Thema:
Re:You‘ve come a long way, China... flat
Autor: Hattori Hanzo
Datum:30.09.19 15:01
Antwort auf:Re:You‘ve come a long way, China... von chifan

>>>>>>Nix gegen China per se, aber das ist nun auch nicht gerade der Musterstaat und die Insel der Glückseligen.
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>>>>>Überhaupt nicht. Da gebe ich dir recht. Und unter Xi Jinping hat es sich in den letzten Jahren nicht gerade zum Besseren entwickelt. Aber das meinte ich ja gar nicht.
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>>>>>Was ich meinte (s. auch mein Titel), ist, dass China aus elendigsten Verhältnissen gekommen ist, die das Land über Jahrhunderte gequält haben. Und dass dies ein gewichtiger Grund ist, warum die Chinesen heute so nachsichtig mit ihrem Staat sind. Er ernährt sie, gibt ihnen Arbeit und ein Dach überm Kopf. Klar, in ganz unterschiedlichen Qualitäten - aber meilenweit von der Misere entfernt, der sich viele Chinesen schon fast „traditionell“ ausgeliefert sahen.
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>>>>Aber die Probleme lagen ja beim Staat, die KPCh und Mao waren doch für den ganzen Scheiß der Kulturrevolution, dem großen Sprung etc verantwortlich.
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>>>Aber Hungersnöte waren nun kein Problem dass erst durch die Mao-Ära entstand. In dem verlinkten Ausschnitt sprach er ja von seiner Kindheit, die deutlich vor der Machtübernahme lag.
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>>Das macht es ja nicht besser. Fakt ist : Die Hungersnot war handgemacht und hätte in dem Ausmaß verhindert werden können. Ich empfehle mal "Maos großer Hunger" von Frank Dikötter (Hongkong University).
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>Das wollte ich auch nicht bestreiten und das ist mir völlig klar. Du darfst aber auch nicht vergessen, wie schlecht es den Menschen davor ging - Hunger, Krieg, Besatzungszeit. Das macht jetzt die Kulturzerstörungsperiode nicht besser, eventuell ist das aber eine Erklärung dafür, warum das unter Chinesen weniger kritisch gesehen wird.


Ja, das ist wahrscheinlich die Erklärung. Den Menschen ging es vorher und bis Ende der 70er Jahre schlecht, erst dann besser. 50 bis 77 wird aber trotzdem ausgeblendet, obwohl es in der Zeit die Chinesen waren, die für das Elend zuständig waren. Bis heute erinnert man sich aber nur an die bösen Japaner und Imperialisten (100 years of humiliation! Ungleiche Verträge! Etc).

Aus dem Grund kann ich diesen ganzen Patriotismus mit starker Tendenz zum Nationalismus nicht wirklich verstehen.


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>>>Dafür sprechen ja auch die Zahlen:
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>>>[https://de.wikipedia.org/wiki/Hungersn%C3%B6te_in_China#Gro%C3%9Fe_Hungersn%C3%B6te_von_1900_bis_1950]
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>>>>>Und dass die schlechten Zeiten noch gar nicht so lange her sind und es noch heute Zeitzeugen gibt, die von dem Elend berichten können, wissen viele bei uns ebenso wenig.
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>>>>>Ich habe das nur angebracht, weil es hilft, zu verstehen, wie das Land tickt. Nicht, weil alles eitel Sonnenschein ist. Ob man die Leistung dahinter anerkennt oder dem Land lieber seine massiven unbewältigten Probleme vorhält (oder beides), ist eine ganz andere Frage.
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>>>>Die Frage ist: Ist das Land wegen oder trotz der KPCh in den letzten Jahrzehnten erfolgreich gewesen. (Die Reform und Öffnung liegt auch schon wieder 41 Jahre her...)
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>>>Schwer zu sagen. Aber der Protektionismus hat es für chinesische Unternehmen bestimmt leichter gemacht, sich erfolgreich und schnell zu entwickeln.
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>>Nein, absolut nicht, man hat ja gesehen wozu der Protektionismus der 50er bis 70er geführt hat. Ohne die Unterstützung des Auslands (in dem Fall besonders auch Japan und Hongkong, dazu chinesische Diaspora und später auch z. B Deutsche Firmen) wäre diese Entwicklung nie so möglich gewesen.
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>Das war kein Protektionismus sondern Abschottung. Aber gut. Da reden wir jetzt eher von Definitionen.


Jupp, die extreme Form des Protektionismus.

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>>Was China jetzt betreibt ist ja eine Art halber Protektionismus. Bestimmte Bereiche abschotten und andere nicht, aber vom Ausland die Offenheit der Märkte nutzen. Ist schon unfair in vielen Bereichen, da beschweren sich auch viele dt Firmen.
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>Auch wenn ich dir beim letzten Punkt zustimme, sollte man aber auch versuchen beide Seiten zu betrachten. Bei einer Öffnung hätte nicht nur die potenzielle Gefahr bestanden, dass sich ausländische Unternehmen/Investoren die (Schlüssel)Industrien für nen Appel und ein Ei unter den Nagel gerissen hätten.
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Klar, ich finde es ja auch gut und rechtens wie man es gemacht hat, ich habe eher Probleme mit der Zeit nach dem Eintritt in die WTO (2001)gemeint. Alle Vorteile nutzen, aber selbst sich nicht an Verträge zu halten ist halt scheiße.

>Insgesamt ist das Ganze natürlich schon schlau gemacht, sich die Gier der ausländischen Firmen nach Absatzmärkten und billigen Produktionsstandorten zunutze zu machen und diese dann zu übervorteilen.


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