Thema:
Re:Die unbequeme Wahrheit [tl;dr] flat
Autor: Telemesse
Datum:24.09.19 19:57
Antwort auf:Re:Die unbequeme Wahrheit [tl;dr] von token

>>Sorry aber Trolling war wirklich nicht meine Intention.
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>Gut, nehme ich so an, kam halt anders an.
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>>Ich versuch es mal anders zu formulieren:
>>Du implizierst das unsere aktuelle Gesellschaftsform nicht geeignet erscheint die notwendigen Schritte umzusetzen.
>
>Ja.
>
>>Daraus folgern für mich eigentlich nur 2 Konsequenzen: 1. Man resigniert weil es ohnehin keinen Sinn hat oder 2. Man strebt eine Veränderung unserer Gesellschaftsform an. Wenn Nr 2 deine Intention ist würde mich nur interessieren wie das denn aussehen sollte.
>
>Es gibt noch mehr Varianten. Eine davon hast auch du bspw. schon skizziert, wenn ich die Ziele nicht erreiche, dann sollte ich aufhören solche Phantome zu jagen und mich für den Impact rüsten.
>Auch ein Angang und hat Schnittpunkte zum Standpunkt des New Yorker Artikels.
>
>Aber ja, Nummer 2 ist meine Intention.
>Und dieser Aspekt "ja wie denn" stört auch schon Sockenpapst, allerdings muss ich sagen, ich hielte es für komplett vermessen als irgendein Internetheini tatsächlich zu denken ich könnte das lösen.
>Entsprechend gehe ich im letzten Absatz lediglich drauf ein dass ich keinen kategorischen Zusammenhang zwischen Demokratie und Kapitalismus sehe, also auch bei einem Systemwechsel auf Demokratie setzen würde, und weiter, dass man aus dem Kapitalismus extrem viel lernen könne, weil es nun mal ein sehr erfolgreiches System ist und weiterhin wäre, wenn wir keine Umweltprobleme hätten.
>
>Ich halte es zwar für vermessen zu denken man wüsste die Antwort, aber nicht für vermessen zu denken, das hier, das kann keine Antworten liefern. Es ist bei sowas wie in der Mathematik. Du verstehst selbst als Grundschüler den Satz von Pythagoras und kannst ihn anwenden. Aber darauf zu kommen ist eine andere Nummer. Du kannst Formeln die versuchen komplexe Probleme zu lösen relativ einfach auf Fehler prüfen. Aber es ist eine andere Nummer solche Formeln zu entwickeln.
>
>Wichtig ist mir hierbei eher, ob die Argumentation dass das nicht funktionieren kann schlüssig ist. Wenn sie das nicht ist, kann man sich konkreter reiben.
>Und ich hab hier natürlich auch ein Umfangsproblem, hinter der Argumentation stehen sehr viele nicht ausformuliert Gedanken. Und die Schlussfolgerungen fußen auf streitbaren Prämissen bei denen nicht alle ein gleiches Grundverständnis haben. Denn natürlich kann man Schlussfolgerungen nur dann vergleichen und gegeneinander verproben wenn diese auf Basis eines gleichen Grundverständnisses getroffen werden.
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>Ein Punkt ist etwa ff. Prämisse:
>Es gibt nicht Kapitalismus oder Wachstum, es ist integral verwoben.
>Weiter, Wachstum hat viele Ursachen, Personalkostenrückbau ist etwa auch Wachstum bei gleich bleibender Produktivität.
>Weiter, Wachstum im Kapitalismus ist trotz Krisen und Abfällen keine Sinuskurve, es geht immer nach oben, und es gilt, vorwärts immer, rückwärts nimmer. Schon ein Rückgang von Wachstum obwohl weiter Wachstum vorherrscht ist recht problematisch. Man kann also nicht hingehen und sagen, hey, 1980 hatten wir auch Kapitalismus, da hat meine Waschmaschine noch 30 Jahre gehalten, da ging sowas noch, also let's do it again.
>Schon sowas ist fucking problematisch, weil die Verkürzung von Produktintervallen eben auch Wachstum war, und dieser Wachstum ist jetzt da, und alles was irgendwie gegen Wachstum ausgerichtet ist birgt immense Gefahren eines Wirtschaftscrashs durch Kippeffekte.
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>Und wenn ich sage ich mache was ähnliches wie Kapitalismus, aber nicht mit dieser Art von Wachstum, sondern irgendwie anders, dann ist auch das ein Systemwechsel den man dann gerne Kapitalismus in irgendwie anders nennen kann, es ist aber kein Kapitalismus mehr. Denn Wachstum ist nicht eine Variable in diesem System, es ist das Fundament, es ist überall eingewoben. Wie ein börsennotiertes Unternehmen zu funktionieren hat sind Regeln die so sind weil es um Wachstum geht. Wie Zinsen funktionieren, wie Banken funktionieren, im Grunde bei allem landet man bei Wachstum als Treiber.
>Wenn du das irgendwie änderst stehst du sofort vor einer Konsololidierungsbaustelle von unvorstellbaren Ausmaßen.
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>Und aus dieser Ecke kommen eben viele dieser Gedanken. Wachstum und Umwelt kriegt man nicht unter einen Hut. Am Wachstum zu deichseln heißt implizit Systemwechsel. Eine Möglichkeit Zeit zu kaufen ist Wachstum bremsen, aber das kauft halt...Zeit. Es löst das Problem nicht. Und es kauft sehr wahrscheinlich nicht genug Zeit.
>
>Und worum geht es mir?
>Dieses Problem ist in meinen Augen im Grunde die Mutter aller Probleme, wir reden aber nicht über einen IN MEINEN AUGEN offensichtlichen Widerspruch zu dem was wir tun und dem was wir eigentlich zu erreichen versuchen. Wir mogeln uns an der Einsicht dass wir versuchen auf einem Hammer Geige zu spielen herum.
>Wir sagen, was müssten wir eigentlich tun. Hmm, weniger konsumieren.
>Was passiert wenn ich weniger konsumiere?
>Nichts.
>Was muss also gemacht werden?
>Naja, alle müssen weniger konsumieren?
>Ah, logisch.
>ABER WAS HEISST DAS?
>Eben, Wirtschaftszusammenbruch.
>
>Und das sind die Widersprüche die ich da sehe. Egal worum es geht, es ist als ob man versuchen würde sich an seinen Haaren in die Luft zu ziehen.
>
>Das ist halt meine Perspektive. Hab ich Antworten?
>Nope. Aber ich hätte da paar Fragen und bin massiv irritiert warum man die nicht permanent stellt, sondern solche Probleme, die durchaus diskutiert werden, nicht zentral diskutiert werden. Denn wenn man etwas probiert und das grundsätzlich nicht geht, dann muss man es halt fundamental anders machen.
>Schweine können nicht fliegen, da kann ich halt noch so viel probieren, das Schwein wird nicht fliegen.
>
>>Die Welt hat ja keine homogene Gesellschaftsform die man anpassen könnte sondern ist ein Sammelsurium aller Möglichen Gesellschaftsformen unterschiedlichster Ausprägung und Zielrichtungen, vielfach noch religiös beeinflusst.
>>Falls du antworten möchtest können wir das gerne weiter oben im Sockenpapst Ast weiterführen, der ja in eine ähnlich Richtung geht um das ganze hier nich zu weit aufzudröseln.
>
>Ach, ich bin jetzt auch wirklich raus, mir fehlt die Zeit und ich krieg es eh nicht griffig unter was mir durch die Rübe geht. Die Texte sind schon eh zu lang, und da fehlen dann dennoch zig Gedanken die ich für relevant halte um das nicht misszuverstehen.
>
>In diesem Sinne:
>Und wir sitzen im Atomschutzbunker.
>Hurra, die Welt geht unter.


Danke für die lange Antwort
Ist für mich immer sehr interessant mal solche Gedankengänge zu höhren.


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