Thema:
Re:Nun denn flat
Autor: Zweistein
Datum:03.09.19 14:44
Antwort auf:Nun denn von token

>Da sitzt sie. Ich kann nur ihre schönen Haare sehen und eine reizvolle Figur erahnen. Dennoch trifft es mich, mein Puls beschleunigt. Ich werde nervös.

Sehr schön geschrieben. Anhand dieser Passage aber vielleicht ein allgemeiner Tipp zum lebhaften Schreiben: Adjektive sind meistens wenig anschaulich. Was bedeutet "schönes Haar" oder "reizvolle Figur"? Da jeder etwas anderes als schön oder reizvoll empfinden mag, sind diese Ausdrücke ziemlich leer. Als Autor ist es aber mein Ziel, konkrete Bilder zum Leben zu erwecken. Wenn Du eine schwarzhaarige Schönheit mit welligem, schulterlangen Haar vor Augen hast, dann sollen das auch Deine Leser haben. Also würde ich das auch so aufschreiben. Am anschaulichsten wird es, wenn die Beschreibung in Handlungen verpackt daher kommt, also mit Verben: "Sie fährt mit der Hand durch ihr schwarzes Haar, das in leichten Wellen über die Schultern fällt."
Gut gefällt mir deshalb der Halbsatz "mein Puls beschleunigt". Viel besser als "Ich werde nervös". Wenn Du in der Beschreibung anschaulich genug bist, kannst Du die Nervosität sogar ganz weglassen: "Mein Puls beschleunigt, mein Gesicht wird warm, mein Atem geht schneller." Jetzt folgert der Leser selbst: Ach schau an, der ist wohl nervös.

Es hilft oft, einen fertigen Text durchzugehen, alle Adjektive anzustreichen und sich zu überleben, ob man diese durch Verben ersetzen könnte. Aber wie gesagt: Das nur als allgemeiner Tipp. Mir ist klar, dass man sich bei 200 Wörtern nicht mit Beschreibungen bis ins Detail aufhalten kann.


< antworten >