Thema:
Re:Klageschrift. flat
Autor: Melanie
Datum:22.11.19 17:52
Antwort auf:Re:Klageschrift. von Telemesse

>Ich versteh nur Bahnhof. Gibts von dem letzten Absatz auch eine Variante für Dummies wie mich? :-)

Ich vergesse manchmal, dass nicht jeder Mensch Anwalt ist. Tut mir leid.

Class Actions sind rechtliche Vehikel in den USA, um Schäden, die eine Vielzahl von Leuten betreffen, möglichst effizient durch ein Gerichtsverfahren zu bringen. Wenn also Millionen Leute Shampoo kaufen und durch einen Fehler des Herstellers all diesen Leuten für immer die Haare ausfallen, möchte man verhindern, dass alle diese Leute ihren eigene Klage einreichen. Stattdessen gibt es dann eine Class Action, wo alle diese Leute zu einer “Class” zusammengeführt werden und dann stellvertretend für alle von einem Plaintiff ein Verfahren angestrengt wird.

Allerdings kann sich dieser Plaintiff nicht einfach hinstellen und sagen, dass er eine “Class” repräsentiert. Stattdessen muss er den Richter überzeugen, dass diese “Class” zertifizierbar ist, also wirklich existiert. Der Richter muss also zustimmen, dass es wirklich Millionen von Leuten gibt, denen jetzt die Haare aufgrund dieses Shampoos ausgefallen sind. Die Verteidigung in einer Class Action setzt nun natürlich alles drauf an, den Richter vom Gegenteil zu überzeugen. De hatten alle niemals Haare! Es liegt am Conditioner, nicht am Shampoo.

Wenn der Richter jetzt aber die “Class” zertifiziert, dann ist für die Verteidigung die Kacke am Dampfen. Dann riskieren sie ein Jury Trial, wo der Jury traurige Bildchen von Leuten ohne Haare gezeigt werden. Und die können dann natürlich für die Plaintiffs entscheiden, und dann geht es an die Damages, also an die entstandenen Schäden. Du kannst Dir vorstellen, dass die immens ausfallen können.

Jury Trial ist also auf jeden Fall zu vermeiden, jedenfalls für die Verteidigung. Wenn also eine “Class” erst mal steht, geht man dann generell in die Settlement Negotiations, also redet man über einen Vergleich. Das ist dann reine Schadensbegrenzung.

Plaintiffanwaelte ohne Moral und Gewissen werden dann ihren Plaintiff zum Vergleich drängen, weil sie dann fertig mit der Sache sind, dass Geld fließt und sie natürlich ein großes Stück von dem Kuchen abbekommen.


Melanie


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