| Re:Hatten wir in Deutschland nicht mal eine Vermögensste |  |
>Auch wenn's die Reichen trifft ist eine Vermögensteuer per se unfair, weil eigentlich jeder verdiente Euro schon mal besteuert wurde. Da wird eine Steuer auf Geld erhoben, für welches schon Steuer abgegeben wurde, und das ist verfassungsrechtlich nicht in Ordnung - deswegen wurde sie 1997 auch erstmal auf Eis gelegt.
Wie schon bemerkt war das verfassungsrechtliche Problem die unterschiedliche Bewertung von Immobilien und anderem Vermögen. "Doppelbesteuerung" ist ein albernes Argument, es gibt laufend "Doppelbesteuerung". Wenn Menschen von ihrem schon versteurten Nettolohn Waren kaufen, müssen sie trotzdem MwSt. zahlen. Wer versteuertes Vermögen verschenkt oder vererbt zahlt trotzdem Schenkungs bzw. Erbschaftssteuer etc.
Ich halte eine Vermögenssteuer bei sehr hohen Vermögen aus mehreren Gründen für gerechtfertigt. Ein hohes Vermögen zu behalten klappt nur weil die Gesellschaft dazu die nötigen Strukturen bereitstellt. Wer ein sehr hohes Vermögen hat profitiert in besonderem Maße von Rechtsschutz, Polizei und friedlicher Gesellschaft inklusive Sozialstaat. Er müsste ansonsten damit rechnen, sein Vermögen schnell durch Betrüger und andere Kriminelle zu verlieren. Er benötigt die Hilfe vieler Menschen mit teuer Ausbildung, die durch die Gesellschaft finanziert wurde und gesellschaftliche Stabilität.
Zusätzlich halte ich eine Vermögenssteuer auch Volkswirtschaft für sinnvoll um eine effektive Verwaltung des gesamtgesellschaftlichen Vermögens zu forcieren. Das große Vermögen in Privathand überhaupt zulässig sind, liegt doch darin das die Gesellschaft davon ausgeht, das es ihr insgesamt dadurch besser geht, weil es so zu einer effektiveren Ressourcenallokation kommt, als in einer staatlichen Planwirtschaft. Das setzt aber voraus, das private Vermögensverwalter ihr Vermögen auch irgendwie wieder verlieren, falls sie es nicht effektiv verwalten. Eine Vermögenssteuer erzwingt ein gewisses Mindestmaß an Rendite. Wer es nicht schafft, mindestens die Vermögenssteuer zu erwirtschaften, verliert langfristig das Vermögen, so daß es in die Hände potentiell effektiverer Verwalter gelangen kann.
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