Thema:
Welche Welt darf es denn sein? flat
Autor: Sockenpapst
Datum:24.09.19 13:35
Antwort auf:Die unbequeme Wahrheit [tl;dr] von token

Ernstgemeinte Frage. Du schmeißt hier lustvoll vieles zusammen und schreibst "Kapitalismus" drunter, obwohl ich ehrlich gesagt nicht davon ausgehe, dass Du a) das Privateigentum an Produktionsmitteln und b) eine freie Preisfindung durch Angebot und Nachfrage grundsätzlich aufheben möchtest...

>Die Rolle des Staates wäre nun eigentlich diese Schiefstände zu kompensieren, bspw. indem sie das Kapital verschiebt. Das tut der Staat als mittlerweile verlängerter Arm der Industrie aber nur unzureichend, die regulatorische Auflage ist einfacher in der Umsetzung als wirklich massive steuerliche Auflagen.

...im Gegenteil, da, wo Du bspw. hinsichtlich der Rolle des Staates endlich mal konkret wirst, klingt das für mich exakt nach dem Konzept einer sozialen Marktwirtschaft, das wir hier bis in die 80´er hatten, und das trotz einer starken ordnungspolitischen Rolle des Staates und einem massiven Ausbau des Sozialstaats zweifelsfrei als weitgehend kapitalistisch durchging. Es fällt mir extrem schwer zu verstehen, warum hier nicht die Rückkehr zu einem starken, ordnenden und steuerendem Staat möglich sein sollte.

>Aber, warum wird sowas denn von der Bevölkerung getragen?
>Nun, das wird es zum Teil nicht.


Und zu einem ganz erheblichen Teil - der klaren Mehrheit - schon. Aber der Teil wurde ja nur gehirngewaschen, schon klar.

>Unsere eigene Propaganda ist überall, du kannst nicht aus dem Haus ohne sie sofort zu sehen. Sie nennt sich Werbung. Von Geburt an pflanzt uns Werbung Trugbilder und Lügen in den Kopf.

Die meisten Leute wären auch ohne eine solche Gehirnwäsche für die neuesten Spielzeuge zu begeistern. Weil besser schlicht besser ist. Oder spielen wir allein aus Gehirnwäsche nicht mehr auf dem NES? Come on.

>Aber Konsumschleife und Mangel an Nachhaltigkeit ist Ursache des Problems, Kaufen ist das Problem. That's obvious.

Wie willst Du diesem offensichtlichen Problem konkret begegnen?

>Kapitalismus zeigt uns mächtige Triebfedern auf mit Egoismus und Gier, dies kann man nutzen, man muss diese Gier aber auf echtes Glück und nicht falsches und nicht aufgehendes Glück kanalisieren.

Du tust so, als schließen sich Konsum und immatrielles Glück kategorisch aus. Dem ist nicht so.

>Demokratie ist gut, Freiheit ist Menschen wichtig und ein wertvolles Gut, aber ein Staat muss in erster Linie seinen Bürgern und nicht der Industrie unterstellt sein und sich letztlich seine Autonomie wahren.

Bei diesem Satz schüttelt es mich. Ernsthaft.
>
>Wir müssen uns einfach die Dinge, die wir unterbewusst eh schon wissen auch mal eingestehen, auch wenn die Erkenntnis einem Angst macht. Und die richtigen Fragen stellen, statt Symptome zu bandagieren. Solange wir das nicht tun bleibt eine erstrebenswerte Welt ein Utopia und die Menschheit auf einer road to nowhere.


Der Road to Nowhere hat für einen unglaublichen Anstieg der Lebenserwartung, Gesundheit und der Überlebenschancen von Milliarden von Menschen gesorgt. Ich finde es komplett schräg, mit welcher Selbstverständlichkeit Du und andere hier "billiges produzieren" auf Basis endlicher Rohstoffe gleichsetzen mit "Kapitalismus".

>Eine schöne Welt ist möglich, Menschen die Berufen nachgehen die einen Zweck erfüllen, ein sicherer Altersabend, Kinder die eine Zukunft haben, Menschen die Zeit haben für die Dinge die sie erfüllen, nämlich ihre Familie und Freunde, all das ginge.
>Aber nicht in diesem System.


Also - was soll es denn werden?


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