Thema:
Re:SmackDown bitte unbedingt gucken (Spoiler) flat
Autor: Felix Deutschland (deaktiviert)
Datum:02.11.19 22:15
Antwort auf:Re:SmackDown bitte unbedingt gucken (Spoiler) von HomiSite

>Ich hatte seit Jahrzehnten (?) kein Wrestling mehr geschaut außer vereinzelt YouTube-Clips. Ich kriege hier und anderswo nur mit, dass WWE seit längerer Zeit eine risikoarme Gelddruckmaschine eines erratischen Patriarchen ist. Wiedereingestiegen bin ich exklusiv mit der AEW. Und nun hab die TV-Fassung von SmackDown gesehen (Unterbrechungen in Kämpfen gehen gar nicht!), kenne viele Gesichter nicht und eigentlich keine Geschichten oder Fehden.

Es gab auch keine Storylines und keine Fehden. Die Hälfte der Leute, die in dieser Folge Smackdown entweder debütierten oder quasi reboot-mäßig eine zweite Chance für einen ersten Eindruck bekamen, dürfte dem Großteil des Stammpublikums ebenfalls unbekannt gewesen sein. Imo hat es trotzdem hervorragend funktioniert.

>Mit diesem Hintergrund fand ich die Show (nur?) nett. Mich würden daher brennend die Gründe interessieren, warum die Folge so besonders und historisch war? Weniger Soap-Opera-Wirrwarr? Kein Vince-Fäkalhumor? Tatsächlich Kämpfe? Wie schlimm müssen bitte die sonstigen Ausgaben von Raw & Co. sein?!

Sehr schlimm. Sehr sehr sehr schlimm, und es wurde auch nicht besser, als der Zeitpunkt gekommen war, wo Vince wirklich hätte liefern müssen. Ich fand jede einzelne Smackdown-Folge auf FOX ultra beschissen, nachdem die Folgen auf USA schon längst jede Schmerzgrenze überschritten hatten. Und der Abend fing ja auch wie gesagt ziemlich mies an mit ner fast 30minütigen Promo und endlos vielen Recaps. Angesichts der Umstände zu verzeihen, da die Show danach lediglich besser wurde. HHH und Shawn Michaels waren zur Abwechslung tatsächlich recht lustig.

Es wird sich in den kommenden Tagen rausstellen, wie die Produktion dieser Folge ablief, meine Vermutung ist aber, dass in der Hektik irgendwer die Entscheidung getroffen hat, es diesen Abend einfach Hunter machen zu lassen. Und innerhalb eines halben Nachmittags bookt der einfach mal eine funktionierende, sehr gute Zwei-Stunden-Show mit konstant steigendem Spannungsbogen, einer Rahmenhandlung (NXT-Invasion) die kurz und effektiv expositioniert wurde, guten Matches und jeder Menge Überraschungen. Diese Folge Smackdown wich in ihrer Qualität im positiven Sinne derart von den restlichen TV-Ergüssen dieser Firma ab, das sich das angesichts des traurigen Tagesgeschäfts nicht wird ignorieren lassen. Die können nach dem Quotenschwund nicht einfach zum Tagesgeschäft zurückkehren (Sie werden es natürlich erstmal doch tun). HHH hat durch glückliche Fügung eine Impromptu-NXT-Invasion genau nach _seinen_ Vorstellungen booken können, und es war das genaue Gegenteil zum Frühjahr, wo Gargano, Ciampa und Konsorten unter der kreativ führenden Hand von Vince debütierten. Gargano und Ciampa wurden von The Ascension (!!!!) in Backstage-Segments gemobbt wie so ein paar Sextaner, richtig würdelos. Trips hingegen hat nicht ausschließlich saure Milch in seinem Schädel hin- und herschwappen, sondern denkt wie ein normaler Mensch und lässt jeden einzelnen seiner NXT-Stars erstmal Ärsche treten. Jeden einzelnen Arsch, der drum gebeten hat.

The Miz hatte ein absolutes Seuchenjahr wenn man nur seine Existenz im Main Roster betrachtet. Er darf nichtmal mit den anderen Eumeln dem dummen 24/7-Belt hinterherlaufen, weil er dafür widerum zu "groß" ist. Also moderiert er nur noch eine sinnlose Folge MizTV nach der anderen weg und lässt sich ansonsten von Hardcore-Legenden wie zB Shane McMahon vertrimmen wie der letzte Knecht. Hunter geht hin und lässt ihn einfach mal gegen eine _wirkliche_ Legende antreten, einen der fiesesten Arschvernichter seiner Zunft, und erdreistet sich, es so zu bauen, dass Miz sich sogar wehrt. Stellenweise mithält! Babyfaces können mehr sein als einfach nur da sein um von vermeintlich fieseren Motherfuckern zerfickt zu werden, wer hätte das gedacht?! Keith Lee und Matt Riddle mussten nichtmal groß was machen, es reicht aus, dass der eine mit seinen knapp zwei Metern und knapp 180 Kilo einen Moonsault vom Ringseil macht und der andere seine Schluppen ins Publikum pfeffert und Bro Derek Powerbomb bei Sami Zayn, danke bitte gerngeschehen! Und Daniel Bryan gegen Adam Cole war mal einfach 25 Minuten echte Gefühle mit zwei der besten technischen Wrestler überhaupt. Gut, das war kein Takeover Main Event, könnte aber eins sein rein vom Klang her, und ehrlich gesagt wäre das ein Main Event, das jedem WWE Main Roster PPV gut zu Gesicht stünde, inklusive Mania.

Das war alles so gut, ich konnte mich nichtmal zu sehr drüber aufregen, das Stephanie sich quasi selber die Lorbeeren für das Frauenmatch in Riad verlieh, ekelhaft, aber so ist diese Firma und diese verdammte Familie halt.

Die Folge hat etwas geschafft, was unter Vince NIEMALS passiert wäre: Sie hat Ciampa over gebracht, sie hat Shayna Baszler over gebracht, Keith Lee: Over, Matt Riddle: Over, Adam Cole? Over, BAY BAY! Keine Sau kannte den vorher? Geschenkt! Jetzt kennt ihn jeder.

Wenn Vince das gebookt hätte, hätte kein einziger NXT-Sports Entertainer sein Match
gewonnen, Cole hätte irgendwann in der zweiten Stunde RAW, wo einfach NICHTS passiert, gegen Cesaro einmal gewonnen und dann gegen AJ Styles einmal verloren und wäre dann sieben Monate nicht mehr gesehen worden, um dann, frisch aus der Psychotherapie um sich mit seinem Schicksal abzufinden, dem 24/7-Belt hinterherzueumeln. Einfach mal der eigenen Bocklosigkeit die Rote Karte zeigen und Sachen machen, die geil sind und Fun bringen. Das muss sich als Konzept erst noch durchsetzen in der WWE, aber jedes Proof of Concept dieser extrem komplexen und mystischen Booking-Philosophie ist ein Schritt in die richtige Richtung.

In sechs Monaten, in zwölf Monaten, wird man vielleicht die Früchte davon ernten, diese Leute endlich mal konsequent und gut und bad ass eingeführt zu haben, anstatt der Verlockung der totalen Eumelisierung von allem, was es wagt, auch nur einen Funken Originalität und Abwechslung zu versprühen, nachzugeben. In zwölf Monaten kann ich mir Cole als Stütze von Smackdown vorstellen, mit saugeilen Feuds. In zwölf Monaten könnte dasselbe für Bayszler gelten. Es ist das erste Mal seit ever, dass ich den Eindruck habe, die NXT-Leute werden gemäß ihres Standes in NXT entsprechend eingeführt, und kriegen nicht als allererstes ihr Savegame gelöscht, um danach von Vorne anfangen zu müssen.

Scheiß auf die Rentnergang und die Penökel. Können in Saudi-Arabien bleiben! Make Smackdown great again!!1

>>Natürlich ist Bork Laser, der in Riad das erste Match machte und sich nach vier Minuten verpissen konnte, der einzige, der vom Main Roster da ist. Es ist unglaublich. Paul Heyman, offensichtlich kompeltt übernächtigt, fabuliert während seiner Promo irgendwas davon, dass "his people" das Finanzwesen und die Mathematik erfunden haben. Okay, der mit Abstand jüdischste On-Air-Performer darf meiner Meinung nach auch mal ein paar antisemitische Klischees kloppen, Booker darf imo ja auch das N-Wort sagen, aber... weird. Weird und ich dachte wirklich, jetzt wirds ganz ganzs schlimm. Aber.
>
>Niemand verdient einfacher Geld im Sports Entertainment als Lesnar, oder?


Tyson Fury soll für sein "Match" mit Braun stabile 16 Millionen US-Dollar eingetütet haben.

Es geht also durchaus noch ne Spur gechillter.

>Paul Heyman war ganz witzig, aber auch anachronistisch mit seiner übertrieben geschauspielerten Promo.

Paul Heyman dürfte da seit locker 36 Stunden nicht geschlafen haben; evtl. ein halbes Wunder, dass der überhaupt kohärent (Naja) sprechen konnte...

>Ansonsten: "Oh, wir haben keine Wrestler vor Ort? Dann zeigen wir zig Rückblicke aufs Saudi-Sellout."

Notgedrungen. Ich bin unter den Umständen wie gesagt durchaus geneigt, dass durchgehen zu lassen. Irgendwie musst du die Airtime füllen, und nicht alle Leute, die in den USA geblieben sind, sind solche Studs wie Bryan und Cole, die solche Matches scheinbar aus dem Ärmel schütteln können (Beide kennen sich gut aus den Indies, das kommt noch dazu).

>Ist das immer so nach PPVs?

Muahahaha, kommt auf das PPV an. Bei der Folge RAW neulich hätte man nicht gedacht, dass keine 24 Stunden zuvor eines der miesesten Hell In A Cell überhaupt abgelaufen war. In der letzten Stunde kamen dann doch noch so ein zwei Recaps.

War richtig unangenehm. Wie ein Familienvater, der es ganz lange dramatisch rauszögert zu enthüllen, dass er beim Einparken den Hund überfahren hat.

>Der Lesnar-Fight war demnach echt megalächerlich

Grotesk. Wirklich grotten. Velasquez trat angeblich mit Verletzung an. Trotzdem, what the fuck, machen die da wirklich Mock-MMA-Shit, läsch-er-lisch.

>und Fiend vs. Rollins wirkte auch nicht besser.

Match war absoluter Müll, Ergebnis eine kleine Erlösung. Bray Wyatt ist schlicht kein guter Wrestler. Er suckt. Deswegen auch die ganzen Gimmick-Matches, die allesamt ewig dauern. Wenn er wieder so gebooked wird, dann kriegen sie sein Momentum doch noch tot (Wenn einer das schafft, dann die WWE!), aber Stand jetzt ist die WWE-Welt dadurch ein Stück erträglicher geworden. Jetzt müssen sie ihn zwei Jahre lang alles wegbesiegen lassen, Goldberg-Style. Kein Mensch will Matches sehen, die aus 15 Mintuen No-Selling vom Fiend bestehen. Zwei Minuten, eine Aktion, zippzapp, der nächste bitte. Und dann parallel dazu ein mega Babyface aufbauen. Matt Riddle am besten. WWE zu booken ist saueinfach, das könnte echt jeder Bumsmongo. Und das sagt mehr über Vince McMahon aus als über Bumsmongos.

>Frauenmatch dort vielleicht bedeutsam, aber es wird natürlich zu einem historischen Ereignis deklariert. "Weißt du noch, wo du warst, als die WWE die Frauen in Saudi-Arabien befreite?"

Ja, püüüüh... Mir fällts halt auch schwer, zynisch zu sein, nachdem man gesehen hat wie die ganzen Kiddies im Publikum zu dem Natalya-Match abgingen. Klar ist das nicht das weltbewegende Ereignis, zu dem sie es die ganze Zeit aggressiv stilisieren wollten, aber einfach mal ein cooler Moment von einer Firma, die sehr sehr scheiße darin ist, coole Momente zu produzieren und Leuten Freude zu schenken, die nicht erst noch durch mindestens einen Ironie-Layer filtriert werden muss.

>>Der Rest srsly Samy Zain und Daniel Bryant.
>
>Sami Zayn gab mir nicht so viel, aber hab halt null Background dazu.


Einfach "El Generico" bei Youtube suchen und feiern.

>Das Tag-Team-Match der Frauen war ganz gut, also Wucht hinter (Rhea Ripley), dafür weniger Moves/Artistik.

Shayna Bayszler und Rhea Ripley sind beides richtig krasse Zeitgenossen, die eine Aura besitzen, die derzeit im Frauen-Mainroster fehlt. So eine weibliche Variante von Bork Laser, aber mit Charisma. Wenn die von Leuten gebookt werden, die deren Gimmick raffen (Ich glaube zB, dass Vince schlicht nicht verstanden hat, was der Fiend sein soll), könnten die wie warme Messer durch das buttrige, doch sehr windelweiche Roster durchgehen.

[https://twitter.com/Maffewgregg/status/1182254373415669761?s=20]

>Als die eine, deren Namen ich jetzt nicht recherchierte, über das Kommentatorenpult geschmissen wurde, war es recht knapp! Aber dadurch natürlich cool. The Miz kannte ich noch, Tomasso Ciampa vom Sehen. Match fand ich okay, eindrucksvoller war, dass das Babyface Miz auch so im Vorweg shouten kann. Gab doch anfangs noch ein Singes-Women-Match, oder? War recht ausdrucksstark, aber wrestlerisch eher öde.

Guck dir mal, wenn es geht, die Matt-Riddle-Matches der letzten drei NXT-Folgen an. Wenn das endlich mal ein Blick in die Zukunft der Main Roster WWE sein könnte, dann vielleicht jetzt. Das MUSS irgendwie intern sich durchsetzen als DER WEG, um auch das Hauptprodukt endlich wieder in den BEreich der Anguckbarkeit zu bewegen. Ansonsten geht das Trauerspiel halt nochmal zehn, fünfzehn Jahre munter weiter. Und dann ist Trips auch fast Ende sechzig...

>Daniel Bryan kannte ich auch noch ein klein wenig. Supergut, als er Triple H und Shawn Michaels backstage trifft: Hunter erzählt, wie er Crown Jewel gesehen hat und wie Shawn es gesehen habe. Letzterer verzerrt dabei sein Gesicht in unnachahmlicher Weise nach dem Motto "Ich hab's nicht gesehen". :-D Auch witzig, wie Michaels seine Jacke im Hintergrund auszieht, als ob er nun kämpfen würde, und dann friert und sie wieder anzieht.

Ja. Ausserdem war so gut wie jede Promo adlibbed mit ein paar Eckpunkten. Das hat man gleich an der Energie gemerkt. Zain war eigentlich ein Eumel wie sonst auch immer, aber er wirkte viel lebendiger und so, als hätte er wirklich agency, und nicht einfach nur der Hund von Shinsuke Nakamura.

>Das Match von Bryan gegen Adam Cole (kannte ich nicht, wirkt wie Adam Page ohne Muskeln) war dann wirklich mitreißend und sehr spannend und gut auf den Pin hingearbeitet (das wird bei der AEW ja noch kritisiert)! Klar, als AEW-Schauer waren da zu wenig krasse Aktionen drin, aber dieser Suplex (?) der beiden über die Ringseile (direkt danach Werbung, WTF)!

Cole schleppt ne Verletzung durch und Bryan MUSS safe wrestlen, weil sonst afaik sein Gehirn platzt. Guck dir Cole vs. Gargano von Takeover Brooklyn an, two falls out of three. Supersupergeil, 'Rasslin pur!

>Dass die Wrestler auch in die am Ring sitzenden Michaels und HHH krachen, wurde leider nicht gemacht.

Nanana, wo kämen wir da auch hin? Alte Fucker, die vom aktuellen Talent gepwnt werden? In der WWE? Das ich nicht lache! NIEMALS!

>Am Ende schönes Zusammenhaltgefühl von NXT im Ring, Triple H mit Gorilla-Geprotze und Präsentation seiner "Army".

Ja, jetzt müssen sie den NXT-Leuten nur noch wie versprochen das Gehalt erhöhen, das hat diese Arschlochfirma parallel auch noch abgezogen. Versprochen, dass die Gagen alle erhöht werden wegen der wöchentlichen zweistündigen TV-Show, und es dann einfach nicht gemacht. Diese iredeemable Ficker, ey.

>Schaue ich jetzt auch in die WWE ein? Nö. War mir etwas zu kommerzialisiert (Sponsoren, der Rendermist), auch wenn natürlich die ganzen Videowände beeindrucken. Dafür laberten die Kommentatoren nonstop und immer in diesem aufgesetzten Ami-Stil, der bei AEW kaum durchkommt.

Guck dir mal ne Folge RAW an, einfach aus Scheiß. Sie haben es geschafft, jemanden zu finden, der noch dümmer ist als Play-by-Play-Announcer wie Renee Young, und jemanden, der einen fast noch wütender macht als Maggle Cole (Dio Maddin und King). Wirklich *chefskiss*, was kompromisslose Beschissenheit angeht. Da hat sich jemand hingesetzt und sich ernsthaft mit der Frage beschäftigt "Wie können wir den Kommentar NOCH bekackter machen?" Eine eigentlich unmögliche Aufgabe, die gegen jede Wahrscheinlichkeit mit Bravour gemeistert wurde. "The Viking Raiders use ancient Viking martial arts, Maggle!" bzw. "Puppies! Wooohooo!"

>In der Kameraarbeit scheint mir die WWE oft näher an den Wrestlern dran zu sein, was "intimer" wirkt, aber genauso oft die Übersicht kostet.

Die patentierte Kevin-Dunn-Schnittechnik, nicht unter 30 Cuts pro Minute!

>Dafür gibt's bessere Mikros im Ring - in der AEW hört man ja wenig von den Wrestlern.

Naja, solange die Mikros funktionieren. Sami Zayn hat es dieses Jahr geschafft, eine Promo in zwei Mikros zu sprechen, die er beide selber in den Händen hielt. Wahnsinn, dieser Mann.


Antworten nicht möglich, siehe Info neben Nickname