Thema:
Aufklärungsgespräch bei uns - so macht man es nicht flat
Autor: Rocco
Datum:10.11.19 19:01
Antwort auf:Kleine Kinder kleine Sorgen...Der 4. Nachwuchs-Thread von Bandit

Nein, es geht noch nicht um Schweinskram, aber in den letzten Wochen hatten meine Frau und ich überlegt, dass wir unseren Kindern (fast 10 und 6,5 Jahre alt) mal so langsam erklären, wie das mit den Weihnachtsgeschenken WIRKLICH läuft. Wir waren uns sicher, dass der Große das mittlerweile sowieso schon weiss (ey, 4. Klasse...) und der Kleine, naja - wird schon.

Meine Frau wollte das dann heute erledigen und vor meinem geistigen Auge sah ich sie mit dem Großen und Kleinen auf den Arm, irgendeine charmante Auflösung der ganzen Weihnachtsgeschichte erzählend.

Ablauf war dann so: Der Kleine war gerade oben, den Großen rief sie in's Wohnzimmer und meinte:

"Casper ich wollte noch was Wichtiges mit dir besprechen. Glaubst du noch an den Weihnachtsmann?"
Er schon voll irritiert "Ja...?"  -  Sie: "Echt? Ja, den gibt's garnicht."


Kind bricht in Tränen aus.

Ich sass daneben und musste mich - obgleich der Tränen - über diese irrwitzige Trockenheit der ganzen Situation innerlich geradezu zusammenreissen, nicht laut los zu lachen. Meine Frau von der Reaktion des Kindes selbst erschrocken, bricht mit in Tränen aus während der Große in sein Zimmer abdampft und sich heulend auf sein Bett schmeisst.

Ich geh erstmal hoch zu dem jüngeren Sohn Nummer 2. Setz mich zu ihm und erkläre ihm in aller Ruhe, dass das mit dem Weihnachtsmann nicht so 100% stimmt und eigentlich viele Weihnachtsmänner und -frauen die Geschenke bringen und er ja mal überlegen kann, wer ihn wohl so lieb hat, dass sie ihn beschenken. Der kam er schon selbst drauf "Oh, ich habe ja letztes Jahr sechs Geschenke bekommen - also Opa, Oma, Opa, Oma, Mama und Papa? Sowas in der Art habe ich mir schon gedacht..." Dann noch eine Runde gedreht, was der eigentliche Geist des Weihnachtens ist ("Familie, Zusammenkommen, Fest der Liebe, etc") und dass das Zusammensein sowieso das Wichtigste ist. Alles gut.

Wieder runter gegangen, Frau im Wohnzimmer und großes Kind (sich eingeschlossen im eigenen Zimmer) immer noch am heulen. Mittlerweile ist ein ein Zettel unter Tür durchgeschoben worden: "Ihr habt meine Kindheit ruiniert" - immerhin fehlerfrei, was mir als Erstes auffiel.

Mir werden mittlerweile Vorwürfe gemacht, dass ICH das ja so wollte und vorantrieb und meine Frau jetzt der Arsch sei. Ich beschwichtige und bitte sie, sich jetzt mal zu beruhigen.

Irgendwann wurde ich in das Zimmer gelassen aber mit dem Kind war nichts anzufangen. Ich verfuhr also erstmal stur nach dem ursprünglichen Plan und überzeugte sowohl den Kleinen (kein Problem) als auch den Großen (widerwillig) gemeinsam "Versprochen ist Versprochen" mit Arnold Schwarzenegger zu schauen. Der Film war dann auch tatsächlich echt gut gealtert und die Kinder hatten beide Spass. Mit der Aufklärung über Weihnachten im Hinterkopf hat die Story ja auch Sinn.

Nach dem Film brach der Große nochmals kurzzeitig in Tränen aus aber nachdem ich ihn zur Seite nahm und nochmals erklärte, dass es für uns Erwachsene auch schön ist, wenn die Kinder sich darüber freuen, dass WIR an sie denken und nicht nur der Weihnachtsmann die Credits einheimst, hat er sich tatsächlich beruhigt und es glaube ich auch irgendwie verstanden. Jetzt ist er wieder ganz gut drauf - ich hoffe dass hält.

Die Breaking News-Mom hat sich übrigens auch wieder beruhigt.

Greets
Rocco


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