Thema:
Ergänzung flat
Autor: Flash
Datum:31.10.19 15:25
Antwort auf:Sonntagsarbeit ist verboten von Flash

Das ist hier wirklich eine rege Diskussion! Finde ich klasse! Und ich kann sogar durchaus die Leute verstehen, die das geil finden rund um die Uhr alles zu bekommen. Hat ja auch was.

Nur noch mal ergänzend, zu dem was ich oben geschrieben habe und vielleicht auch als Antwort auf viele Reposts.

Man muss die deutschen Arbeitsschutzgesetz wirklich als große Errungenschaften ansehen (Sonntagsruhe, Urlaubsanspruch, Ruhezeiten, unbefristete Arbeitsverträge, Kündigungsschutzgesetz, Gewerkschaften, Betriebsräte etc.).

 
Exkurs Ausland:

Der Blick in andere Länder wird ja immer wieder gerne bemüht, aber das ist doch teilweise absolut gruselig, was den Arbeitnehmern dort zugemutet wird. Letztens habe ich eine große Betriebsversammlung beobachten dürfen, in der die US-Tochter eines deutschen Unternehmens mit anwesend war. Der US-Chef (ein Deutscher) hielt sich vor Lachen seinen gewaltigen Bauch (…der bebte richtig, wie in so einem schlechten Film… fehlte nur noch die fettige Frisur und die Zigarre im Mundwinkel…), als der Betriebsrat seinen Tätigkeitsbericht ablieferte. Die lachen sich kaputt darüber, dass Menschen in Deutschland nicht (!!!!) ausgebeutet werden dürfen!

Exkurs zuende.

 

 

Faktisch kann man viele der Gesetze umgehen, ja, aber sie bleiben Hürden und wir sollten nicht anfangen diese aufzuweichen oder niedriger zu stellen…eigentlich passt hier das Bild des Dammes besser…, denn irgendwann wird der Dammbruch da sein. Und was einmal weg ist, bleibt meist auch weg.

Es mag sein, dass einige gerne am Sonntag arbeiten, um das Taschengeld, die Rente, was auch immer aufzubessern und vielleicht arbeiten auch viele gerne, oder es macht ihnen zumindest nichts aus. Dieses Verhalten wird aber früher oder später dazu führen (und führt bereits dazu), dass auch die Leute in die Pflicht genommen werden, oder sich durch den Gruppenzwang verpflichtet fühlen, den anderen das gleich zu tun.

 

Das ist nicht hinnehmbar!

 

Viele wissen sich einfach nicht zu wehren, weil bspw. die Persönlichkeit nicht stark genug ist, oder die Abhängigkeit zu einfach zu groß ist. Umso wichtiger sind die Gesetze und natürlich die Gruppen, die sich hierfür einsetzen.

Durch Diskussionen wie diese konnte ich mittlerweile doch den ein oder anderen abholen, der seine Einstellung ein bisschen geändert hat, denn manchmal ist es einfach Gedankenlosigkeit, aber sobald man sich mal wirklich in die Situation von Betroffenen reindenkt (Und nicht denkt: „Mir geht es doch auch nicht besser!“; „Wo anders ist es auch nicht besser!“; „Wo anders ist es schlechter!“), sollte einem ein Licht aufgehen.

Es gibt so viele Situationen, auf die das Beispiel der Sonntagsarbeitsdiskussion übertragbar wäre, dass es regelrecht weh tut.

Man greift sich einzelne Gruppen heraus, „denen es nichts ausmacht“, die gesund sind, die jung sind, die ungebunden sind oder die Kohle haben und lässt es dann langsam einschleifen, so dass sich irgendwann die anderen Gruppen nicht mehr wehren können und auch eingebunden werden, ob sie wollen oder nicht (z.B. Krankenkassen/Versicherungen, die aktuell mit Bonuspunkten werben, wenn man seine Lebensweise tracken lässt).

Und mit „nicht wehren“ meine ich nicht mal die Schwächsten unserer Gesellschaft (Kinder, Menschen mit Behinderungen, Arme, Kranke, Menschen mit schlechter Bildung…), sondern durchaus auch Leute, die mit beiden Beinen im Leben stehen. Wahrscheinlich hat schon jeder hier bspw. einem emotionalen Druck nachgeben müssen, nur um die abgehängt zu werden (Beispiel: „Ich will eigentlich gar keine Messenger benutzen, aber ohne Whatsapp kommuniziert kaum noch einer mit mir.“).


Oh, ich drifte ab…

 


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