Thema:
Re:Ein paar Gedanken von mir zur Mietpreisexplosion flat
Autor: waldmeister
Datum:27.08.19 09:11
Antwort auf:Re:Ein paar Gedanken von mir zur Mietpreisexplosion von Phil Gates

>>>Hauptursache für die Mietenexplosion: Das seit Jahren andauernde Niedrigzinsniveau. Weil viele etablierte Anlageformen aufgrund der Zinspolitik der EZB nicht mehr funktionieren fließen Unmengen an Kapital in den Immobilienmarkt, der zumindest noch geringe aber immerhin positive Renditen verspricht. Die dadurch künstlich erhöhte Nachfrage beflügelt die Preise für Bestandsimmobilien sowie die Bauaktivität was wiederum zu permanent steigenden Bau- und Materialkosten führt weil Baufirmen ausgelastet sind und Baumaterial knapp. D.h. unterm Strich wird bei aktuellem Kauf von Bestandsimmobilien oder beim Neubau prozentual nicht mehr verdient als früher. Die Mieten sind zwar deutlich höher, die Erwerbskosten sind aber genauso bzw. noch stärker gestiegen so das die Renditen bestenfalls gleich geblieben sind.
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>>Kurzfristig finde ich das Erklärung nachvollziehbar, bei dem gegebenen Zeithorizont verstehe ich das aber nicht ganz. Denn so ein anhaltender Boom führt zwingend zu Wachstum, mit dem Wachstum und logistischen Nachbesserungen bei Baustoffen sollte auch der Konkurrenzkampf anschärfen und so wieder die Preis- und Auslastungsschraube zurück drehen.
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>>Das heißt nicht dass ich die Darstellung anzweifle, ich verstehe nur nicht warum diese so ist. Zumal wir ja auch einen globalen Wettstreit haben und auch ausländische Unternehmen mitmischen können. Da wurden im Süden ja auch Baublasen produziert wodurch nach dem Platzen wieder Ressourcen wieder freigesetzt wurden.
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>>Wie passt es also zusammen dass einerseits Rendite konstant bleibt weil Preise steigen weil ja so viel gemacht wird, auf der anderen Seite heißt es, der Staat solle selber bauen weil nicht genug gebaut würde?
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>>Ich krieg das nicht übereinander, da klingt für mich einiges intuitiv widersprüchlich, auch die von dir vorgeschlagene Lösung dass Staat durch Invest Gas gibt, würde bei so einem status quo doch nur bedeuten, einerseits werden Steuergelder verbrannt weil man in einem massiv überteuerten Markt agiert weil dieser komplett überlastet ist (Baufirmen, Rohstoffe), dann würde man diese Last nochmal erhöhen und damit nach dieser Erklärung die Mietkosten kurz bis mittelfristig noch weiter hochtreiben. Alles was du unten schilderst stolpert über diesen Aspekt dass Bauen Stand heute ein überteuerter Flaschenhals ist. Wenn dem so wäre müsste man doch genau dort Initiative zeigen sonst doktort man wieder an Symptomen rum. Sofern diese Darstellung stimmt. Dass Grundstücke als attraktives Investitionsobjekt im Preis explodiert sind glaube ich gerne und verstehe ich, aber Baukosten?
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>Umweltauflagen. Die besonders energieeffizienten Materialien sind zigfach zertifiziert, und das kostet allein schon ein Sümmchen. Deshalb ist bauen heute um ein Vielfaches teurer, als noch vor 10 oder 20 Jahren. Gleichwohl wird gebaut, aber nicht in dem Segment, welches dringend gebraucht wird, sondern da, wo es sich lohnt. Wenn ich ein Grundstück für ne Million kaufe und da dann Wohnungen draufbaue, wofür ich nochmals eine ordentliche Stange Geld in die Hand nehmen muss, dann kann ich das gar nicht zu einem Preis vermieten, den eine vierköpfige Familie aus der Mittelschicht bezahlen kann. Eine Überlegung wäre, bei Mietwohnungen aus dem moderaten Segment einige der Auflagen zu lockern. Was nützt mir denn die beste Isolierung als Mieter, wenn ich die Kaltmiete nicht bezahlen kann? Dann doch lieber ein etwas einfacher gebautes Domizil und ich zieh halt in der Heizperiode mal Socken und Pulli an, wenn ich auf der Couch sitze.


Ich finde den Auflagen Schwachsinn ja auch grandios. Und nicht alles hat mit Isolierung zu tun.
Und selbst wenn man die Uhr um 20 Jahre zurückdreht, wirst du in einem solchen Haus nicht frieren.
Das ist alles ausgemachter Schwachsinn. Ein Beispiel: seit ein paar Jahren wird für den Hausanschluss mit Wasser, Strom usw. eine sogenannte gasdichte Hauseinfuhrung benötigt. Verlangt der Netzbetreiber. Kosten für ein Plastikrohr mit ein paar Dichtungen: 800 Euro. Auf meine Frage warum ich eine gasdichte Einführung benötige, wenn ich gar kein Gas reinlegen möchte: "das ist jetzt Vorgabe". Aha. Und von diesem Schwachsinn kann ich Listen füllen. Hat es beim letzten Hausbau noch nicht gegeben. Extrakosten für diesen Schwachsinn in Summe bisher: rund 10.000 Euro.


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