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Autor: | Kilian | ||
Datum: | 23.09.19 12:12 | ||
Antwort auf: | Kostenloser Nahverkehr. von Goldfisch | ||
Eigentlich dachte ich, ich hätte schon mal was hier dazu geschrieben, aber ich finde weder den Link dazu noch zu dem Testlauf, auf den ich mich im folgenden beziehe: Ich war auch jahrelang ein Verfechter der Idee, den ÖPNV einfach kostenlos zu machen, weil ich der Meinung war, dass die Einsparungen für weniger Staus, Verkehrsunfälle Straßenpflege etc. das ausgleichen würden. Dann habe ich einen Artikel* über eine größere Stadt in Kanada* gelesen, die das auch versucht hat und gnadenlos gescheitert ist. Warum? Weil man mit so einer Maßnahme den Raum, in dem der ÖPNV seine Dienstleistung erbringt, von einem Transitraum zu einem Raum für potentiellen Daueraufenthalt macht. Man ändert mit so einer Aktion sozusagen mit einem Schlag die öffentliche Wahrnehmung des Raumes. Selbst wenn der weit überwiegende Teil der Nutzer den ÖPNV wie gewohnt nutzen würde, reicht es, wenn ein paar Wenige ihn anders wahrnehmen und sich "breitmachen". Im Beispiel aus Kanada waren das gar nicht mal die Gruppen, an die man dabei evtl. denkt (Obdachlose, Bettler etc.), sondern Rentner, die sich beim Zeitunglesen quer durch die Stadt haben fahren lassen oder Gruppen von Jugendlichen, die hier abgehangen sind, weil es erlaubt war und ab sofort nichts mehr kostete. "Nicht so schlimm" könnte man jetzt sagen, aber der Platz im ÖPNV ist sehr viel begrenzter als er allgemein wahrgenommen wird. Das Angebot funktioniert eigentlich nur, wenn jeder ihn nur für die kurze Zeuit in Anspruch nimmt, die er braucht, um von A nach B zu kommen. Außerdem verunsichern Gruppen, die offensichtlich den Raum für längere Zeit in Anspruch nehmen, als sie ihn für den Transport eigentlich benötigen würden, andere Nutzer oft durch diese Inanspruchnahme. Und es führt, wie man sich wohl denken kann, zu deutlich mehr Konflikten. In meinen Augen ist die pauschale Forderung eines komplett kostenlosen Nahverkehrs daher nicht sinnvoll, wohl aber eine deutliche Vergünstigung und Förderung. Es reicht wahrscheinlich schon, wenn man einen Obolus - bspw. 1€ pro Fahrt - kassieren würde, um die Wahrnehmung als Transitraum aufrechtzuerhalten. So ein Modell könnte ich mir sehr gut vorstellen. *Wie eingangs gesagt, ich habe auf die Schnelle leider weder die Quelle noch den Namen der Stadt recherchieren können, schaue aber gerne später noch mal ausführlicher nach. An der Sache selbst, der Transformation des Raumes, ändert das aber nichts. Das kann man sich meiner Meinung nach sehr gut auch so vorstellen... |
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