| Re:2. Schreibübung - Dialog im Taxi |  |
Haupsache schreiben, wa? Punkt 250:
„Moin, wohin soll‘s denn gehen?“, fragte der Taxifahrer.
Die Antwort schwirrte mir im Kopf herum, ich brachte sie aber nicht über die Lippen.
„Wir können auch einfach hier stehen bleiben, das muss ich ihnen dann aber in Rechnung stellen, wissen sie?“
„Fahren sie einfach los“, sagte ich nach einer Weile.
„Das ist ja schon mal ein Anfang“, erwiderte der Taxifahrer. Ich beobachtete, seine Hand, als er einen Gang einlegte. Der Ringfinger war längst zu dick geworden, um den goldenen Ring, der ihn zierte, freizugeben.
„Wie lange sind sie schon verheiratet?“, wollte ich wissen. Der Fahrer lachte kurz und drehte seinen Kopf in meine Richtung, ohne die Augen von der Fahrbahn zu nehmen. „35 Jahre. Zwei Kinder hab ich auch. Und Sie?“, wollte er von mir wissen. „Oder hat ihre Frau sie rausgeworfen?“, fügte er mit einem Lachen hinzu. Ich schwieg.
Ich sah, wie der Taxifahrer mich im Rückspiegel anschaute: „‘Tschulding, falls ich einen Nerv getroffen hab“, sagte er, „aber falls es sie beruhigt, Sie sind nicht der erste meiner Kunden, dem das passiert ist.“
„Zehn Jahre, auf den Tag genau“, begann ich zögerlich, bevor es aus mir heraussprudelte. „Und dann war sie einfach weg. Wie vom Erdboden verschluckt. Als hätte ich sie mir nur eingebildet. Können Sie sich das vorstellen? Man bildet sich einen Partner doch nicht nur ein?“
„Das ist ja schön und gut“, entgegnete der Taxifahrer, „aber nehmen sie es mir nicht übel, wenn ich sie unterbreche, sie haben nur noch zwei Wörter für eine Konklusion“.
„Oh, meta.“