Thema:
Re:Statussymbole im Allgemeinen flat
Autor: Telemesse
Datum:21.10.19 16:33
Antwort auf:Statussymbole im Allgemeinen von Leviathan

>Sind so Dinge, die ich wohl nie so richtig verstehen werde und fast schon verabscheue. Fette Protzkarre hier, Markenklamotten und sündhaft teurer Schmuck da. Schlimm wird's dann, wenn Schönheit und Ästhetik nur noch mit dem materiellen Wert gleichgesetzt werden. Da werden dann plötzlich auch Camp-David-Klamotten und bestickte Seidenhemden (der Anker darf nicht fehlen) als schön erachtet.
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>Klar, jeder leistet sich mal was, aber ich find Vergleiche wie "man kauft sich ja auch ne PS5 oder nen geilen Fernseher" unpassend, weil das Zeugs ohnehin nur die wenigen Leute zu Gesicht bekommen, die die eigenen vier Wände betreten. Das ist IMO ne ganz andere Dimension als das permanente Zurschautragen von irgendwelchem Luxuszeug. Da sind Menschen mit Autos für Kaufpreise (Leasing hin oder her) unterwegs, von denen vierköpfige Familien vier oder fünf Jahre lang leben, da werden Uhren gekauft, für die manche Menschen zwei Jahre oder länger arbeiten müssten und ich persönlich (!) hätte dabei alles andere als ein gutes Gefühl, obwohl da sicherlich nicht jeder die gleichen Gedankengänge wie ich hat. Wir sind weder arm noch außerordentlich reich und trotzdem fühle ich mich in meinem Umfeld und auf der Straße fast schon wie ein Bonze, weil ich mir meinen ersten Neuwagen gegönnt habe und das von einer Marke (Kia), die eigentlich ohnehin keine Sau interessiert und nur einen Bruchteil der edleren Karren auf der Straße gekostet hat.
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Ich habe immer das Gefühl das bei dem Begriff Luxusuhr viele irgendeinen Proll mit fetter Juwelenbesetzter, goldener Rolex am Handgelenk vor Augen haben. In freier Wildbahn dürfte diese Klientel aber tatsächlich nur einen geringen Bruchteil der Besitzer von teuren Uhren ausmachen. Wirklich wertvolle Uhren wie z.b. von Patek wird kaum jemand, der nicht selbst ein Uhrennerd ist erkennen und besonders auffällig oder protzig sind diese Uhren meist auch nicht. Und es dürfte nicht wenige Sammler geben deren Uhren auch kaum bis nie jemand anderes zu Gesicht bekommt.

Letztendlich ist es immer müßig über Sinn und Unsinn von Luxusartikeln zu debatieren. Niemand brauch einen Mount Blanc Füller für mehrere Tausend Euro, eine Louis Viton Tasche oder eine Uhr von Lange & Söhne. Da es aber Leute gibt, die z.b. mit den üblichen materiellen Gütern bereits bestens ausgestattet sind und sich darüberhinaus etwas gönnen können/wollen finde ich es gut das es solche Artikel gibt.
Ich sehe das so: Mit jeder S-Klasse die in Stuttgart vom Band rollt, mit jeder Manufaktur Uhr von Lange & Söhne und mit jedem Interlübke Sideboard werden hochqualifizierte und gut bezahlte Arbeitsplätze geschaffen oder gesichert und das Geld der Vermögenden wird im Umlauf gehalten. Je mehr solche Leute animiert werden ihr Geld für solche Sachen auszugeben umso besser für alle anderen, die an der Herstellung solcher Produkte direkt oder indirekt beteiligt sind.
Neid oder Mißgunst bringt keinem was. Wenn es keine Rolex Uhren mehr gibt wird es keinem besser gehen aber wahrscheinlich manchen schlechter.
In Deutschland ist es eh eher verpönt solche Luxusgüter offen zur Schau zu stellen weswegen das auch kaum gemacht wird. Hier ist eher Understatement eine Zier, in anderen Ländern ist es aber vollkommen anders. Ich kann beide Seiten verstehen tendiere aber eher zu der Sorte die den Mehrbesitz andere positiv betrachten. Wenn ein Bekannter von mir sich z.b. einen Aston Martin kauft dann denke ich nicht "wieso hat die dumme Sau sone Karre" sondern ich ruf den an und sage das er ganz schnell mal vorbeikommen soll weil ich auch mal ne Runde mitfahren möchte.

Beruflich habe ich häufig mit vermögenden Leuten zu tun. Das sind meist Selbsständige/Ärzte/Unternehmer/Geschäftsführer die in der Öffentlichkeit eher zurückhaltend sind weil sie meist recht froh sind wenn man Ihnen nicht mit Mißgunst begegnet. Die Protzer sind unter den Vermögenden nach meiner Erfahrung eher die Ausnahme als die Regel.

>Disclaimer: Mir ist klar, dass hier nicht jeder so tickt, der mal den dicken Max raushängen lässt, sei jedem gegönnt. Die Maße ist hier das Stichwort. Ich bin da sicherlich auch etwas überempfindlich, weil sowas, obwohl ich eine finanziell angenehme Kindheit hat, bei uns nie eine Rolle gespielt hat, ich wiederum aber auch schon Kreise erlebt habe, in denen ich jeden einzelnen gerne an die Wand geklatscht hätte.
>
>/rant

Arschlöcher gibts in jeder Schicht. Das mit zunehmenden Vermögen die Zahl der Arschlöcher zunimmt halte ich jedoch für eine nicht zutreffende Mutmaßung.


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