Thema:
Meine erste Vorlesungswoche flat
Autor: René Meyer
Datum:18.10.19 18:15
Antwort auf:Der Job Thread: Frust oder Freude? von Steppenwolf

(geklaut aus Facebook)

Montag

Eine neue Zeit. Heute stand ich um 8.30 Uhr (!) auf und radelte (!!) zur Hochschule, zum ersten Vorlesungstag. Das hatte ich schon bei den Vorkursen geplant, doch da herrschte bittere Kälte, und es regnete oft. Und bei Regen kann man nicht radfahren. Die sehr lange Strecke (6,5 km … und zurück) dauerte länger als erwartet (ich nutzte das akademische Viertel voll aus); und nach 20 Jahre langer Fahrpause ist man noch nicht ganz sicher (und hat die vielen Stellungen der Gangschaltung begriffen). Vor allem bin ich sehr darauf bedacht, mich nicht von abbiegenden Autos überfahren zu lassen. Was wunderlich war: Ich dachte, Radfahrer wären eine eingeschworene Gemeinde und würden sich wenigstens freundlich zunicken; aber nein, alle starrten nur ernst vor sich hin.

Heute gab es Multimedia ("wer kennt den Unterschied zwischen HTML und HTML 5?") und Programmierung ("eine Variable hat eine andere Bedeutung als in der Mathematik"). Gab dem Prof am Ende die Hand; meinte, das hätte mir gut gefallen - und ich würde wohl morgen wiederkommen.

Dienstag

Zweiter Tag. Zweiter Tag mit Rad. Ich brauche noch eine Lösung für das Problem, daß ich erst 15 Minuten vor der Vorlesung losfahre, aber 30 Minuten für den Weg brauche. Positiv: Jeden Tag zweimal 30 Minuten Rad sind jeden Tag eine Stunde Hochleistungssport. Man könnte während der Radelzeit einen schlauen Podcast hören? Es ist interessant zu sehen, wie schlecht Radwege aus Radfahrersicht sind. Es gibt kaum lückenlose Routen, oftmals ist Radweg nur der Fußweg, auf dem man Rad fahren kann.

Ich beginne langsam, mich wieder mit dem Konzept Gangschaltung vertraut zu machen und habe bereits 2 (!) andere Radfahrer überholt. (Die in die gleiche Richtung fuhren!) Und ich falle beim Anfahren nicht mehr so oft hin.

Heute gab es wieder Programmierung (Programmablaufpläne; daß man das noch macht? das fand ich schon in meinem ersten BASIC-Buch von 1986 unnötig) und erstmals Mathe. Davor hatte und habe ich am meisten Angst; habe immer noch die Mathe-Vorlesungen 1991/1992 vor meinem geistigen Auge, wo der Dozent von der ersten Stunde an anderthalb Stunden lang griechische Formeln an die Tafel schrieb, ohne sich einmal umzudrehen (und ohne daß es ein Skript gab). Das heute war viel niederschwelliger (Wiederholung - Mengen), und es gibt neben den Seminaren auch ein Tutorium.

Von den rund 120 Studenten der Informatik und Medieninformatik sind mindestens 85% männlich - manche Vorlesungen haben wir gemeinsam. Schaut man auf Medieninformatik separat, hier habe ich eine Namensliste, ist der Frauen-Anteil deutlich höher: 27%. In Zahlen: Von 63 Erstsemestern sind 17 Frauen.

5 der 63 (datunter ich) wählten die Richtung Bibliotheksinformatik. (Wir waren erst 4, einer lief zu uns über, weil ihm auch die Idee gefiel, nur halb soviel Mathe, kein Physik und keine Digitaltechnik zu haben.)

Ein guter Teil gibt wohl bereits im ersten Semester auf, wurden wir getröstet.

Mittwoch

Dritter Tag. Cheat Day: Fuhr heimlich mit dem Auto zur einzigen Vorlesung. Das ist natürlich viel bequemer und schneller als mit dem Rad. 10 statt 30 Minuten. Und die Frisur wird nicht durchgewirbelt.

Heute gab es das Fach Modellierung, was wohl Elemente von Logik in sich trägt. Woche für Woche sind jede Menge Hausaufgaben angekündigt. Offenbar kann man sich per VPN und Proxy von zu Hause in die Hochschulbibliothek einloggen und auf PDFs von Fachbüchern zugreifen?

Donnerstag

Heute war klar der härteste Tag in meiner Studienzeit. 6.30 Uhr aufstehen, um fast pünktlich zur Hochschule zu kommen. Wie kommt man auf die Idee, Seminare um 7.30 Uhr anfangen zu lassen? 7.30! Ausgerechnet Mathe, und gerade das kann ich nicht schwänzen. Und auch noch mit dem Rad. Das hat nun einen Tomb-Raider-Sattelbezug bekommen zum schnelleren Fahren. Mathe war eine feine Wiederholung der Vorlesung. Danach gab es Programmier-Seminar: Einführung in Unix, Umgang mit dem Editor und dem C-Compiler. Das fiel mir leicht. Genau wie das dritte Seminar, HTML-Einstieg.

Zum Abschluss war ich in der Bibliothek, um mir die ersten Bücher auszuleihen. Viele Bücher kann man wohl auch online lesen. Genau wie man von zu Haus aus auf seinen Ordner auf dem Server zugreifen kann. Muß ich beides mal einrichten, genau wie das Hochschul-WLAN auf meinem Uralt-iPad; das ist etwas knifflig.

Freitag

Die erste Vorlesungswoche ist vorbei. Hat mir gefallen. Das mache ich nächste Woche noch mal.

Gut: Nur fünf Fächer in diesem Semester (von denen wir erst vier hatten). Alle Gebäude nah beieinander. Tolle Mensa mit niedrigen Preisen (2-3 Euro für ein Mittagessen). Gut ausgestattete Bibliothek mit großem Angebot und vielen Arbeitsplätzen, auch Separees. Kostenlose Parkplätze. Viele PC-Pools. WLAN. Alle sind freundlich zu mir. Alles gut organisiert. Lernplattform, auf der alle Hausaufgaben und Skripte zu finden sind. Praktische Chipkarte für alles: Mensa, Fahrkarte, Türöffner, Bibliothek.

Nicht gut: Man muss jeden Tag (!) früh aufstehen und zur Hochschule fahren. Fängt wahnsinnig früh an, meist 9.30; an (zum Glück nur ganz wenigen Tagen) schon 7.30 Uhr. Viele Hausaufgaben. Viel nacharbeiten.


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