Thema:
Re:Puh, manche sind echt noch nicht so weit flat
Autor: X1 Two (deaktiviert)
Datum:08.12.19 12:37
Antwort auf:Puh, manche sind echt noch nicht so weit von thestraightedge

>Restaurantbesuch, veggie-Hauptgerichte: 2, eher so Kategorie "Gemüsebeilage überbacken".
>
>Salate gabs. Vegetarischen kleinen Beilagensalat (nope), und 3 "vollwertige" für 13-17 €.
>a) mit Schinken
>b) mit Scampis
>c) mit Hühnerbrust
>
>Ich frage wie wir die vegetarisch hinbekommen.
>a) geht nicht, Schinken ist schon drin (wtf?)
>b) + c) geht, kann man die Beilage weglassen.
>
>Ich sage: kann ich stattdessen ein bisschen Antipasti drüber bekommen, also vielleicht ein paar eingelegte Pilze oder gebratene Aubergine (standen anderswo auf der Karte). "Das muss ich in der Küche prüfen". Kommt wieder: geht nur bei c), aber dann mit Aufpreis. Ich sage: warum Aufpreis, die Hühnerbrust fällt doch weg. Sagt sie: hat der Chef mir so vorgegeben. Ich: kann er mir das erklären. Sie: nein, der steht aktuell in der Küche.
>
>Meine Güte, echt.
>
>Ich habe dann eine der Veggie-Hauptspeisen genommen, und die war kacke.
>
>Der Laden war voll und ist wohl recht angesehen, ich würds also nur bedingt aufs Restaurant allgemein schieben.


Na ja, so wie es Restaurants explizit für Veganer gibt, gibt es eben auch solche, wo auf jeden Veg* geschissen wird. Das hat nichts mit soweit sein zu tun, man will die einfach nicht haben. Eben genau wegen deiner Denke: Ich nehme kein Fleisch, also hat es billiger zu sein. Nee, hat es nicht. Es ist zusätzlicher Aufwand. Also kostet es mehr. Das kann man den Gästen aber schwer vermitteln, dass sie mit Sonderwünschen ein eingespieltes Küchenteam schnell komplett aus dem Tritt bringen. Deshalb gibt es dafür eigenes Personal.

Du kannst nun mal auch keine Gemüsepfanne für 20 Euro verkaufen. Kleines Rechenbeispiel:

Wenn du ein Rinderfilet mit Beilage für 35 Euro nimmst, dann bleiben davon 25 Euro beim Restaurant hängen nach Abzug des Wareneinsatzes. Wenn du das Rinderfilet nun weglässt kannst du vielleicht noch 10 Euro dafür verlangen. Wenn du es auf die Spitze treiben willst 15. Rechnen wir einfach mal mit 7 Euro Wareneinsatz für das Fleisch und 3 Euro für die Beilagen. D.h. vom Rinderfilet mit Beilagen bleiben 25 Euro hängen, vom Rinderfilet mit Beilagen ohne Fleisch bleiben 12 Euro. Der Arbeitsaufwand ist nahezu identisch, weil irgendwer eh immer Fleisch brät. Folglich  macht es keinen Sinn, deine Tische mit Veg* aufzufüllen, wenn du auch Fleischesser haben kannst. Denn letztlich sind es die Fleischesser, die dir die Rechnungen, Miete, Personal bezahlen.

Und dann kommen noch die Sonderwünsche oben drauf. Kann ja nicht so schwer sein, ein bißchen Grillgemüse zuzubereiten. Für sich alleine, nein. Nur du musst die Zeit auf Kosten der anderen Gerichte einplanen und am Ende auch noch dich dafür rechtfertigen, dass ein Sonderwunsch mehr kostet.

Dass Schinken bei einem Salat schon drin ist, ist nachvollziehbar. Ist eine kalte Beilage, also bereitet man die schon mal komplett vor, damit man sich nicht während des laufenden Betriebs drum kümmern muss, Salat zu putzen und anzurichten. Die Erklärung zu den Antipastisachen macht nicht viel Sinn (warum zum einen, aber nicht zum anderen) aber die Sache mit dem Preis kann ich dir erklären: Es war viel los und der Koch hatte schlicht keinen Bock auf Extrawünsche. Völlig verständlich.

Als jemand, der mal Koch war, kann ich nur sagen: Veg* sind die schlimmsten Kunden. Wir haben auch immer versucht, die zu vergraulen. Die Gemüsepfanne war immer versalzen. Warum? Weil der Küchenchef immer noch mal rangegangen ist und nachgewürzt hat. "Wir verdienen schon nicht an deren Essen, dann sollen sie mehr trinken" Hatte den zusätzlichen Effekt, dass nach dem zweiten Mal keiner das mehr wollte. Stand halt weiter auf der Karte, weil in immer mehr Familien irgendwer dabei ist, der partout nichts außer Veggieprodukten isst, aber da geht es nicht darum, dass man die jetzt wirklich verkaufen will. Dafür gibt es ja eben Salate. Salat mit Rinderfiletwürfeln ohne Rinderfiletwürfel? Klar gerne doch, das ist dann auch einen Euro günstiger. Da merkt der Gast nicht mal, wie er verarscht wird und freut sich noch.

Um Restaurants, die zwei oder drei Veggiegerichte auf der Karte haben, sollte man als Veg* immer einen Bogen machen. Das hat aber nichts mit "Die sind echt noch nicht so weit" zu tun, sondern ist Ausdruck der Tatsache, dass 95 % der Bevölkerung eben kein Veg* sind. Veg* tun zwar gern so, als wären sie eine wichtige und große Gruppe, aber sie sind es nicht. Selbst wenn man es auf die erweitert, die bewusst auch mal auf Fleisch verzichten, sind wir bei über 85 %, die Fleisch ohne Einschränkungen konsumieren. Und entsprechend ist das Angebot in Restaurants.


Antworten nicht möglich, siehe Info neben Nickname