Thema:
Zur journalistischen Qualität... flat
Autor: Kilian
Datum:30.09.19 17:48
Antwort auf:Re:Business Insider ist übelster Clickbait-Scheiss... von Pezking

>Aber was meinst Du mit "etwas differenzierter"? Das liest sich doch kein Stück weniger grauenvoll?

Sorry, aber es liegen Welten zwischen diesen beiden Artikeln:

Zum einen wird hier - im Gegensatz  zu Business Insider - auf (reißerische?) anatomische Details verzichtet. Keine Rede von „Nieren, Leber, Herzen, Lungen, Hornhaut und Haut“. Ob der Guardian keine Folterassoziationen wecken wollte oder es einfach nur nicht wichtig fand, keine Ahnung.

Zum anderen solche Statements: „There is less evidence about the treatment of Tibetans, Uighur Muslims and some Christian sects.“ oder “There is no evidence of the practice having been stopped and the tribunal is satisfied that it is continuing.” oder „The tribunal heard reports of extraction of kidneys from executed prisoners from as far back as the 1970s. Most of the evidence, however, came from 2000 onwards.“ oder „China announced in 2014 that it would stop removing organs for transplantation from executed prisoners and has dismissed the claims as politically-motivated and untrue.“

Wenn man also sagt, wofür es weniger Hinweise gäbe, Zahlen nennt, die dem Report zugrunde lagen und sogar den Angeklagten mit einem Statement zu Wort kommen lässt. Und dabei auf Bezeichnungen wie „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, „Völkermord“ oder „eine der furchtbarsten Grausamkeiten dieses Jahrhunderts“ verzichtet. Und dazu noch eine eigene Quelle in Form des Falung-Gong-Mitglieds Jennifer Zeng befragt. Dann ist das schon ein ganzes Stück differenzierter, oder?

Davon abgesehen ist der Guardian-Artikel vom Juni 2019 (worauf auch vorbildlich mit roter Überschrift hingewiesen wird), der BI-Artikel aber vom 25. September 2019. Das hindert Letzteren aber nicht daran, eingangs pseudo-faktenfrisch was von „China wurde am Dienstag vorgeworfen...“ zu faseln. (Entweder schlampig recherchiert oder der ursprünglich englische Artikel hat sehr lange in der Übersetzungs-Mühle verbracht, also schlampig übersetzt.)


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