpa. Ansonsten bin ich mehr oder weniger Alleinverdiener, meine Frau arbeitet Teilzeit und selbst in Vollzeit würde sie deutlich weniger verdienen als ich. Bei zwei Kindern bleibt da bei den Lebenshaltungskosten in der Großstadt nicht viel übrig. Seit November ist meine Wohnung weitgehend abgezahlt, die monatliche Belastung hat sich daher entspannt, allerdings wird sie mit 2 Kindern zu klein sein, so dass ich die Wohnung entweder verkaufen oder wieder bis zum Anschlag belasten muss, damit wir uns ein Einfamilienhaus in der Nähe leisten können, für das ich dann bis weit über den Renteneintritt hinaus löhnen muss. Jeden Cent, den ich bisher verdient habe, habe ich in selbst genutztes Wohneigentum investiert, Überschüsse für weitere Vorsorge habe ich nicht. Die gehobene Mittelschicht ist die, die ein großes Risiko eines sozialen Abstiegs hat, aber maximal vom Staat gef…. wird. Ich kriege deshalb regelmäßig einen Herzkasper, wenn wieder irgendwelche Politiker fordern, die "Reichen" mehr zu besteuern, weil mir klar ist, dass man damit mich und meine Peer Group meint und mitnichten die Leute, die ererbtes Vermögen besitzen und/oder von Kapitalerträgen leben.


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