Thema:
Re:Nur kurz flat
Autor: Felix Deutschland (deaktiviert)
Datum:08.12.19 02:51
Antwort auf:Re:Nur kurz von tralalu

>
>>
>> Eine Küche ist doch keine Ansammlung von Robotern, die bei der kleinsten Änderung im Ablauf nen BSoD fabriziert, "does not compute". Gerade das ist ja der Schatz dieses Gewerbes, Leuten das Gefühl zu geben, willkommen zu sein.
>
>Das ist der schönste Satz den ich dieses Wochenende gelesen habe. ♥


Es ist halt so. Ich hatte eben noch nen anderen Post darüber angefangen, wie viele Gerichte der haute cuisine (Birne Melba, Pasta Alfredo) bis hin zum Fast Food, was wir heute für selbstverständlich nehmen (Hamburger bzw. "Rundstücke, warm" oder Chicken Wings/Buffalo Wings) entstanden sind, weil Gäste "Extrawünsche" hatten, wollte aber nicht rüberkommen wie der "Gastro-Freak" oder so.

Gerade die letzten Jahre über habe ich es sehr zu schätzen gelernt, in Restaurants freundlich und wie ein Mitmensch behandelt zu werden. Mehrere, nicht unbedingt zusammenhängende Anlässe. Der Barkeeper zum Beispiel, der für mich und meine Verlobte sein Tresen eine Stunde länger Schicht machte, weil wir in dem Hotel zum zweiten mal innerhalb weniger Monate einkehrten aufgrund von Todesfällen in meinem engeren familiären Umfeld. Der wusste, wann er sich ins Gespräch einklinken konnte und wann nicht, den Rest meiner Familie unglaublich freundlich behandelte und von sich aus raffte, dass es mir scheiße ging. Der gehört hat, wie wenig Kohle ich hab, während ich bei ihm in ner dreiviertelstunde ne Getränkerechnung über 60 Euro hatte. Der hat fünfzehn Euro Trinkgeld bekommen. Wenn ich einmal im Jahr, bzw. durch weirde umstände zwei mal im Jahr in ne richtige Bar gehe, und dann als einer von zwei Gästen um halb eins an nem Wochentag so behandelt werde, dann lasse ich da gern fast ein Drittel meines Monatsbudgets für Naturalien. Oder beim Griechen, einfach weil es so ein netter Abend war fast zwanzig Euro Trinkgeld für irgendeine pillepalle 70-Euro-Quittung. Nach teilweise Monaten wo man sich nur kacke gefühlt hat und gar nicht rausgegangen ist und auch sowieso aussieht wie ein Heutier, mit seiner popeligen Vorspeise-Hauptgericht-drei-Bier-Kombo trotzdem behandelt zu werden wie ein Gast, da schafft man manchmal mit so kleinen Sachen so viel Glück beim anderen, dass ich immer wieder nicht verstehen kann, wie man sich sonst in dem Bereich als Besucher oder als Wirt gegenseitig das Leben zur Hölle machen muss.

Oder wenn der Dönermann dir einfach so ein Fallalfelbällchen gibt, zum gleich essen. Wie ich im Winter in mehreren Städten in türkischen Restaurants und Imbissen nen Tee bekam. Freundlich behandelt zu werden ist keine Selbstverständlichkeit, gerade in stressigen Jobs wie diesem. Deswegen bin ich grundsätzlich auch zu Leuten nett, die zu mir nicht nett sind. Vielleicht gebe ich dem- oder derjenigen den Glauben an die Menschheit zurück an dem Tag, indem ich mich nicht aufführe wie ein Pisser. Unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Im Gegenzug bin ich sehr dankbar durch die zum Glück stark überwiegend positiven Erfahrungen, die ich mittlerweile auch in Berlin nach viel Hit and Miss regelmäßig mache.


Antworten nicht möglich, siehe Info neben Nickname