Thema:
Re:Nach mir die Sintflut flat
Autor: Link
Datum:24.09.19 11:49
Antwort auf:Re:Nach mir die Sintflut von Phil Gates

>Wäre ich dabei. Aber viele sind ja der Meinung, es gäbe ein Grundrecht auf einen Parkplatz im öffentlichen Raum. Kostenlos. Ich habe drei Stellplätze und dafür vor 8 Jahren 35.000 Euro bezahlt. Vor Kurzem wurde hier die Hauptstraße saniert: Radwege beidseits, Fahrspur dafür verengt, Gehwege begrünt. Dabei sind ca. 10 Parkplätze weggefallen. Was gibt es da einen Aufschrei. Mein Argument in der lokalen Facebook-Gruppe, dass wer parken will, sich halt einen Parkplatz kaufen soll, wird da jedes Mal niedergebrüllt. Was wird wohl ein OB machen, der wiedergewählt werden will? 100 Parkplätze entfernen? Ich sag ja, wir haben hierzulande das Problem, dass solche Dinge sofort eine BI triggern und das Thema dann versandet. Was nicht heißt, dass ich Deine Idee doof finde. Ich sehe da nur die Realitäten.

Da muss sich in den Köpfen eben was ändern. Ja, das geht nicht von heute auf morgen, aber anfangen kann man durchaus mal. Und mit den entsprechenden Anreizen/Alternativen kann man den Übergang zumindest erleichtern. Es gibt langfristig einfach keine andere Lösung, es kann nicht auf ewig jeder in seinem eigenen Autochen rumtuckern. Hier in der Stadt schon allein aus Platzgründen nicht.


>>Und deswegen versuchen wir es jetzt nicht? Der Ausbau der Erneuerbaren ist doch so ziemlich das Einzige, was eine Zeitlang sogar besser lief als erwartet. Mal schnell einen 2015er-Artikel aus dem Öko-Propagandablatt "Welt" gegoogelt:
>>
>>[https://www.welt.de/wirtschaft/article136927637/Windkraftausbau-uebertrifft-alle-Erwartungen.html]
>>
>>Wieso nicht alles tun, um daran anzuknüpfen?
>>
>
>Ich widerspreche Dir nicht. Ich sehe nur das Problem der technischen Umsetzbarkeit binnen relativ kurzer Zeit. Man mag mich gerne überzeugen, dass es geht.


Also dass wir da tatsächlich mal besser unterwegs waren als erwartet, stimmt mich zumindest optimistisch.

>>Okay, dann stimme ich dir in diesem Punkt vollkommen zu. Aber wieso so defätistisch? Wieso sollte die Bahn nicht deutlich billiger werden, die entsprechende Förderung vorausgesetzt? Das komplette Klimapaket soll in vier Jahren 50 Milliarden kosten. Allein im ersten Halbjahr 2019 gab es einen Haushaltsüberschuss fast in derselben Höhe. Der gesamte Haushalt 2019 hat einen Umfang von gut 350 Milliarden. 50 Milliarden klingt nach viel, aber tatsächlich ist da noch viel Luft nach oben. Erst recht, wenn man mal die so heilige wie überflüssige schwarze Null antasten würde.
>>
>
>Es kündigt sich schon eine massive Rezession an... dann ist eh vorbei mit der schwarzen Null. Und warum die Bahn nicht billiger wird: Weil sie ein Staatsunternehmen ist, was nicht auf Effizienz optimiert ist. Der Nahverkehr ist eigentlich ziemlich profitabel, aber das Geld wird jetzt schon in die ICEs investiert und dennoch sind die sauteuer. Warum eigentlich nicht den Markt für private Konkurrenz öffnen?


Trotzdem könnte man jetzt deutlich mehr Geld in die Hand nehmen. Das Effizienzproblem sehe ich auch, aber bei einem Staatsunternehmen könnte man die Preise ja sogar besser beeinflussen. Und ist der Markt nicht schon geöffnet, jedenfalls regional? Also hier gibt es einen Haufen Privatbahnen.

>>>Ja, aber der Ansatz, zu priorisieren, statt sich in Details zu verzetteln, ist richtig. Aber natürlich würde auch ich mir wünschen, dass die EV noch mehr gefördert werden, damit sich eben der Familienvater aus meinem Beispiel eines leisten kann. Aber damit sind wir wieder bei Details und nicht dem großen Ganzen.
>>
>>Aber wo ist im Klimapaket das große Ganze? Ich sehe nur lauter Fördermaßnahmen, die in Summe noch nie die erwünschte Wirkung hatten. Ein CO2-Preis mit Lenkungswirkung, das wäre mal was fürs große Ganze.
>
>Das würde vor allem die Mittelschicht treffen. Und die ist gestraft genug, muss sie sich ja auch noch um die Rente kümmern.


Es muss ein sozialer Ausgleich her. Auch dafür gibt es gute Konzepte, die im Klimapaket leider nicht aufgegriffen wird. DAS ist für mich übrigens fast das größte Versagen der GroKo, jedenfalls was den gesellschaftlichen Zusammenhalt angeht. Allein über Pendlerpauschale und irgendwie niedrigeren Strompreis kann man das nicht regeln, zumal beides der angestrebten Lenkungswirkung ja sogar zuwiderläuft. Aber das ist nochmal ein anderes Thema.

Wir sind ja im Grunde gar nicht so weit auseinander. Aber ich empfinde die Dringlichkeit anscheinend anders als Du. Und deswegen finde ich es sinnvoll, in klarem Ton schnelle und tatsächlich wirkungsvolle Maßnahmen zu fordern. Nichts anderes tun die Kritiker des Klimapakets. Mit Lieb- und Nettsein kommt man doch auch nicht weiter.


< antworten >