Thema:
Re:ach ja? flat
Autor: Fred Labosch
Datum:02.09.19 11:19
Antwort auf:Re:ach ja? von Lord Chaos

>>>>Ich erinnere mal an Rostock, Hoyerswerda oder Lichtenhagen.
>>
>>>>Lichtenhagen ist ein Stadtteil von Rostock und du hast Solingen und Mölln vergessen.


>>>>[https://de.wikipedia.org/wiki/Lichtenhagen_(Rostock)]

>>>Nö, ich sehe halt nur einen Unterschied zwischen einem Brandanschlag in der >Nacht, bei dem die Zivilbevölkerung ziemlich klare Kante gezeigt hat, was davon >zu halten ist und einem johlendem Mob aus normalen Leuten, die applaudieren, >wenn ein Haus mit Steinen und Mollys beworfen wird, für einen ziemlich grossen >Unterschied.
>
>>Ein Brandanschlag mit 5 Toten und 14 zum Teil schwer verletzten Personen, muss man im Zusammenhang mit Rechtsextremismus Anfang der 90er in Deutschland nicht erwähnen. Da zählt die Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen lieber gleich doppelt auf.


>Dreh mir nicht das Wort im Mund um - es geht mir darum, wie das wahrgenommen wurde, nicht welcher Anschlag jetzt der Schlimmere ist.
>In Mölln sowie in Solingen gab es keinen Mob, der das Ganze noch befeuert hat so wie im Osten - und dass es dort nicht zu Toten kam, ist bestenfalls Glückssache.


Wir hatten das Thema damals sehr intensiv im Politikunterricht behandelt und hier wurde die Anschläge einzeln aber auch im Gesamtkontext diskutiert.
Meiner Meinung nach stehen diese widerlichen Verbrechen untrennbar im Zusammenhang.

"Nach der Wiedervereinigung 1990 kam es zwischen 1991 und 1993 zu einer „Pogromstimmung“ in Teilen der deutschen Bevölkerung und zu einer Welle rassistischer und ausländerfeindlicher gewaltsamer Ausschreitungen insbesondere gegen Asylbewerber (siehe Asyldebatte). Angefangen mit den Ausschreitungen von Hoyerswerda und in Rostock-Lichtenhagen, bei denen es nur durch Zufall nicht zu Todesopfern gekommen war, kam es zu Nachahmungstaten auch im westlichen Bundesgebiet, die mehrere Todesopfer forderten. 1992 kamen beim rechtsextrem motivierten Mordanschlag von Mölln zwei Mädchen und ihre Großmutter ums Leben."

Aus Matthias Quent: Rassismus, Radikalisierung, Rechtsterrorismus. Wie der NSU entstand und was er über die Gesellschaft verrät. Beltz Juventa, Weinheim, Basel 2016, S. 177–179. Zum Kontext Ulrich Herbert: Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert. C. H. Beck, München 2014, S. 1171–1180.


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