Thema:
Re:Dann MUSS man ja Braun wählen flat
Autor: Sockenpapst
Datum:02.09.19 15:07
Antwort auf:Re:Dann MUSS man ja Braun wählen von Phil Gates

>Mich betrifft es nicht, weil ich bereits eine kapitalgedeckte Altersvorsorge habe ;)

Ganz im Gegenteil: Dich betrifft es - wie mich übrigens - ganz besonders, da die von Dir angeregte Systemumstellung durch Steuern, die wir beide zahlen, gegenfinanziert werden soll, da hilft kein Versorgungswerk gegen. Nur kriegen wir aus der gesetzlichen Rentenversicherung grundsätzlich nichts zurück. Das gehört zu einem Sozialstaat dazu und ist ok, aber trotzdem für den einzelnen natürlich unbefriedigend.

>Ich bin durchaus gegen Steuererhöhungen auf Arbeitseinkommen (das würde ja auch den Leuten noch mehr Geld wegnehmen, mit dem sie sich eine private Altersvorsorge aufbauen können). Aber z.B. bei Kapitalerträgen sehe ich schon noch Luft nach oben.

Ich sag´s mal so: wenn ich mir die jüngsten Diskussionen zu Kapitalertrags- und Finanztransaktionssteuern auf nationaler wie auf europäischer Ebene anschaue, dann habe ich massive Bedenken, dass man die erforderlichen Summen zur Gegenfinanzierung anders als primär durch Einkommenssteuern stemmen kann. Und letztlich ist das wieder so ein Thema, wo jeder einzelne der Meinung ist, dass dieser und jener noch seinen fairen Beitrag leisten könne, aber man selbst natürlich schon genug geschröpft werde. Normal, ich ticke da nicht anders.
>
>>(Und ich finde die Bezeichnung "Schneeballsystem" hochgradig irreführend, da das Problem einer kaputten Demografie jedes Altersvorsorgesystem zwingend hat, das soziale Aspekte berücksichtigt. Das aber nur am Rande.)
>>>
>Naja: Bismarck hat darauf gesetzt, dass nur die wenigsten Menschen überhaupt das Rentenalter erreichen und nennenswert darüber hinaus leben. Auch kamen immer genug Kinder von unten nach, so dass das System funktioniert hat. Aber es ist seit langem bekannt, dass die Menschen immer älter werden und es immer weniger junge Leute gibt, die dazu noch immer länger studieren oder jedenfalls zur Schule gehen (vor 50 Jahren hat keiner die Nase gerümpft, wenn jemand den HS-Abschluss gemacht hat und ne Lehre angefangen hat, heute hat fast die Hälfte der Azubis Abi...). Ich würde das jedenfalls schon mit einem Schneeballsystem vergleichen, da es bei steigender Lebenserwartung aber weniger/stagnierendem Nachwuchs eben einfach nicht aufgeht.


Ich finde es problematisch einen Begriff zu nutzen, der im allgemeinen Sprachgebrauch allein mit Betrug verbunden wird. Framing und so. Ist aber eine individuelle Kiste, deshalb hatte ich den Einwurf eigentlich noch wegeditiert.

Was allerdings gerne unterschlagen wird: das Umlagesystem als solches verteilt dem Grunde nach nur um, was tatsächlich da ist. Der Name ist schon Programm. Man erwirbt keine Ansprüche auf eine konkrete Rentenhöhe, sondern grundsätzlich nur auf ein bestimmtes Niveau im Vergleich zu anderen. Das heißt insbesondere, dass die absolute Rentenhöhe auch sinken kann. Durch verschiedene gesetzliche Maßnahmen, zuletzt durch die 2005´er GroKo hat man diesen Mechanismus weitgehend ausgehebelt. Das ist aber, genau wie bspw. Kindererziehungszeiten oder eine Mindestrente, eine systemfremde Maßnahme, die m.E. nicht dazu taugt, das Finanzierungssystem als solches in Frage zu stellen. Solche sozialpolitischen Zugeständnisse gäbe es bei Kapitaldeckung nämlich auch.

Und auch eine solche sollte die Rente eines Langzeitarbeitslosen ggf. auf ein akzeptables Maß anheben, das wird gern vergessen. Oder man sagt schlicht "Pech gehabt", und lässt jeden abseits von ALG II mit seiner Alterssicherung allein. Dann wird es natürlich auch finanzierbar. Einer der Gründe übrigens, warum der Gedanke um den Jahrtausendwechsel so viele Freunde hatte. Aber sollte das wirklich das Ziel sein, wenn man nicht gerade für ifo oder BDA arbeitet?


< antworten >