Thema:
Was heißt gewinnen? flat
Autor: X1 Two (deaktiviert)
Datum:05.09.19 10:43
Antwort auf:Der Typ wird vermutlich trotzdem gewinnen von Mugen

Rund 50 % der Briten wollen den Brexit. Die Zahl hat sich in drei Jahren nur unwesentlich verändert. Unterschiede gibt es da nur zwischen denjenigen, die einen Deal-Brexit wollen und denen, die einen No Deal-Brexit wollen. Hier sind aktuelle Zahlen (3.9.):

[https://d25d2506sfb94s.cloudfront.net/cumulus_uploads/document/x0msmggx08/YouGov%20-%20Brexit%20and%202019%20election.pdf]

Die untere Frage ist die entscheidende, da siehst du, dass selbst in London und Schottland nur 48 % bzw. 44 % für ein neues Referendum mit Remain wären. Alle anderen Optionen sind komplett durcheinander, da gibt es keine Einigkeit. Einigkeit herrscht nur darin, dass man den Deal von May ablehnt. Das ist aber der einzige Deal, den die EU machen wird. Und das ist schon die wichtigste Fehleinschätzung der Engländer: Sie glauben, sie hätten irgendwelche Wahlmöglichkeiten. Die haben sie nicht. Sie sind alleine von der EU abhängig. Wenn die EU nicht zustimmt, fliegen sie am 31.10. ohne Deal raus. Und wenn die EU nicht sich selbst zerstören will, dann muss sie ihren Ultimaten auch irgendwann Taten folgen lassen. Der neverending maybe-brexit schadet sowohl England als auch der EU. Die EU muss irgendwann realisieren, dass das englische Volk diesen Brexit will und die sich nicht einfach wieder beruhigen. Die Europawahl hat das gezeigt. Ein zerrissenes England, was jedes Jahr mit dem Absprung droht, hilft keinem. Sie müssen raus.

Macron wollte schon letztes Mal maximal eine Verschiebung bis Juni. Wenn das Ultimatum nochmal verlängert wird riskiert er innenpolitisch viel Glaubwürdigkeit. Denn auch die EU ist zerrissen, die Bevölkerung will England rausschmeißen, die Wirtschaft will sie möglichst nahe haben. Ein wesentlicher Grund für die Deadline Oktober war, dass danach der nächste EU-Haushalt vereinbart wird. Und da will man die Engländer nicht mehr dabei haben.

>Auch wenn ein Gesetz gegen ein No-Deal Brexit beschlossen wurde, heißt es nicht dass Boris nicht trotzdem "gewinnen" könnte. Ich frage mich die ganze Zeit wie dies wirklich noch zu verhindert ist, außer den letzten Deal von May anzunehmen.

Siehe oben, den May-Deal (der der einzige realistische ist) zu akzeptieren, wäre in England politischer Selbstmord. Das ist keine Option. Die Alternative ist nur der no deal. Da können die im Unterhaus noch so großartig meckern und Gesetze machen - es ist völlig egal, was sie da vereinbaren. Sie können Johnson zum Briefeschreiben verdonnern wie sie lustig sind, Fakt ist: Am 31.10. entscheidet alleine die EU, ob England eine Verlängerung der Frist bekommt oder einen Tag später raus ist. Da sie diesmal offenbar schon zwei Monate vorher Gelder sichern, um einen harten Brexit abzufedern, was im April nicht geschehen ist, gibt es wohl keinen Spielraum für eine Verlängerung mehr. Die EU braucht Planungssicherheit. Eine Verlängerung wäre wohl nur dann möglich, wenn Johnson offiziell den Brexit abbricht (das kann er einseitig tun) und danach ein neuer Brexitprozess (der dann ohne Frist abläuft, aber mindestens drei Jahre dauern wird) gestartet wird.

>Auch wenn Neuwahlen zunächst verhindert wurden, wird es höchstwahrscheinlich Neuwahlen geben.

Die von Johnson geforderten Neuwahlen sind primär ein Trick, um das no no deal-Gesetz zu stoppen. Die Opposition ist ja durchaus für Neuwahlen, aber erst nachdem das Gesetz rechtskräftig ist.

>Dank des Mehrheitswahl hat er laut Medien sogar eine hohe Chance gestärkt aus dieser Runde zu gehen. Die Art von Demokratie ist einfach nur krank und spiegelt vermutlich nicht die Meinungen der Bevölkerung wieder. Es ist auch immer erstaunlich was Politiker aus eine einzige Wahl mit einer Stimmt so rauslesen können.

Johnsons Siegchancen beruhen vor allem darauf, dass die Leute sehen, wofür er steht. Corbyn schwankt weiter herum und sagt nicht klar, ob seine Partei jetzt den Brexit will oder nicht. Am Ende hast du 50 % für Pro Brexit-Parteien, 30 für Contra Brexit-Parteien (Liberale und Grüne) und 20 % für die, die nicht klar in ihrer Aussage sind. Außerdem ist Wahlkampf für den leichter, der verspricht, dass alles besser wird als für den, der sagt, dass es nicht so schlecht ist.

Und jetzt schmeißt die Deppen endlich raus, denn anders wird sich die Meinung da nie ändern.


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