Thema:
Re:Komischer Ast flat
Autor: Telemesse
Datum:22.10.19 20:49
Antwort auf:Re:Komischer Ast von Adema

>>>Wobei man jetzt anmerken könnte dass die Lohnverteilung schon sehr fragwürdig ist wenn manche Leute so viel Geld bekommen dass sie sich eine so "sinnlose" Anschaffung um so eine Menge Geld leisten können von dem andere ein Jahr oder länger leben müssen.
>>
>>Oder man könnte genauso anmerken das viele Leute nicht mehr den Arsch in der Hose haben, sich selbstständig zu machen und eine Firma zu gründen oder verantwortungsvolle Positionen mit entsprechendem Zeitaufwand zu übernehmen sondern sich lieber in relativ verantwortungsbefreiter Lohnabhängigkeit die Eier schaukeln und eigentlich mit Ihrem 9 to 5 Job und 30 Tagen Urlaub ganz zufrieden sind, sich aber dann darüber beschweren das sie nicht mehr vom Kuchen abbekommen.
>>Letztendlich ist es immer das Gleiche: Mehr Verantwortung + mehr Risiko + mehr Zeitaufwand = Möglichkeit mehr zu verdienen.
>
>Hast du deine Mühle denn selbst gegründet?


ich habe eine sehr gut bezahlten Management Job in der Industrie (aus privaten Gründen) aufgegeben, habe dann in meiner jetzigen Firma (für deutlich weniger als vorher) als Angestellter gearbeitet und diese dann zusammen mit meinem Bruder für einen 7 stelligen Eurobetrag übernommen/gekauft. Die alte Firma haben wir dann liquidiert und unter selben Namen ein neue GmbH mit mehr Geschäftsfeldern gegründet was in der Anfangszeit wahrlich kein Zuckerschlecken war. Das ganze ist letztendlich gut ausgegangen und wir machen inzwischen in etwa den 3-fachen Umsatz als die alte Firma. Das ganze war aber alles andere als einfach und hätte durchaus auch in die Hose gehen können. Für mich war das finanzielle auch nie der Hauptgrund der Selbständigkeit sondern eher der Wunsch selbstbestimmt arbeiten zu können. Das verschafft einem natürlich Freiheiten, auf der anderen Seite aber auch einen Rattenschwanz an Verpflichtungen, Verantwortung, unlimitierter Arbeitszeit und teilweise existenziellen Sorgen.
Jedem der meint das wäre alles ganz easy und es wäre unfair wenn ein Firmeninhaber ordentlich verdient wenn es dann mal gut läuft kann ich nur empfehlen es selbst mal zu versuchen.
Auch in der Industrie wird kein Geld verschenkt. Wer da gut oder sehr gut verdient muss i.d.R. auch viel dafür arbeiten und Umsatz/Erträge liefern und ist dabei von einer 40 Stunden Woche meist so weit entfernt wie die Erde vom Mond. Während meiner Zeit im Industriemanagement war ich etwa 200 Tage im Jahr weltweit unterwegs und das was sich für Aussenstehende immer so toll anhört „Guck mal der fliegt Business Class nach Hong-Kong/New York/London und wohnt in 5 Sterne Hotels „ ist in Wahrheit kein Ersatz für die Lebens- und Freizeit die du dafür opferst. Jeder Tag zuhause bei der Familie im eigenen Bett ist mir deutlich mehr wert als irgendeine der zahllosen Übernachtung in irgendwelchen tollen Hotels in den internationalen Metropolen in denen du ja nicht zum Sight Seeing bist sondern meist 12-14 Stunden Tage mit Messebesuchen, Kundengesprächen und Abendessen mit Geschäftspartnern abspulen musst und am Ende froh bist wenn du mal für 5-6 Stunden in deinem first class Hotel zum pennen kommst.
Letztendlich habe ich nie was geschenkt bekommen. Ich habe immer viel gearbeitet, habe die Optionen die sich mir ergeben haben ergriffen und nach meinen Möglichkeiten das beste daraus gemacht. Sicher gehört da auch immer ein gewisses Quentchen Glück dazu, man muss aber auch was wagen und leisten um was zu erreichen. Ich war aber nie neidisch auf irgendjemandem, hab den Erfolg anderer eher immer als Ansporn gesehen selber weiter zu kommen. Ich reagiere allerdings allergisch auf Mißgunst und Neid; und obwohl ich selbst keine Rolex habe (um mal den Bogen zum Ursprungspost zu spannen) gönne ich es jedem der sich so einen Wecker leistet. Ich kann nicht beurteilen wieviel jemand dafür getan hat, wie hart er gearbeitet hat oder ob er vielleicht auch nur ne große Erbschaft gemacht hat. Da steht es mir einfach nicht zu zu beurteilen ob das aus seiner Sicht sinnvoll, gerechtfertigt oder moralisch zu beanstanden ist.


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