Thema:
Re:Zeit: "Die Millionen, die gingen" flat
Autor: dixip
Datum:08.09.19 23:15
Antwort auf:Re:Zeit: "Die Millionen, die gingen" von Donpachi

>Dieser Satz bzw das so runterzubrechen ärgert mich massivst.

Sorry, ich wollte weder Dich, noch Rene, noch genug andere hier beleidigen, die in den ostdeutschen Ländern ihre Heimat oder Herkunft haben. Die Wende ist 30 Jahre her und für mich gibt es schon lange nur noch Deutsche (im Sinne aller in Deutschland Lebenden).

Der "Brain Drain" ist aber halt ein Phänomen, was man imo kaum wegdiskutieren kann (die Abwanderungszahlen sind ja belegt, wahrscheinlich findet sich dazu auch ne Statistik zum Bildungshintergrund der Abgewanderten). Das kann man imo weder den Abgewanderten noch den Dagebliebenen in irgendeiner Form vorwerfen; sie haben Entscheidungen für ihr Leben getroffen und das hat man so zu respektieren.

Wir sind ja hier ein wenig auf Ursachenforschung, warum die AFD auf einmal so gut einschlägt. Und da kann man - ganz nüchtern und objektiv - halt auch Strukturunterschiede in der Bevölkerung in punkto Bildung aufzeigen und sich dann noch vergegenwärtigen, wie politikdesinteressiert große Teile im eigenen Umfeld sind, die dann aber schon 70 Jahre fest strukturierte Parteiendemokratie erfahren haben.


>Mein Vater (Entwicklungsingeneur), der zur Wende 37 Jahre alt war, den von Osram bis Siemens quasi jeder grosse Technikkonzern anstellen wollte (inkl Umzug in den „Westen“) und er aber lieber bei seiner Familie (Eltern, Brüder) im Erzgebirge bleiben wollte. Jetzt mit 67 arbeitet er noch immer für eine Firma im Erzgebirge die weltführend mit ihren Maschinen sind und in alle Welt exportieren. Dem sag mal, dass nur die Dummen geblieben sind. Der würde Dir in den Arsch treten, bis ihm der Fuß bricht.

hehe, ja, wohl auch zu Recht ;) Das war natürlich völlig überspitzt und wie oben gesagt niemals so gemeint, dass jeder, der im Osten weiter sein Glück gesucht hat, jetzt dumm oder immobil sein muss. Im Gegenteil, meine Bewunderung sowohl für jeden, der direkt nach der Wende in den komplett unbekannten Westen marschiert ist, als auch für jeden, der in seiner Heimat mit daran gearbeitet hat, dass der Osten Deutschlands eine beispiellose Aufholdjagd hingelegt hat.

Ich war zwischen Wende und Wiedervereinigung als Kind in Ostberlin, immerhin die Hauptstadt der DDR, also so etwas wie Vorzeigemetropole. Und das war schon niederschmetternd, wie "kaputt" und rückständig das alles i.V. zu West-Berlin wirkte. Einschußlöcher in den Häusern sicher noch aus dem 2.Weltkrieg etc. Nach der Wiedervereinigung gab es so ein Kennenlern-Programm, wo ich mit meinen Eltern ne Familie im Osten und die später uns besucht haben. Deren Wohnung in einem Plattenbau war halt Standard 60er-Jahre.

Klar, es ist unfassbar viel Geld in die neuen Länder geflossen (und imo hat man genug falsch gemacht), aber trotzdem ist die Wiedervereinigung eine historisch beispiellose Leistung - auch von den Menschen der ehemaligen DDR.

Und wenn sie jetzt AFD wählen, dann weil wir als Gesamtgesellschaft was falsch machen.


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