Thema:
Re:Cash ist King. Cashless ist dumm. flat
Autor: _bla_
Datum:16.09.19 22:12
Antwort auf:Re:Cash ist King. Cashless ist dumm. von jokerone


>>Natürlich braucht man für Steuerhinterziehung und organisierte Kriminalität nicht unbedingt Bargeld, aber Bargeld kann es in vielen Fällen erheblich einfacher machen.
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>Das wiegt aber den verlust von bargeld als zahlungsmittel nicht auf. Du tust so als ob steuerhinterziehung durch bargeldverkehr ein riesengrosses problem ist und ich sehe das ganz und gar nicht so.


Ich halte das aber für ein ganz gewaltiges Problem, alleine Schwarzarbeit in Deutschland wird auf über 300 Mrd. pro Jahr geschätzt. Und häufig das ist das ja gleich doppelt ein Problem: Es werden nicht nur keine Steuern und Sozialabgaben gezahlt, sondern es werden auch noch zusätzlich soziale Leistungen bezogen auf die eigentlich kein oder nur ein reduzierter Anspruch bestünde.



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>>Es ist kein Argument gegen eine Bargeldabschaffung, das dieser Schritt alleine kein Allheilmittel gegen Steuerhinterziehung ist.
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>Ich denke ich habe ausreichend gruende geliefert, die ruer den erhalt von bargeld sprechen. Du hingegen sagst es waere supi weil es dann seniger steuerhinterziehung gaebe, die probleme die damit einhergen uebergehst du aber.


Schauen wir uns noch mal deine Liste im Detail an:

1. "oh sie haben H4 aber leisten sich dies und jenes? Interessant."
Mal abgesehen davon, das mit Abschaffung des Bargelds, nicht zwangsläufig auch ein verdachtsunabhängige Aufhebung des Datenschutzes kommt: Der ehrliche H4 Empfänger, der mit extrem sparsamen Verhalten an einer Stelle sich irgendetwas teures leisten kann, hat mit einer Abschaffung des Bargelds doch viel bessere Karten, weil er belegen kann, das sein Konsum auf extreme Sparsamkeit und nicht auf Schwarzarbeit oder nicht deklariertes Barvermögen zurückgeht. Gleichzeitig könnte man Vermögens- und Zuverdienstgrenzen anheben.

2. "sie haben geld an person x gezahlt, dieser ist ein bekannter drogendealer. Was haben sie von dem gekauft?"

Die Unschuldsvermutung gilt auch bei Bargeldabschaffung. Und wenn es dir darum geht, das man aber Drogen können sollte: Legalisierung wäre da der wesentlich bessere Weg als eine großenteils unwirksame Strafverfolgung.

3. "leider duerfen sie kein geld in dieses land ueberweisen"
"dieser empfnenger ist auf einer blackilist, und darf leider keine zahlungen von ihnen empfangen"

Sanktionen müssen nun mal durchgesetzt werden. Sie sind vielleicht nicht immer berechtigt, dann sollte man sie abschaffen, aber warum sollte man sie mittels Bargeld umgehen leicht dürfen?

4. "warum soll ivh eigentkich fuer kartenzahlung extra latzen? (Jeder zahlungsdienstleister/kartenausgeber bekommt einen anteil vom kaufpreis)"

Bargeldhandling kostet auch Geld. Überhöhte Gebühren von Zahlungsdienstleister sind eher ein Problem für Kartelamt, als ein grundsätzliches Problem einer Bargeldabschaffung.

5. "digitales Geld kann man einfach konfiszieren oder mit negativzinsen belegen"

Halte ich für positiv und wünschenswert. Rechtsschutz besteht ja trotzdem. Wo besteht der Vorteil, wenn ich Geld zwar Bürger A wegnehmen kann, der sein Geld auf der Bank hat, aber Bürger B, der es stattdessen Bar unter dem Kopfkissen lagert nicht? (Natürlich unter der Voraussetzung das beide Bürger etwas getan habe, welches die Wegnahme rechtfertigt, bspw. Unterhaltsverpflichtungen nicht erfüllt)

6. "ihr konto wurde gepfaendet, wenden sie sich bitte an X. Oh sie koennen ohne ihr geld nichts bezahlen? Das ist aber ungluecklich. Tschuess."

Das kann dir auch jetzt passieren und gerade aus diesem Grund gibt es auch Pfändungsgrenzen. Warum man legale Pfändungen mittels Bargeld umgehen können sollte, ist mir nicht klar.

7. "meine daten gehoern mit und keinen geht an was fuer buecher ich kaufe oder welches sexspielzeug. Bordellbesuch und durch datenleak erfolgt ein Erpressungsvwrsuch oder Wifey beichten? Sie haben vor 5 jahren angegeben sie seien nichtraucher, aber uns liegen daten vor das sie staendig zigaretten kaufen, bitte erklaeren sie sich - ihre AOK. Usw usf. Totale datendystopie moeglich."

Finde ich ein gutes Argument, würde sich aber lösen lassen, siehe GNU Taler. Umgekehrt scheint mir eine wesentlich größere Gefahr für die eigenen Daten von privaten (Internet-)Firmen auszugehen.

8. "tut mir leid ihr konto ist geasperrt nehmen sie bitte passierschein A38 und beantragen sie freischaltung, kann sich nur um wochen handeln."

Finde ich auch gar kein schlechtes Argument, andererseits gibt es dieses Problem auch jetzt weil ein großer Teil der Bevölkerung gar keine Bargeldvorräte hat, die mehr für mehr als wenige Tage reichen.

>>Das habe ich nicht behauptet und es auch nicht erforderlich, damit es trotzdem sinnvoll wäre. Und man muss nicht einmal soweit gehen Bargeld komplett zu verbieten. Es würde schon helfen Barzahlungen oberhalb eines gewissen Transaktionsvolumens zu verbieten und die großen Scheine abzuschaffen.
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>Ist dir bewusst, dass du damit quasi den status quo forderst?
>Ab 10k eur musst du in dtl ausweis vorlegen, wenn du etwas kaufst und in anderen eu laendern sind die limits viel geringer und da geht nicht mal mit ausweis was. 500er sind bereits in der abschaffung/abgeschafft.
>Ich denke damit hat auch niemand ein problem.


Nur ist eine Ausweispflicht ohne Meldepflicht kaum was wert und du kannst auch kaum davon ausgehen, das die Händler verdächtige Transaktionen von sich aus melden. Bei Immobilien gibt es zwar theoretisch eine entsprechende Pflicht, praktisch funktioniert es aber fast gar nicht. Warum sollte man sich auch das Geschäft mit einer Meldung kaputt machen? 200er würde ich auch abschaffen.


>Die freiheit besteht darin, dass dich im krisenfall der staat nicht ohne weiteres enteignen kann und deine bank dich auch nicht zum bail in zwingen kann. Du hast aber die problematik schlicht nicht verstanden, da du aus irgendeinem grund nur verbrecher und steuerhinterzieher sehen willst.

Grundsätzlich bin ich der Meinung das zuerst natürlich Besitzer/Aktionäre einer Bank haften müssen. Aber auch ein Bail In ist nicht grundsätzlich unangemessen. Wenn eine Bank Pleite geht, dann doch oft gerade deshalb weil sie riskante Geschäfte gemacht hat und deshalb oft besonders hohe Renditen bieten konnte. Davon haben die Kunden der Bank profitiert, während die Kunden anderer Banken geringere Zinsen aber eben auch ein geringeres Risiko hatten. Und irgendjemand muss die Kosten der Krisen tragen, bei einem Bail In hast du tendenziell eine Belastung, die in etwa der finanziellen Leistungsfähigkeit entspricht. Bei der staatlichen Bankrettung hast du tendenziell eher eine Umverteilung von der Mitte der Gesellschaft nach oben.


>Deine aussage zu negativen zinsen ist bizarr, du bestaetigst quasi das bargeld den vorteil hat, das damit mehr wert erhalten bleibt als mit giralgeld auf dem konto.

Für den einzelnen Bürger mit Bargeld ist das ein Vorteil, volkswirtschaftlich hingegen ein großer Nachteil. Negative Realzinsen sind ganz normal, auch historisch gesehen. Normalerweise gibt es halt eine Inflation die hoch genug ist, damit die Sparzinsen trotzdem positiv sind. Aber Wertstabilität ist nie gegeben oder garantiert gewesen.
[https://www.focus.de/finanzen/banken/schock-fuer-anleger-analyse-ergibt-seit-fast-50-jahren-verlieren-sparer-geld-anstatt-es-zu-vermehren_id_6112939.html]
Bei geringer Inflation müssen dafür dann aber auch die Sparzinsen negativ werden oder halt es wird versucht, die Inflation mittels QE und co. anzutreiben. Ich halte das für ein wesentlich größeres Übel als negative Zinsen. Die Inflation trifft anders als Negativzins auch Menschen ohne Barvermögen. Gerade Menschen, die ohnehin ein geringes Gehalt oder Rente haben und zudem meist auch geringe Verhandlungsmacht, verlieren durch Inflation stark an Kaufkraft. Negative Zinsen hingegen treffen hauptsächlich Menschen, die ohnehin viel Geld haben. Sie motivieren dazu, das Geld nicht rumliegen zu lassen, sondern stattdessen zu investieren, was meisten zusätzliche Arbeitsplätze schafft und damit auch gerade denen hilft, die primär von ihrem Lohn leben.

>Noch dazu ist deine sicht auf die notwendigkeit von negativzinsen, ausschliesslich runtergebrochen auf angebot und nachfrage voellig verkuerzt, es ist offensichtlich viel komplizierter und es gibt negativzinsen nicht ohne grund erst seit der 2008er krise, in der wir uns auch imo immer noch befinden, denn sonst haetten die zentralbanken laengst die zinsem angehoben, wie in den zyklen der jahrzehnte zuvor
>Ueblich.


Sicher ist die Sache komplizierter, aber du erwartest wohl kaum ernsthaft, das ich hier alle Details in einem einzelnen Posting diskutiere oder? Du hast ja auch nicht ausgeführt, warum negative Zinsen so schrecklich wären. Das wir zudem mit dem Euro und der demographischen Umkehrung ein ganz andere Situation haben, als noch vor einigen Jahrzehnten dürfte dir auch nicht entgangen sein.


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