Thema:
Re:Herr Bert ist nun Hassredner... flat
Autor: token
Datum:17.09.19 13:26
Antwort auf:Re:Herr Bert ist nun Hassredner... von ChRoM

>>Da zitiere ich mal die Einleitung des Kommentars von Zeit Online:
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>>Ein Popstar brüllt ins Publikum und wird mit Nazirednern verglichen. Das liegt auch daran, dass die Deutschen Faschismus zuerst als Form und nicht als Inhalt begreifen.
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>>Das bringt die Irrfahrt deiner "Argumentation" denke ich gut auf den Punkt.
>
>Der Kommentar geht IMO komplett am Thema vorbei. Das Problem ist nämlich tatsächlich der Inhalt, und nicht die Form. Man kann völlig losgelöst vom Setting rein mit dem Text wunderbar "Göbbels oder Grönemeyer" spielen. Die Ansage diktieren zu wollen, in welcher Gesellschaftsform wir leben, ist im besten Fall maximal unglücklich. Ich bin bass erstaunt, wieviele sich diese Ansage schönreden und einfach nicht erkennen können, wie sie bei allen Unbehagen auslösen muss, die eine andere Vorstellung von Zuwanderung haben als jene, die ankündigen, ihre Vorstellung "diktieren" zu wollen.


Imo ganz normales Rauschen aus einer grundsätzlichen Problematik die für freiheitliche, liberale und demokratische Gesellschaften einen permanenten Reibungspunkt markiert, bei dem es keine Antworten sondern immer nur Abwägungen gibt.
Stichwort: Keine Toleranz der Intoleranz.

Das ist alles nicht neu. Wo sind die Grenzen der Duldung, wo beginnen die Anfänge wo Reibung und Kampf notwendig sind, weil der Missbrauch von liberalen Ambitionen einen Bärendienst für diese Ambitionen markiert.
Grönemeyer drückt sich martialisch aus, sagt aber nix wildes. Das überjazzed du imo ganz klar mit der Variante "Päpstlicher als der Papst".
Ein Diktat findet auch in Demokratien statt, nur ist das ein demokratisches Diktat. Hier wird bewusst alles durcheinander geworfen.

Grönemeyer redet Klartext und hat einen kämpferischen Ton, unterwandert mit seinen Inhalten allerdings keine liberalen Ambitionen sondern grenzt diese ab und sagt schlussendlich, diese Abgrenzung fällt nicht vom Himmel.
Er ist hier eine Art Schaf im Wolfspelz.
Die andere Variante ist etwa die Gangart von AfD und Co. welche sich in gesellschaftsfähig kleiden, inhaltlich aber zynische, rassistische und menschenverachtende Inhalte reiten. Und das ist ein Problem dem man sich langsam irgendwie stellen muss, auf der einen Seite etwa die Duldung dieser Attitüden enger zu schnüren, auf der anderen Seite hingegen ein wenig selbstbewusster und zielgerichteter klar zu machen was hier eigentlich Hund und was Schwanz ist. Und dazu gehört auch Flagge zu zeigen und sich von gangbaren Formulierungen nicht eintüdeln zu lassen.

Es sind letztlich sehr bedenkliche Zeiten wenn man schaut wie sich stetig die Grenzen dessen was gesellschaftskonform ist verschieben. Wir sind schon an einem Punkt wo etwa strafrechtlich relevantes Verhalten, bspw. die unterlassene Hilfeleistung, als genehmes Taktiermittel für Flüchtlingsströme begriffen wird.
Das alles hört nicht von selbst auf, da kann und muss man auch mal mit der Faust auf den Tisch hauen. Und wenn dabei so ein an den Haaren herbeigezogener Unfug herangetragen wird, einem Herbie das unterzujubeln zu wollen wogegen er sich ausspricht (und diese Projektionstaktik gehört seit jeher zum kleinen Einmaleins von Populisten), dann spricht das schon Bände.
Wenn du diese Welle reiten willst, bitteschön, in dem Fall wirft sie die dich imo komplett berechtigt ab. Dieses ganze Argumentationsvehikel einer solch gelagerten Projektion ist einfach unglaublich stumpf, und dieses Spielchen ist auch durchschaubar.
Wenn auch immer noch deprimierend erfolgreich.


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