Thema:
Re:.. und warnt jetzt vor GroKo aus. flat
Autor: Link
Datum:04.12.19 15:42
Antwort auf:Re:.. und warnt jetzt vor GroKo aus. von Phil Gates

>>>Ähem... nein. Wenn die SPD zulegt, dann nicht zulasten der CDU, sondern zulasten der Grünen. Die Wähler, die die CDU verloren hat, sind zu einem guten Teil bei der AfD, und die haben vermutlich wenig Veranlassung, ausgerechnet die SPD zu wählen.
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>>Ein Teil davon möglicherweise schon, WENN sich die SPD denn überzeugend für einen höheren Mindestlohn, für eine auskömmliche Grundrente usw. einsetzt. Ich glaube, diese sozialen Themen spielen bei der Entscheidung für die AfD teilweise schon eine Rolle. Etliche andere AfD-Wähler, denen es tatsächlich um das Deutschnationale geht (oder die halt einfach Nazis sind), erreicht man so natürlich nicht. Aber ein Teil könnte zugänglich sein.
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>Ist alles ziemlich komplex. Ich denke, den meisten Wählern geht es gar nicht so schlecht, sonst müsste die Linke ja viel stärker sein. Und das ist denke ich das große Problem. In der Mitte sitzt die CDU, die sich derzeit nicht klassisch marktliberal positioniert hat und auch sonst einiges an konservativen Positionen freigemacht hat (z.B. Ehe für Alle, Zuwanderung). Links sitzt die Linke. Dazwischen noch eine Nische zu finden, mit der man Gehör findet, ist schwierig. Die Linke ist ja nicht mehr die Partei des Betonsozialismus, Leute wie Ramelow sind ganz normale Sozialdemokraten im klassischen Sinne, und die machen - größtenteils - vernünftige Politik wie die SPD vor 30 Jahren. Die Protestwähler, wenn es sie denn gibt, die AfD wählen, weil sie abgehängt sind, werden daher vermutlich eher die Linke wählen, wenn sie nicht bei der AfD bleiben. Ich meine, es wäre sinnvoll, wenn Linke und SPD (wieder) fusionieren, aber da hängen natürlich jede Menge Partikularinteressen und Ressentiments dran (u.a. der DDR-Bürgerrechtler in der SPD, insbesondere der Partei-Basis, die das nicht gutheißen würden).
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>Und dann gibt es da die Grünen, die von CDU und SPD ordentlich Stimmen abgeknabbert haben. Wie gesagt, komplex, aber ich glaube, die SPD ist von den neuen Zeiten überholt worden, wie übrigens fast alle klassisch sozialdemokratischen Parteien in Europa.


Kann ich schon alles nachvollziehen. Ich würde nur zweierlei zu bedenken geben:

1. Die Linke ist für manche Wähler, gerade im Westen, wahrscheinlich nach wie vor unwählbar - wegen der immer noch nicht ganz überwundenen SED-Vergangenheit, wegen der merkwürdigen Russland-Putin-Liebe, wegen des gelegentlichen Fischens am rechten Rand ... für etliche Leute dürfte die Linke daher eben nicht die Alternative zur SPD darstellen, zu der sie oft gemacht wird, und damit auch keine tatsächlich sozialdemokratische SPD ersetzen. Auch wenn sie aus meiner Sicht inzwischen wirklich eine Menge guter, gerade junger Leute haben.

2. Gerade Wähler, die aus "Sozialfrust" zur AfD abgewandert wird, fühlen sich vom typischen Milieu der Grünen unter Umständen nicht repräsentiert. Zumal sich die Grünen in letzter Zeit gefühlt weniger mit sozialen Fragen beschäftigen. Und wenn diese Wähler dann aus irgendwelchen Gründen nicht die Linke wählen wollten, bliebe doch wieder nur die SPD übrig.

Ich denke also, eine sozialdemokratische SPD (wie komisch sich das anhört!) hätte durchaus ihren Platz im linkeren Parteienspektrum. Im Grunde sehe ich bei den drei Parteien links der Mitte ähnliches Potenzial, bei der Linken aus den genannten Gründen vielleicht etwas weniger.


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